Forum: Ernährung - News vom 21.05.17: Parodontitis

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Herbert A. 102 Kommentare Angemeldet am: 07.10.2018

Hallo Ulli,

Wasserstoffperoxid ist in der Tat eine interessante Substanz, ein vielfältig einsetzbares Desinfektionsmittel. Beseitigt zB Pilze, entgiftet den Körper, tötet Bakterien durch Oxidation. Siehe Vitamin C.

Auch die Anwendung im Mund könnte theoretisch gut funktionieren, wenn man davon ausgeht, dass gesunde Zellen via Katalase grundsätzlich untangiert bleiben. Es dürften dann strenggenommen ja auch keinerlei Entzündungen etc. auftreten (den Bleicheffekt bezüglich der Zähne lasse ich außen vor). Dennoch wäre ich erst einmal vorsichtig. Hast Du die Biochemie mal abgeklärt? 

H2O2 dürfte stärker sein als zB Chlorhexidin, von dessen regelmäßiger Anwendung mein Zahnarzt im Unterschied zu Brandt/Hendrickson abrät. Die von den beiden Letztgenannten empfohlenen Prophylaxe- und Therapiemaßnahmen sind sicherlich sehr beachtenswert (bis auf den Einsatz von Antibiotika vielleicht). Wie immer jedoch macht das nur einen kleinen Teil dessen aus, was das Strunz-Konzept hergibt. Ich glaube nicht, dass Limitation der Schlüssel ist. 

Dies gilt leider auch für eine dennoch sehr schöne Metastudie aus dem Jahr 2010: Van der Velden, Kuzmanova und Chapple (Amsterdam/Birmingham), „Micronutritional Approaches to Periodontal Therapy“, J Clin Periodontology 2010, 38 (Suppl. 11): 142-158 doi. Ca. 150 Belegstellen. Abstract:
Aim: Periodontitis results from the loss of a delicate balance between microbial virulence factors and a proportionate host response. Nutritional factors have been implicated in several chronic inflammatory diseases that are associated with periodontitis. The manuscript reviews the evidence for nutritional exposures in the etiology and therapeutic management of periodontitis, and makes recommendations for daily nutritional  intake for vitamin C (ascorbic acid), vitamin D, calcium, and antioxidants.
Results and conclusion: Periodontitis is associated with low serum/plasma micronutrient levels, which may result from dietary and/or life-style factors as well as nutrigenetic characteristics. Early evidence suggests beneficial outcomes from nutritional interventions; supporting the contention that daily intake of certain nutrients should be at the higher end of recommended daily allowances. For prevention and treatment of periodontitis daily nutrition should include sufficient antioxidants, vitamin D, and calcium. Inadequate antioxidant levels may be managed by higher intake of vegetables, berries, and fruits (e.g. kiwi fruit), or by phytonutrient supplementation. Current evidence is insufficient to support recommendations of mono-antioxidant vitamin supplements and randomised controlled double-blind intervention studies are needed to provide evidence to underpin future recommendations. Inadequate supply of vitamin D and calcium may be addressed by implementing changes in diet/life style or by supplements.”

Die Zahl der Probanden (inkl. Kontrollgruppen) dieser epidemiologischen Studie beläuft sich auf etwa 100.000. In ca. 90 % der Fälle ließ sich eine inverse Beziehung zwischen bestimmten Mikronährstoffspiegeln und Parodontitis (Parameter: Taschentiefe, Blutung bei Sondierung, Lockerungsgrad, Knochenverlust) feststellen. Mikronährstoffe: Vitamine C, D3, B und E, Mg, Mg/Ca, Antioxidative Kapazität, Gluthation, Bilirubin, Beta-Carotin, Folsäure, Omega 3 (EPA/DHA). Interessant auch der Hinweis auf oxidativen Stress und die Bildung von ROS und AGE (Ref. Battino et al., 1999): „Oxidative stress may result from mitochondrial electron leakage at complex III of the hydrogen-electron transfer chain [Atmungskette] on the inner mitochondrial membrane during normal metabolism … This gives rise to the single electron reduction of molecular oxygen forming the superoxide radical. In this situation increased nutritional intake of refined sugars or saturated fats … can overload the Krebs cycle, producing excess superoxide radical formation and downstream reactive oxygen species (ROS), which overwhelm mitochondrial antioxidant defence systems (superoxide dismutase 2), generating oxidative stress.”

