Forum: Ernährung - Freifahrtschein für gesättigte Fettsäuren ?
Eigentlich habt ihr beide Recht. Thorsten mit seinem Hinweis auf die Naturvölker, die sich noch hochcarbiger ernähren, als die DGE vorsieht, die dabei aber ausgesprochen wenig Fett zu sich nehmen und wenn, sind das natürliche, gesunde Fette aus Wild und Fisch. Dazu ernähren sich Kalorien mengenmäßig ihres Bedarfes entsprechend.
Dem gegenüber steht die westliche Ernährung, eher weniger Carbs als bei den entsprechenden Naturvölkern, dafür aber deutlich mehr Fette, und eine Kalorienzufuhr die deutlich den Bedarf oft überschreitet.
Es unterscheidet sich auch die Kohlenhydrate Zusammensetzung beider Ernährungsformen. Besteht die Zusammensetzung einer westlichen Ernährung überwiegend aus hoch verarbeiteten Teigprodukte, Süßwaren und ähnlichem, sind es bei den Naturvölker eher Wurzelgemüse die für die hohe Kohlenhydrat-Zufuhr sorgen.
Wir haben es demnach mit zwei unterschiedlichen Ausgangssituationen zu tun.
Stoffwechselprobleme die unter einer westlichen Ernährung auftreten, sind sicher am einfachsten über eine Low carb Ernährung zu händeln, vor allem wenn diese Probleme daher rühren das Fette gar nicht mehr richtig verstoffwechselt werden können.
Natürlich gibt es auch Übergewichtige, die metabolisch (noch)völlig gesund sind, und die ohne Probleme auch Fette verbrennen. Da wird das Problem eher in einer Überernährung liegen, die man mit einer Kalorienproduktion ohne weiteres in den Griff bekommen kann.
Es stellt sich die Frage, was man will: will man nur abnehmen, oder will man seine metabolische Flexibilität optimieren und dabei an Fett verlieren.
"Wenn Normalcarb (DGE konform) bedeutet, dass das nur mit Suessigkeiten oder kiloweise Brot geht [...]"
Es ist schon ernüchternd und bedauerlich, wenn man ernährungsideologisch so festgefahren ist, dass man sich "Normalcarb [...] nur durch Süßigkeiten und kiloweise Brot" vorstellen kann...
Es gibt durchaus einige naturnah lebende Völker, die das auch ohne Süßigkeiten und Brot schaffen; soger mit teilweise noch höheren KH Anteilen.
Aber bitte, es scheint ja modern zu sein und Methode zu haben, sich einfache vermeintlich Schuldige herauszupicken.
Spoiler: Eines der Hauptprobleme beim Brot sind nicht die KH (Stärke = Poly-Glukose), sondern Glutene (Eiweiß!!).
ABer ich bin es leid, diese Diskussion erneut zu führen; auch wenn wir bei Süßigkeiten sicher sehr ähnliche Standpunkte haben.
Nein - geht nicht um pauschal falsch und richtig... sondern um Risikominimierung. Wenn Normalcarb (DGE konform) bedeutet, dass das nur mit Suessigkeiten oder kiloweise Brot geht und man damit einige Risiken in Kauf nimmt, wie verstaerkte Bildung von AGE, hohes Insulin, hohe Trigliceride usw... dann ist meine Meinung, diese Risiken koennte man minimieren indem man LC (Carblevel von mir aus individuell) betreibt...
"Also anders gefragt: Wuerdest Du, Thorsten, etwas falsch machen, wenn Du nur 200g KH/d konsumierst und damit sicherstellst, dass keine permanente GNG laeuft? Dann bei nur 30% des taegl. Energiebedarfs herauskommst und dafuer mehr Fett isst?"
Geht es dir pauschal um "falsch" und "richtig"? Ernährung, vor allem, wenn man nicht metabolisch krank ist, kann eben eine breite Spanne umfassen. Es gibt problematische Carbs und es gibt unproblematische Carbs. Genauso gibt es problematische Fette und unproblematische Fette. Blöd wird es i.d.R. , wenn zuviel zugeführt wird (egal von welchem Substrat) oder wenn ungünstige Kombinationen von Fett und Carbs konsumiert werden (und dann noch die jeweils problematischen Varianten).
Je nach Aktivitätslevel kann ich mal bei <100g/d oder auch mal bei >400g/d KH landen. Bei hohem Energiebedarf auch durchaus mal in Form von leeren Carbs; Makros und andere Nährstoffe (Vitamine, Mineralien, etc.) skalieren eben nicht 1:1 mit dem Aktivitätsgrad/Enegieverbrauch. Du kennst mein Mantra: Zyklen!
Um auf deine Frage zurück zu kommen:
Nein, ich würde mit nur 200g/d KH nichts grundsätzlich falsch machen.
