Forum: Ernährung - Roberts News: Ein Kleidchen für die Kohlenhydrate

Hallo Uli,

„Man kann also tatsächlich gesunde Lebensmittel aus Zuckerrüben produzieren, Rindfleisch und Milch!“

Zuckerrüben enthalten wie alle Pflanzen viele gesunde Stoffe wie z.B. Mineralstoffe und Vitamine. In der Zuckerfabrik wird die reine Kohlenhydrate ohne Mineralstoffe und Vitamine herausgelöst und dann als Zucker verkauft. Was übrig bleibt sind die Zuckerrübenschnitzel, die dann noch konzentrierter die Mineralstoffe und Vitamine enthalten. Diese sind – aus Deiner Sicht - Abfall, aber sie dienen als hervorragendes Futter für Tiere. Der seiner Mineralstoffe und Vitamine beraubte Stoff bekommt dann eine Papiertüte und daheim eine schöne Zuckerdose als neues Kleidchen. Habe ich auch daheim in einer Zuckerdose, falls ein Besuch Zucker in seinen Kaffee möchte.

Sicher bekommen Kühe Kraftfutter um den Ertrag zu steigern - aber sie brauchen auch Raufutter für den Pansen, um nicht krank zu werden. Und das können - aus unserer Sicht - Abfälle sein. In unserer Gegend zum Beispiel die Rückstände/Reste von Zuckerrüben aus der Zuckerproduktion. (Man kann also tatsächlich gesunde Lebensmittel aus Zuckerrüben produzieren, Rindfleisch und Milch! )

Gras und Kräuter mit bis 20% Eiweiß und dann auch noch KH - warum essen wir das nicht selber, wenn das so nährstoffreich ist?

Der Proteingehalt kann bei frischem, jungen Gras tatsächlich relativ hoch sein - was nicht heißt, das es für uns hochwertiges Protein ist. Der Fettgehalt ist sehr gering - wenn die Samen reif sind sind die Pflanzen verstroht und enthalten kaum noch Eiweiß. Und bei den Kohlenhydraten handelt es sich überwiegend um das häufigste KH der Biospäre, die Zellulose, die kein Wirbeltier verdauen kann. Nur Kühe/Schafe/Wiederkäuer/Ruminants können mit Hilfe ihrer Darmmikroben aus sehr fettarmen, zellulosereichen Substanzen mit Protein sehr geringer Qualität hochwertiges Protein und Fett machen. Für Kühe gibt es keine essentiellen Aminosäuren - Dank ihrer Symbionten.

(Zwei Drittel der Agrarfläche weltweit können nur als Grünland nachhaltig bewirtschaftet werden - weil zu nass oder hochwassergefährdet, zu trocken, zu steil, zu viele (Obst)Bäume drauf oder zu kalt für Ackerbau, auch in Mitteleuropa viele Flächen an der Küste, in (ehemaligen) Mooren, im Alpenvorland, im Mittelgebirge, in Flussauen)

(Das von mir erwähnte Frischkornmüsli bestand aus 2-3 Esslöffel frisch geschrotetem Geteide, das über Nacht in Wasser eingeweicht wurde - das sollte es bekömmlich machen - wurde dann mit Joghurt, Apfel/Obst, Nüssen ergänzt)

Hallo Uli,

die meisten Kühe fressen Kraftfutter, damit sie viel Milch geben. Was im Kraftfutter alles ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, was das artgerechte Futter, nämlich Gras und Kräuter, enthält: Bis zu 20% Eiweiß, Fett vor allem dann viel, wenn sich schon Samen gebildet haben. Dazu kommt natürlich noch als Hauptbestandteil die Kohlenhydrate, für die die Kuh ihr aufwendiges Verdauungssystem braucht.

Das von Dir erwähnte Frischkornmüsli erfüllt meine Bedingung der richtigen Zubereitung von Getreide nicht. Die verträgliche Menge von Getreide ist sehr individuell.

Patricia, Kühe ernähren sich überwiegend von Fett und Eiweiß - von Fettsäuren, die von den Mikroben, nur die können Zellulase produzieren, im Pansen aus der Zellulose gewonnen werden. Eiweiß aus der Nahrung wird von den Bakterien zu Ammoniak abgebaut, die sich davon und von Kohlenhydraten ernähren. Diese Bakterien liefern der Kuh Eiweiß, sie werden im Labmagen, der wie unserer funktioniert, verdaut. Es ist also tatsächlich so: Das Eiweiß der Bakterien ernährt die Kuh, die Kuh dann uns (oder vor Hunderttausenden Jahren andere Großherbivoren, Vorfahren der Kuh unsere Vorfahren).

Übrigens gehöre ich zu den Menschen, die dank LowCarb ihre Reizdarmprobleme losgeworden sind. Darmbeschwerden, die auftraten, nachdem ich jahrzehntelang immer alles essen konnte, Vollkorn in jeglicher Form eingeschlossen. Als ich jung war, versuchte ich meine Mutter von Frischkornmuesli zu überzeugen, die vertrug es aber nicht.

