Forum: Ernährung - Eiweißbrot
Hallo Gerolf, Du hast Dich sehr ausführlich mit der Materie beschäftigt, wie auch Deine anderen Beiträge zeigen. So differenziert wie Du es darstellst, kann man Dir nur zustimmen. Natürlich ist es eine Frage der geschickten Kombination. Hast Du schon mal ein Aminogramm erstellen lassen, um zu sehen, ob das Ergebnis Deinen Erwartungen entspricht. Fände ich sehr interessant zu wissen. Bleibt mir nur noch ganz spontan ein Gedanke: Woher weiß der Löwe, weiß das Reh, wissen die Vögel im Wald was sie fressen müssen, wo sie doch keine Nährwerttabellen studiert haben. Ich stelle mir gerade einen Löwen aus Kenia vor, wie er Bücher wälzt, und dann hergeht und Linsen kocht, und wie er sich noch Paranüsse und Gluten im Internet bestellt. LG, Michaela
Hallo Michaela, ich bin derjenige, der bei "Wikipedia" den folgenden Satz in den Gluten-Artikel reingeschrieben hat: "Beim Auswaschen des Klebers verändert sich die Eiweißzusammensetzung, weil insbesondere die essentielle Aminosäure Lysin teilweise zusammen mit der Stärke entfernt wird. Die biologische Wertigkeit vermindert sich dadurch von 69% (bei Weizenvollkornmehl) auf 38% (bei Weizengluten)." Für mich ist es ganz witzig zu sehen, dass das jemand gelesen hat. Zugleich bin ich etwas betrübt über die Schlüsse, die du gezogen hast. Du solltest diese Information nicht überbewerten, du hast dich schon viel länger mit Ernährungsfragen beschäftigt als ich. Ich habe da nur etwas aufgeschrieben, was mir beim Vergleich der Tabellen des Deutschen Lebensmittelschlüssels aufgefallen ist. Gluten ist nicht "alles in allem so minderwertig". Es hat eine ungünstige Aminosäuren-Zusammensetzung, aber das ist bedeutungslos, sobald es mit anderen Eiweißquellen wie Hülsenfrüchten (Lysin), Paranuss (Methionin), Leinsamen, Kürbiskern und Sesam kombiniert wird, die die Mängel an einzelnen Aminosäuren ausgleichen. Dann erhöht sich die biologische Wertigkeit des Gesamtproteins deutlich. Weizengluten hat auch die besondere Kleber-Eigenschaft, über die sonst nur noch Roggeneiweiß verfügt, das aber nicht konzentriert werden kann. Nur mit Klebereiweiß lässt sich aber überhaupt Brot herstellen, wie wir es kennen, und das doch wirklich ein ungemein praktisches Nahrungsmittel ist, an das wir uns von Kindheit an gewöhnt haben. Bleibt als negative Eigenschaft das allergene Potenzial. Allerdings muss ein Eiweißbrot keineswegs eine höhere Gesamt-Glutenmenge enthalten als ein gewöhnliches Weizenbrot. Schließlich wird gerade durch das Ausschwemmen der Stärke sozusagen Platz frei gemacht im Brotlaib für andere Mehle mit höherem Eiweißgehalt. Für ein Brot von einem Kilogramm Gewicht (mit Wasseranteil) genügt eine Glutenmenge von unter 100 Gramm. Natürlich ist es auch möglich, echte Eiweißbomben aus halb Gluten, halb Sojamehl anzurühren. Dann erst besteht meiner Meinung nach die Gefahr, Unverträglichkeitsreaktionen auszulösen, falls gewöhnliches Weizenbrot bislang vertragen wurde.
Ich bin jetzt voll und ganz abgekommen von dem Eiweißbrot. War mal eine ganz nette Abwechslung, aber ich habe festgestellt, dass ich das einfach nicht brauche. Das Gluten ist alles in allem so minderwertig. Und es gibt so viel bessere Sachen zum essen. Die Nüsse und Saaten, die ich da reintun würde, kann ich auch so essen, dann hab ich keine Arbeit damit. Wozu backen, wenn's so viel einfacher ist? Statt Mandelmehl einfach Mandeln essen. Da hat man viel Zeit gespart. LG, Michaela
Hallo Ihr Eiweißbrotler, habe mich ausprobiert, fand einige Sorten lecker und das Experiment insgesamt spannend. Die armen Bäcker müssen ja ihren Umsatz ankurbeln, bei den vielen LC-Anhängern neuerdings. Grundsätzlich finde ich, es ist ein Kunstprodukt der neusten Generation, sowas wie ACE-Saft. Ich bin der Ansicht, entweder Brot=Kohlenhydrate oder Eiweiß=Eiweiß.Ich mag auch nicht die Fleischersatzprodukte aus Soja für die vegetarische Ernährung.Schmeckt wie Schnitzel, ist aber keins, ätsch! Für mich ist das die gleiche Betrügerei wie die ganzen anderen künstlichen Aromastoffe, etc. Also kauf ich, wenn überhaupt, Brot vom Vollkornbäcker oder ich back mal eins selbst. Wer Kuchen backen kann, kann auch Brot backen.Aber jede Sache hat auch immer zwei Seiten, durch das Eiweißbrot wird die Sache mit dem Low carb erst recht bekannt.Und wer weiß, der ein oder andere interssiert sich vielleicht für die ganze Ernährung nach LC.Dann hat es Sinn. Julia
Selbst Dr.Strunz spricht von Luxus-Kohlenhydraten, egal ob ab Phase III oder zwischendurch wenn man mal 'Bedarf' hat. Im Alltag verzichte ich auf alle bewussten KH. Und als Luxus gönne ich mir ab und zu ein, zwei Scheiben zu einem schönen Wochenendfrühstück. Das frische Brot wird bei uns eingefroren und Scheibenweise im Toaster aufgetaut / angeröstet. Dadurch wird das Eiweißbrot schön rösch und gewinnt an Geschmack. Gruß, PJ
Genau: Dann gar kein Brot ;-) Ansonsten finde ich ein Rohkost-Nuß-Ölsamen-Brot am besten.
