Forum: Ernährung - News vom 15.12.2016 - Die Keto-Adaption
Super, Gundula, dann hast Du Dir die Frage nach dem "Warum" ja bereits gestellt und scheinbar auch schon beantwortet. Und wenn dieses "ich will!" wirklich aus dem Innersten kommt und Deiner Überzeugung entspricht, dann kann es doch von Seiten der Umwelt ( = der außen in Erscheinung tretende innere Schweinehund; der "äußere Schweinehund" sozusagen ;-) ) auch keine ernsthaften Probleme geben.
Na dann ... enjoy!
Gundula, das von Dir bestellte Buch von Jimmy Moore und Eric C. Westman ist wohl die deutschsprachige Ausgabe von "Keto Clarity - Your Definitive Guide to the Benefits of a Low-Carb, High-Fat Diet" aus dem Jahre 2014. Ein sehr gutes Buch, das wirklich Klarheit verschafft ;-).
Was aber all diese Bücher Dir nicht abnehmen können, ist die Klärung der Frage des "Warum", der zugrundeliegenden "Motivation". Da kann man noch so viele Keto-Bücher lesen und im Prinzip verstehen, ... wenn man "es" (das Erreichen und Halten der Ketose) nur deshalb schaffen möchte, weil "es" andere schließlich auch schaffen, man in Wirklichkeit die damit zumindest temporär verbundenen Entbehrungen jedoch fürchtet und insgeheim ablehnt, dann wird es nicht funktionieren. Nicht einmal mit dem Jimmy Moore an der Hand ;-).
Aber hey, man muss nicht in Ketose sein! Man ist deswegen kein schlechterer Mensch, wenn man es nicht ist, wenn man es nicht schafft, wenn man den kulinarischen Verführern lieber auch mal nachgibt. Unsere Vorfahren haben das mit der Ketose ja nur deshalb so leicht geschafft, weil sie - zeitweise - gar keine andere Wahl hatten. Wir hingegen müssen angesichts eines 24/7-Nahrungsangebots einen permanenten zusätzlichen Kampf mit dem "inneren Schweinehund" austragen. Und ob man sich diesen Kampf als gesunder "Durchschnittsmensch" wirklich antun will, bloß um halt auch "einer von denen" zu sein? Dazu findet man nicht einmal bei Jimmy Moore (oder Daniela Pfeifer) eine Antwort ;-).
Liebe Gundula,
wie ich Dir schon in Privatnachrichten vor langer Zeit mitteilte, bin ich nicht ganz so konsequent, wie Du mich scheinbar noch immer siehst. Da ich sehr gesund bin (fast schon pumperlgsund), sähe ich für mich auch keinerlei Notwendigkeit, dauerhaft extrem low carb oder gar dauerhaft in Ketose unterwegs zu sein. Wenn das aber jemand tut bzw. versucht, vielleicht sogar für mehrere Jahre in Ketose zu leben (wie beispielsweise ein hier gerne zitierter Blog-Autor), dann hat der wohl vergessen, zumindest einmal kurz nachzudenken. Wie schon oft von mir gesagt: es gibt kaum einen Grund, dauerhaft in Ketose zu sein.
Aber es gibt sehr wohl einen Grund (nein, viele gute Gründe!), sich diese Fahigkeit anzuzüchten und zu erhalten, um sie immer wieder mal temporär einzusetzen. Einfach, weil es für uns Menschen das Natürlichste der Welt ist, weil wir genau deshalb zu dem geworden sind, was wir sind, und weil ganz allgemein Unregelmäßigkeit für uns förderlich ist (was aber nicht heißt, dass man sich jetzt deswegen auch jenes Frankenstein-Essen reinziehen solle, das es Jahrmillionen lang nicht gab und an das wir in keiner Weise angepasst sind - gleiches gilt für zu große Mengen an KH ganz allgemein).