Es gibt wohl Studien, die zeigen, dass Gluten die Darmbarriere bei allen beeinträchtigt, nicht nur bei Menschen mit Zöliakie.("Gluten impairs the intestinal barrier in everybody, not just celiacs.", zitiert von Paul Mason)

Aber im Grunde muss Getreideiweiß schon etwas bringen - wenn man bedenkt, wieviele Menschen kaum etwas anderes bekommen. Können.

Schöne Woche noch ... VG Uli

Hallo St. W.

Na, da haben wir ja die Antwort:

"Gut microbes are involved in the digestion, absorption, metabolism and transformation process of dietary protein in the gastrointestinal tract."

Darmmikroben sind involviert in die Verdauung, die Absorption, den Stoffwechsel und den Umwandlungsprozess des Proteins aus der Nahrung im Magen-Darm-Bereich.

Der Satz aus Roberts Kleidchen-News ist also leider falsch. „Das Eiweiß des Getreides können wir Menschen xxxxxxxxxxx verstoffwechseln und dürfen es somit auch xxxxx mit einrechnen.“

„das ernaehrt die Darmbakterien ...“
Die Darmbakterien werden nicht vom Eiweiß ernährt, sondern von den Präbiotika.

„dass es sehr viele Menschen gibt, die dank Vollkorn & Co., Verdauungsstoerungen und Blaehungen haben“
aber nur, wenn sie Vollkorn nicht richtig zubereiten oder vielleicht zu viel essen.

Morning Patricia,

nein - hatte ich ernst gemeint ;-)

Da gibt's schon Biester im Darm, die dann die Proteine zu duftenden Gasen verarbeiten ;-)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29756574/

"Gut microbes are involved in the digestion, absorption, metabolism and transformation process of dietary protein in the gastrointestinal tract."

Und was eben auffaellt ist, dass es sehr viele Menschen gibt, die dank Vollkorn & Co., Verdauungsstoerungen und Blaehungen haben. Beim Umstieg auf LC bzw. getreidefrei, ist das Ausbleiben dieser Beschwerden meist die erste Verbesserung die diese Leute dann verspueren ...

LG

Hallo Robert,

Georgs Frage
„Und was passiert Deiner Meinung nach mit dem Eiweiß des Getreides, wenn es nicht verstoffwechselt wird?“
stellte sich mir auch sofort, als ich Deine News las. Leider hast Du sie bisher nicht beantwortet.

St. W.s Antwort ist sicher nicht richtig, denn Darmbakterien ernähren sich nicht von Eiweiß, sondern von präbiotischen Nahrungsbestandteilen. Außerdem würde seine Antwort ja eine Verstoffwechslung bedeuten.
Kam er auf seine Antwort eventuell durch Deinen Satz:

„Die Eiweiße, die wir seit vielen hunderttausenden von Jahren essen, werden von Bakterien im Bauch von Weidetieren produziert.“

Das bezweifle ich sehr. Die Verdauung der Weidetiere ist zwar noch komplizierter als bei Menschen, aber auch da wird das Eiweiß vom Gras und den Wildkräutern auf der Wiese bei der Verdauung in Aminosäuren zerlegt und durch den Darm ins Blut aufgenommen. Oder hast Du andere Informationen? 

Jean, Hafer enthält kein Gliadin, sondern Avenin. Hinzu kommt, der Glutengehalt des Weizens liegt deutlich über dem des Hafers.

Alle Aussagen zu Gluten, beziehen sich auf das Gliadin. Nur bei einer Zöliakie kommen auch die anderen Glutenvarianten zum Tragen.

"Hafer ist da nicht so problematisch da es kein Gliaden, sondern ein anderes Gluten vorliegen hat."

"Gliadin ist Bestandteil des Klebereiweiß Gluten, das in Roggen, Weizen, Hafer und Gerste vorkommt. Antikörper gegen Gliadin richten sich gegen ein exogenes Antigen, sind also strenggenommen keine Autoantikörper."

https://www.labor-duesseldorf.de/examination/view/gliadin-ak-iga-igg

LG Jean

Patricia, pflanzliche Eiweisse kommen mit einer geringeren Wertigkeit und einem geringeren Eiweissgehalt daher. Der Hafer hat gerade 15g/100g Eiweiss. Wer isst aber 100g Haferflocken?

In der Kombination mit gesäuerten Milchprodukten und Nüssen, spielt das Hafereiweiss kaum eine Rolle, ich sehe es eher beim Beta Glucan. Andere Getreide sehe ich auch eher bei den Ballaststoffen, als beim Eiweiss.

Betreffend der Verdaulichkeit geht Robert sicher von der Problematik des Glutens aus, allem voran des Gliadens des Weizens. Hafer ist da nicht so problematisch da es kein Gliaden, sondern ein anderes Gluten vorliegen hat.