Ich würde aber auch mit 500g/d KH nichts grundsätzlich falsch machen.
Kommt halt auf den Kontext an...
Auch mit LC kann man Overfeeding praktizieren und Fettmasse aufbauen. Auch mit HC kann man ein Kaloriendefizit erzeugen und Körperfett abbauen und metabolische Flexibilität und Insulinsensitivität verbessern. Jeder soll doch die Variante wählen und praktizieren können, die ihm besser zusagt. Wir wollen hier doch keiner Ge-/Verbotskultur Vorschub leisten ;-)
"Tja, jeder versteht unter LC ein bisschen was Andres. Und die Alternative zu LC ist ja auch nicht automatisch HC."
Ja kann sein, aber unabhaengig von der LC Definition - wenn 465g Kh/d dem DGE Standard entsprechen, dann ist das ja wohl die Normal Carb Variante und selbst noch gar kein HC. Nur wie soll das funktionieren? 1kg Brot pro Tag?? Und unabhanegig von der Implementation, stellt sich eben die Frage: Wie sinnvoll ist das? Gibt es einen Grund dafuer?
Also anders gefragt: Wuerdest Du, Thorsten, etwas falsch machen, wenn Du nur 200g KH/d konsumierst und damit sicherstellst, dass keine permanente GNG laeuft? Dann bei nur 30% des taegl. Energiebedarfs herauskommst und dafuer mehr Fett isst?
Tja, jeder versteht unter LC ein bisschen was Andres. Und die Alternative zu LC ist ja auch nicht automatisch HC.
Für mich beginnt LC dort, wo der Körper seinen Glukosebedarf über nahezu permanente GNG decken muss; also dort, wo die Glukoseaufnahme den Bedarf im Mittel nicht mehr deckt. Das sind beim Einen <100g/d, beim Anderen vielleicht ~200g/d. Und KH != KH.
Die Frage, die sich stellt ist doch die:
Gibt es einen Grund bzw. eine Stoffwechselproblematik, bei der eine andere Diaet als Low-Carb sinnvoll waere?
Will man abnehmen: Low Carb mit weniger Fett;
Will man Gewicht halten: Low Carb mit genuegend Fett;
Will man Muskeln aufbauen: Low Carb mit viel Protein;
Gibt es einen Grund, weshalb man HIgh Carb mit low fat machen sollte???
Zitat DGE: "Eine vollwertige Mischkost sollte begrenzte Fettmengen und mehr als 50% der Energiezufuhr in Form von Kohlenhydraten enthalten."
Ich geh mal von mir aus und setze 60% an - das waeren dann 465g KH pro Tag !!! Hammer oder? Wie macht man das?? Was muss man da essen? Wahrscheinlich Kuchen und Cola, sonst schafft das keiner....
Thomas, ja hatte im Ernst gefragt, weil ich genau das hoeren wollte, was Du geantwortet hast ;-)
Danke - genau so ist es.
D.h. zuerst müssen diejenigen erst einmal ihren Fettstoffwechsel aktivieren." Wie machen die das?
Stefan, das fragst du im Ernst?
Durch eine jahrzentelange, carblastige Ernährung hat sich der Körper darauf eingestellt, bevorzugt Khs zu verarbeiten. Enzyme zur Fettverbrennung wurden heruntergeregelt. Will man dieses ändern, geht man auf LowCarb über. Dieses Mal aber nicht nicht unter der Prämisse, Insulin stoppt die Fettverbrennung, sondern unter dem Gesichtspunkt, wenn keine Khs zur Verfügung stehen, muss sich umgestellt werden.
Als Ziel wird die metabolische Flexibilität trainiert, so dass der Stoffwechsel wieder alle Substrate optimal verwerten kann.
Morning,
"D.h. zuerst müssen diejenigen erst einmal ihren Fettstoffwechsel aktivieren."
Wie machen die das?
"Das Problem mit dem sich reduzierenden Grundumsatz ensteht vor allem dann, wenn die Summe aus Nahrungskalorien + Zuschuss aus den Körperreserven nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken (z.B. weil das Fettgewebe nicht ausreichend Fettsäuren freigibt), bzw. wenn der Körper die aus den Reserven freigsetzten Kalorien nicht nutzen kann"
Und was dann??
Bitte seid vorsichtig mit Hinweisen, die dazu fuehren, dass Leute, die das Problem mit einem reduzierten Grundumsatz haben, noch mehr hungern! Ihr sagt, doch immer es sei wichtig, zu differenzieren! Es gibt sehr viele, die sich diszipliniert krank hungern und sich dann noch zwingen mit Ihrem Blaehbauch joggen zu gehen. Bitte macht mal Loesungsvorschlaege fuer diese (relativ grosse) Gruppe... Danke.
Ich fang an - reverse dieting ;-)