Breite Basis, klare Tendenz, aber selektiv. Ansätze halt, „wissenschaftlicher“ Stand 2010, hasenherzig formuliert (Limitationen siehe „Cautions …“). Urvertrauen in die Studien, die noch kommen werden. Aus demselben Zeitraum stammen übrigens auch die aktuellen Meisterwerke von Gröber (sein Handbuch „Mikronährstoffe“ hat eine begeisternde Dichte), Burgerstein und Horn & Kollegen. Auch bei diesen gibt es sicherlich Revisionsbedarf.

Die Aussage zu den gesättigten Fetten darf man heute in Frage stellen. Und die überragende Bedeutung von Vitamin C, Antioxidantien (Redoxkette) und Magnesium dürfte inzwischen unstreitig sein (Pauling, Saul, Hickey, Klenner …).

Die Provinz (Freiburg) überrascht in der Tat mit merkwürdigen Merkblättern (siehe News 4.4.17). Anfang 2016 wurde dort auch im Fachbereich Hämatologie, Onkologie und Stammzellentransplan­tation eine (adjuvante) Studie zum „Einfluss einer ketogenen Diät - einer stark kohlenhydratreduzierten und fettreichen Kostform - auf die körperliche Ausdauerleistungsfähigkeit von gesunden Erwachsenen“ initiiert. Lustig zu lesen. Es wurden „gesunde Erwachsene“ als Probanden gesucht. Derweil sterben die Patienten. Obgleich man unter „Mögliche Einschränkungen und Risiken“ zu bemerken beliebt: „Aus großen randomisierten Studien mit extrem kohlenhydratarmen Diäten weiß man, dass eine langfristige ketogene Ernährung zu keinen negativen gesundheitlichen Nebenwirkungen wie Herz-, Kreislauf-, Leber- oder Nierenproblemen führt. Ein medizinisches Risiko kann daher für Sie durch diese Ernährung praktisch ausgeschlossen werden.“

Man kann diese zerebrale Immunität, diese Fähigkeit, mit Widersprüchen zu leben, ja nur bewundern. Fröhliche Wissenschaft im modernen praktischen Flachformat. Was soll Q10, solange man sich ein fröhliches Gemüt bewahrt? Die Evolution wird sich hoffentlich was dabei gedacht haben!

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:-) 7234 Kommentare Angemeldet am: 22.05.2018

Und wieder einmal liest jeder das aus einer Mitteilung, was er will.

Da wird aus "Bei steinzeitlicher Ernährung ohne raffinierte Kohlenhydrate tritt sie nach einer viel zitierten Studie… praktisch nicht auf"

ganz einfach "Wissen Sie, was hier steht? Low carb und no carb ist die Lösung. Das war´s auch schon."
Und nein, genau das steht das eben nicht!

 

Und ja, Ernährung hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Zahn(fleisch)gesundheit. Ich sehe das ganz deutlich an meinen Hunden. Strahlend weißes, gesundes Gebiss. Kein Trockenfutter sondern BARF; und gelegentlich mal ein paar übrig gebliebene Kartoffeln, Reis, selten mal ein paar Nudeln oder ein Stückchen Pizza-Rand. Halt nur nicht jeden Tag und schon gar kein industriell verpresstes Trockenfutter mit überhöhtem (!) KH Anteil. Aber auch definitiv kein NO-CARB.

Mahlzeit,
Thorsten

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Ramona S. 876 Kommentare Angemeldet am: 29.05.2018

An dieser Stelle möchte ich auf einen heißdiskuituerten Buchtipp aufmerksam machen.

"Zahnarztlügen: Wie Sie Ihr Zahnarzt krank behandelt"

geschrieben von Dr. Lars Hendrickson und Dorothes Brandt.

mit immerhin 157 Kundenrezensionen darunter mind. 40 "gefühlte" Zahnärzte.

Paradontitis ist natürlich auch dabei.

 

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UlliS 402 Kommentare Angemeldet am: 06.06.2018

Dazu habe ich noch einen kleinen Tipp:

Belag und Bakterien im Mundraum bzw. auf den Zähnen kann man auch ziemlich einfach und billig mit Wasserstoffperoxid (3%) entfernen. Ich spüle mir alle zwei Tage nach dem Zähneputzen den Mund damit aus. Wenn man das noch öfters macht werden die Zähne schon fast unangenehm glatt. Ein Zeichen dafür, dass die Beläge weg sind, und zwar überall, auch in den Zahn-Zwischnräumen. Das in Kombination mit Low/No-Carb -> Karies ade. Aber das ist der Medizin-Mafia wohl zu billig und zu einfach. Daran lässt sich nichts verdienen.

LG Uli

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