hallo ihr Strunzler, ich kann auch sehr schwer auf ein schönes dunkles Brötchen zum Frühstück verzichten, und nach anfänglicher Skepsis hab ich mich mal mit der Alternative EW Brot auseinandergesetzt, verschiedene probiert, teilweise Bauchschmerzen ohne Ende bekommen und bin jetzt auf eine Seite im Netz gestoßen, die recht interressant klingt, "....konzelmanns in Deutschland", das allertollste ist, dass das dort angebotene Knäckebrot zu 100% identisch mit dem vom Doc angebotenen ist, und was soll ich sagen, es schmeckt prima und sättigt super, bei den meisten Knäcke ess ich mich hungrig. Die ganze Seite ist interessant, schau doch mal rein. liebe Grüße Heike
Bei meinem Bäcker gibt es 500g Eiweißbrot für 1.99- und das schmeckt auch noch herausragend gut. Ich brauche keine Aufstrich, so lecker ist es. Leider vertrage ich es aber überhaupt nicht und es ist außerdem sehr kalorienreich. Schon wegen des Glutenanteils, werde ich daher wohl wieder auf dies Brot verzichten (insbes. nach den News). Dann gar kein Brot, wie vorher auch. Grüße Karel
.... ich habe mich ziemlich durch das Sortiment " durchgegessen" ... mir schmeckte keines, zum selber Backen bin ehrlich gesagt zu bequem. Wenn Brot, dann esse ich ein richtiges Stück.... ohne Kompromisse.... und wundere mich nicht über eine allfällige Gewichtszunahme.... Dann wir eben länger gelaufen... es ist doch eigentlich ganz einfach...
Es ist skandalös, was für einen Mist gewisse Medien von sich geben dürfen! Ich war lange, lange Jahre massiv übergewichtig und habe 55 Kilo abgenommen, habe jetz einen BMI von knapp unter 20 und fühle mich blendend! Ich versuche in meinem Umfeld, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben ... da machen es solch skandalöse Artikel nicht einfacher! Besonders "schön" finde ich den Mist, dass die Proteinaufnahme bei Männern Heute bereits "doppelt so hoch sei" wie sie sein sollte!! 23.07.2012 Spiegel Online Trend-Lebensmittel Wie fett ist dieses Brot! Von Christine Pander Verschiedene Brotsorten: Ein neuer Diätzauber aus der Backstube enthält wenig Kohlenhydrate, dafür umso mehr Fett In den Bäckereien ist Eiweißbrot der neue Renner. Arm an Kohlenhydraten, dafür reich an Proteinen, soll das Spezialbrot nach Verzehr die Pfunde im Schlaf purzeln lassen. Doch das "Low Carb"-Backwerk entpuppt sich als Fettbombe. Es ist zu schön, um wahr zu sein. Ausgerechnet in Bäckereien soll man das neue Wundermittel im Kampf gegen speckige Taillen finden. Seit einiger Zeit haben Bäcker ein eiweißhaltiges Brot im Sortiment, das die Kilos angeblich purzeln lassen kann. Ernährungsexperten sehen das skeptisch. Und auch Verbraucherschützer schlagen Alarm. Die Modebrote sind nämlich ganz schön fett. Manche Sorten enthalten sogar zehnmal mehr Fett als normale Brote. Trotzdem sind die Eiweißbrote der Renner. Denn sie bedienen die Sehnsüchte all jener, die ihr Leben mit einer Low-Carb-Diät, also einer kohlenhydratarmen Ernährung, leichter machen wollen. Einigen Herstellern zufolge enthalten die Backwaren nur sechs Prozent Kohlenhydrate, dafür aber 21 Prozent Eiweiß. Ein Bäcker wirbt sogar damit, sein Produkt schaffe es auf 32 Prozent. Im Vergleich dazu besteht ein Weizenmischbrot aus 44 Prozent Kohlenhydrate und fünf Prozent Eiweiß. Diätgurus, die auf das Schlank-im-Schlaf-Prinzip schwören, verweisen zudem auf ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl der Spezialbrote. Das Plus an Eiweiß, besonders am Abend genossen, kurble zudem die Fettverbrennung an. Der Fleischkäse unter den Broten "Eine sehr eiweißreiche, kalorienarme Kost kann die Kilos tatsächlich schmelzen lassen", sagt Gerhard Rechkemmer, Präsident des Max Rubner-Instituts (MRI) in Karlsruhe. Von den Eiweißbroten hält er trotzdem nichts. "Das Werben mit Eiweißbroten zum Abnehmen ist absolut unzulässig", sagt er. Für eine derartige Behauptung fehle der wissenschaftliche Beweis. "Zudem ist auch noch nicht klar, wie gesundheitsförderlich es ist, wenn man so viel Eiweiß zu sich nimmt", sagt der Ernährungswissenschaftler. Die nationale Verzehrstudie II belege, dass gerade bei Männern die Proteinzufuhr bereits doppelt so hoch ist wie sie sein sollte. Unter Umständen könne das zu einer Belastung der Nieren führen. "Außerdem ist die Energiebilanz bei den Broten haarsträubend", sagt Rechkemmer. Der Experte sieht diesbezüglich durchaus Parallelen zum Kalorienturbo Fleischkäse. "Den gibt es auch in Kastenform, und er enthält nur Fett und Eiweiß. Ein klassisches Eiweißbrot, wenn man so will." Ein Großbäcker, der die Brote mit dem Schlank-im-Schlaf- Diätversprechen beworben hat, ist bereits von der Wettbewerbszentrale abgemahnt worden. Und auch die Verbraucherzentrale Bayern hat ein wachsames Auge auf das Trendbrot. "Der Fettanteil der von uns getesteten Brote war drei- bis zehnmal so hoch wie bei normalem Brot, bei einem Produkt lag der Energiegehalt bei 265 Kilokalorien pro hundert Gramm", sagt Ernährungsexpertin Daniela Krehl. Ein normales Brot hat im Vergleich dazu rund 220 Kalorien. "Allein von diesem Brot zum Abendessen nimmt kein Mensch ab", sagt sie. Mit drei Euro und mehr pro Pfund ist das Brot auch recht teuer. Letztlich hat es den Testern nicht einmal geschmeckt. Ihr Urteil: fluffig, pappig, speckig, klumpig - mit schwammiger Konsistenz. Nach Angaben des Backzutatenverbandes in Berlin wird beim Eiweißbrot ein Großteil des normalen Weizenmehls durch Weizen- und Sojaeiweiß ersetzt. Verschiedene Ölsaaten werden zur Optimierung des Geschmack- und Kaueindrucks verwendet. "Die Hauptinhaltsstoffe sind Weizeneiweiß, Sojaeiweiß, Sojaschrot, Weizenvollkornmehl, Leinsamen, Sonnenblumenkerne und Sesam", heißt es in einer Stellungnahme. Im Ergebnis produziere man so Brote, die circa 25 Prozent Eiweiß und nur noch rund 10 Prozent Kohlenhydrate enthalten. Die Debatte um das Fett hält man beim Verband indes für überflüssig. Der Fettgehalt von zehn bis elf Prozent sei völlig normal für Brote mit entsprechenden Ölsaatenanteilen. Das Eiweißbrot an normalen Mischbroten zu messen, sei daher ein völlig sinnfreier Äpfel-Birnen-Vergleich. Marketing-Gag aus der Backstube? Armin Juncker, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Großbäcker, versteht die ganze Aufregung nicht. "Nach Aussagen vieler Ernährungswissenschaftler sind Eiweißbrote besonders wertvoll", sagt er. Brot an sich mache auch nicht dick. "Wer aber fingerdick Leberwurst draufstreicht, kann damit natürlich nicht abnehmen." Davon, dass es sich bei den Eiweißbroten schlicht um eine geschickte Marketingstrategie einer Branche handeln könnte, will Juncker jedenfalls nichts wissen. Er glaubt, dass sich die Brote auch in Zukunft am Markt bewähren werden. "Sie werden aber nie die Bedeutung von Roggen- oder Weizenmischbroten erlangen, sondern ein Spartenbrot bleiben für Menschen, die sich um eine kohlenhydratarme Kost Gedanken machen." Peter Becker, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, hält dennoch nicht viel von den neuen Broten. "Ich bin kein Fan davon", sagt er. Aber auch er bäckt sie inzwischen, weil die Kunden danach fragen. "Ich würde jedoch nie behaupten, dass man damit abnehmen kann." In den siebziger Jahren hat er bereits erlebt, wie die Margarineindustrie die Butter aus den Bäckereien verbannen wollte. Dieser Trend ging schnell vorüber. "Diäten kommen und gehen. Jetzt sind eben die Kohlenhydrate dran."