Hallo Zusammen,

dieser Beitrag von Edubily ist nur als Newsletter erhältlich und nicht im Blog. Deswegen hier für euch:

 

 

der Darm ist wichtig. Nur leider – so scheint es – hört kaum einer zu. Interessiert uns nicht, ist so weit weg. Den Darm kann ich ja nicht sehen.

 

Macht leaky gut den Körper krank?

 

Vielleicht sensibilisieren wir uns mal, indem wir uns ein bisschen Angst machen: Multiple Sklerose will niemand haben. Da entzündet sich das Nervensystem, überall gibt es Entzündungsherde. Die Folge sind Funktionseinschränkungen. Vielleicht endet man im Rollstuhl, hat starke Schmerzen, vielleicht Schluck- oder Sehstörungen.

 

Zusammenfassend berichten wir über die Entdeckung, dass im Tiermodell für Multiple Sklerose ein leaky gut einschließlich einer gesteigerten Zonulin-Bildung zu finden ist.

 

Ups. Und weiter:

 

Dieser leaky gut scheint ein konstant zu beobachtendes und frühes Merkmal des Krankheitsprozesses zu sein. Dies führt dazu, dass der ganze Organismus betroffen ist, was letztlich in einer systemischen und chronischen Erkrankung resultiert.

 

Wohlgemerkt: Wir sprechen hier nicht über Henne und Ei, also darüber, was zuerst kam. Wir sprechen davon, dass der löchrige Darm hier als (eine) Triebfeder einer ZNS-Erkrankung betitelt wird.

 

In einem unserer aktuellen Artikel zu dem Thema beschreiben wir zudem, wie – ebenfalls anhand von Tiermodellen bestätigt – der leaky gut überhaupt erst ermöglicht, dass ein Typ-1-Diabetes, sprich eine Autoimmunreaktion gegen die Bauchspeicheldrüse, entstehen kann.

 

Alleine im Jahr 2018 sind etliche Arbeiten erschienen, die sich nur mit dieser Frage befassen. Mit der Frage, was der Darm mit systemischen (Autoimmun-)Erkrankungen zu tun hat.

 

Leaky gut = aggressiveres Immunsystem?  

 

Aber selbst Menschen, die sich mit solchen komplexen biologischen Prozessen oder Zusammenhängen kaum auskennen, wird schnell klar, warum der Darm ein Schlüssel ist, um die Entstehung vieler dieser Erkrankungen zu verstehen:

 

Im Darm wird das Immunsystem gemacht.

 

Und das Immunsystem ist an jeder Erkrankung beteiligt – ganz einfach. Dass das “Immunsystem im Darm gemacht” wird, liegt daran, dass dieses über den Darm wie an keiner anderen Stelle am und im Körper mit Nahrungsmittelbestandteilen und Mikroorganismen wechselwirkt.

 

Der Darm schützt uns vor so einer unkontrollierten Wechselwirkung dadurch, dass er eine Barriere darstellt. Die Darmzellen sind dabei mit Hilfe bestimmter Proteine miteinander verschweißt. Löst sich diese Verschweißung, öffnen sich die Tore – der Darm wird löchrig, man spricht vom leaky gut. Man könnte es auch so formulieren: Öffnen sich die Tore im Darm, holen wir uns nicht nur sinnbildlich die K*cke ins Haus.

 

Etwas biologischer formuliert: Wir präsentieren unserem Körper eine unzählige Menge an Antigenen – körperfremde Bestandteile, auf die der Körper mit einer Antikörper-Bildung reagieren kann und oft auch reagiert. Die Folge: Antikörper gegen “Selbst” und systemische Entzündung.

 

Hat der Darm Einfluss auf das Gehirn?  

 

Noch mal zum ZNS bzw. zum Gehirn. Der Darm hat massiven Einfluss aufs Gehirn. Die beiden sind über die sogenannte “Darm-Hirn-Achse” miteinander verbunden. Zum Beispiel so:

 

  • Es konnte gezeigt werden, dass die Darmflora Einfluss auf die Bluthirnschranke hat – genau wie es eine Barriere zwischen Außenwelt und Körper gibt, gibt es eine Barriere zwischen Körper und Gehirn. Aus gutem Grund. Die Darmflora kann diese Barriere öffnen. Nicht gut.
  • Im Darm werden Antigene präsentiert und dort entstehen Antikörper – alternativ werden entzündungsfördernde Zellbotenstoffe gebildet, die gleichermaßen im ganzen Körper wirken. Schon mal eine Infektion oder schwere Grippe gehabt? Diese Zytokine gelangen auch ins Hirn und legen uns dort komplett lahm! Epstein-Barr-Virus lässt grüßen. Alles anerkannte Tatsachen, sogar in Nature publiziert – nennt sich sickness behaviour. Werden Infektionen und systemische, entzündliche Erkrankungen chronisch, macht das genau deshalb depressiv. Wieso interessiert uns das nicht?
  • Über den Vagus-Nerv ist der Darm direkt mit dem Gehirn verbunden. Aus Spaß ganz bestimmt nicht! Das Gehirn kann den Darm und das Geschehen dort “fühlen”.
  • Zudem produziert die Darmflora – neben Neurotransmittern – Substanzen, die ins Blut gelangen und dort eine Wirkung entfalten, zum Beispiel auch aufs Gehirn. Zu nennen wären hier beispielsweise kurzkettige Fettsäuren.

 

Wer will denn vor dem Hintergrund dieser (doch gekürzten) Informationen die Darm-Tore öffnen? Also wir nicht.



 

Faktoren, die Einfluss auf die Darmbarriere haben

 

Der “Masterregulator”, sozusagen der Haupttüröffner im Darm, nennt sich Zonulin. Und die Zonulin-Ausschüttung wird wie von keinem anderen Stoff durch Gluten, genauer: Gliadin, hervorgerufen. Keine Diskussion. Es ist so. Bei jedem! Immer.

 

Brötchen beim Frühstück → Gliadin → Zonulin-Ausschüttung → Tore im Darm auf

 

Theoretisch und überspitzt formuliert provozieren wir also mit jedem Biss ins Brötchen Krankheit. Der Gluten-Forscher Dr. Fasano meint:

 

Gluten ist für jeden ein Gift. Bei manchen löst es Krankheit aus, bei anderen nicht.

 

Glücklicherweise gibt es auch ein paar protektive Faktoren, die die Darmbarriere stärken. Dazu zählen:

 

  • Die Aminosäure Glutamin
  • Zink
  • Vitamin D
  • Vitamin A
  • Einige Polyphenole wie EGCG vom Grüntee und Curcumin vom Kurkuma
  • Ballaststoffe
  • Probiotika

 

Doch bevor wir darum bemüht sind, noch mehr zu tun als wir ohnehin schon tun, sollten wir uns kurz vor Augen führen, dass man auch …

 

durch Weglassen gesund werden kann.

 

In diesem Fall: Weglassen von Gluten.

 

Praktischer Tipp: Bye bye, lieber Prachtkeks

 

Halten wir fest: Goodbye, mach’s gut, du, mein (glutenhaltiger) Prachtkeks.

 

Herzlich,

Chris und Phil