Ich habe mir diese Ketose-Fähigkeit wohl schon vor vielen Jahren - damals ungewollt und aufgrund von Unwissenheit auch völlig ungeplant - durch teilweise sehr extreme Fastenexperimente erarbeitet. Und die ist mir geblieben (RQ bei Strunz-Messungen 0,76 und 0,70). Heute brauche ich nur wenige Tage (nicht Wochen oder gar Monate), um nach einer Phase eines höheren KH-Konsums, wie jetzt in der Glühwein- und Weihnachtskeksezeit, wieder in Ketose zu kommen. Da reichen drei Fastentage Anfang Jänner, um wieder blitzartig zu Blutketonwerten jenseits der 4 mmol/l zu kommen. Wobei hier "Fasten" für den Verzicht auf Kohlenhydrate und Eiweiß steht. Muss kein Wasserfasten sein. Fett ist da gerne erlaubt und sogar durchaus förderlich (da gibt es dann im Nu Blutketonwerte jenseits der 6, 7, 8 mmol/l). Wobei "Fett" hier natürlich Fett in jener Form ist, in der der Körper Fett speichert! Also im Wesentlichen in Form von gesättigten und einfach ungesättigten Fatten, aber nicht in Form von täglich 200ml Olivenöl (wie neulich hier von jemandem geschrieben) oder Leinöl oder sonstigen mehrfach ungesättigten Fetten (PUFAs)! Sondern vielmehr das Fett im Fleisch, im Fisch, in Eiern vor allem, im Schmalz, in der Butter, gerne jenes in Avocados, in gelegentlichen Nüssen und im Kokosfett.
Abgesehen davon, dass die Energiebereitstellung aus Glukose (Glykogen), Fettsäuren und Ketonen immer zu einem gewissen Grad parallel erfolgt und nie völlig isoliert in einer einzigen Form, gelingt dieses Switchen hin zu einem jeweils bevorzugten Substrat zumindest bei mir sehr leicht. In Phasen, in denen ich mehr KHs und Alkohol zu mir nehme (wie jetzt), funktioniert es schon aus Überlebensgründen automatisch, den Glukosestoffwechsel in Gang zu bringen (Glukose ist in größeren Mengen bekanntlich ein Gift für den Körper). Im Jänner gibt es dann wieder ein paar Fastentage, und ansonsten no carb (und no Alk ;-) ) und moderate Protein. Und es fällt mir dann sehr leicht, ganz schnell wieder umzuschalten, wie Blutketon-Messungen beweisen.
Ich merke es daran, dass ich in der Ketose-Phase keinerlei Hunger verpüre und oftmals fast schon aufs Essen vergesse, aber dennoch konstant hohe Energie und Lebensfreude habe, während ich während der aktuellen high carb Phase ständig hungrig bin und stärkeren Stimmungs- und Energieschwankungen unterliege.
Da es mir nicht um Höchstleistung geht (ich mache kein exzessives Cardio oder nehme an Wettkämpfen teil) sondern um konstante, leicht erreichbare Hochleistung, ist Keto für mich viel besser und bin ich während Ketophasen leistungsfähiger und glücklicher - einfach ausgeglichener. Da ich aber auch ein Genußmensch und eben (noch) sehr gesund bin, gönne ich mir auch gelegentliche ungesunde Phasen und nehme die damit verbundenen Einschränkungen und Unpässlichkeiten bewusst in Kauf (hach, so ein Glühwein in netter Gesellschaft, das kann schon etwas ;-) ).
Alles klar, Gundula? Bei mir hat das wiederholte, sehr lange Fasten für die Keto-Adaption gesorgt, sodass ich nach wie vor nur wenige Tage benötige, um neuerlich in Ketose zu kommen. Seit ich regelmäßig auch Blutketonwerte messe, war ich aber noch nie länger als etwa drei Monate in Ketose. Wozu auch?
Die allermeiste Zeit des Jahre lebe ich jedoch sowieso sehr low carb. Esse nie Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln, nur zweimal Pizza im Jahr, so gut wie keinen Reis, keinerlei Limos (auch nicht in der"light"-Form), keinerlei Fertiggerichte und sonstwie hochverarbeitete Produkte, kaum etwas mit Zutatenliste und nur gelegentlich Alkohol. Paläo halt. Wobei ich in Sachen Eiweiß eher moderat bin (im Schnitt kaum mehr als 1,5g pro kg Körpergewicht).
Liebe Grüße,
Günther
P.S.: damit das nicht falsch verstanden wird, ... Olivenöl und Leinöl verwende ich schon auch, aber eher als Gewürz (auf den Salat), nicht als Massennährstoff und Energielieferant.