Forum: Ernährung - Tipp: C. Michalks aktueller Post "Mit Kohlenhydraten abnehmen?" im Edubily-Blog

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GüntherS 145 Kommentare

Ojegerl, jetzt muss ich leider eine Korrektur anbringen. Im leider sehr klein gedruckten (die Schriftgröße soll aber keine Ausrede sein!) wissenschaftlichen Teil der Studie, die ich mir jetzt nochmals gegeben habe, findet sich der Hinweis, dass sich alle Frauen während der 5+6 Tage jeweils in der Follikelphase befanden. Sehr gut! Hab ich beim erstmaligen Durchlesen scheinbar überlesen und möchte das gerne richtigstellen (mea culpa!). Zumindest das ist unter den Frauen also einheitlich gewesen. Sehr gut. Nur weiß ich nicht, welche Auswirkungen auf die Gewichts- bzw. Fettabnahme die Follikelphase im Vergleich zu anderen Phasen hat - insbesondere in Bezug auf die Sensivität gegenüber Veränderungen bei KH und Fett. Und die Vermischung von Männern und Frauen in der Auswertung gefällt mir noch immer nicht (aus meinem viele Jahre zurückliegenden Statistik-Unterricht weiß ich schließlich noch, dass man durch geschickte Zusammenfassung von Teilmengen oft ganz extrem vom Gesamtergebnis abweichende Ergebnisse erhalten kann oder dieses zumindest stark "glätten" kann). Was die Ausfälle betrifft: in der Tabelle, auf die ich mich bezogen hatte, steht, dass "one female subject" wegen unglaubwürdiger DXA-Ergebnisse aus den Auswertungen genommen werden musste, während hinten im wissenschaftlichen Teil von zwei Männern (male) die Rede ist, die nach der ersten stationären Phase ausschieden und daher nicht in die Wertung aufgenommen wurden. Gut, das bleibt also unaufgeklärt. Ist aber meiner Meinung nach bei so kleinen Punktwolken an Daten (n=10 und n=9) sowieso wurscht. Da kommt man mit Statistik nicht weit.

Was übrig bleibt: Wenn deine Ernährungsgewohnheiten durchschnittlich jenen der "baseline diet" entsprechen (also 50% KH, 35% Fett, 15% EW und du z.B. als Frau im Schnitt damit 2.460kcal/Tag zu Dir nimmst) und du jetzt plötzlich mit Schrecken feststellst, dass schon in einer Woche der Strandurlaub ansteht (oft wird man davon ja überrascht und hat dann Probleme, die Bikinifigur noch rechtzeitig zu erreichen  ;-) ) und du somit schnell mal in sechs Tagen rechnerisch 0,588kg Fettmasse bzw. 1,3 Kilogramm tatsächliches Gesamtgewicht verlieren willst (vorausgesetzt du befindest dich in den nächsten sechs Tagen vollständig in der Follikelphase, sonst weiß man´s nicht so genau) und dabei vor allem in Kauf nimmst, dass Deine Freundin, die im Gegensatz zu Dir auf die andere Variante setzt, dann zwar mit 60 Gramm weniger Fettverlust aber mit insgesamt um 0,55 kg noch mehr Gesamtgewichtsverlust als du am Strand erscheint (und obendrein bei der Reduktion des BMI deutlich besser abschneidet als du), und du schließlich noch annimmst, dass Männer und Frauen in Bezug auf Diät und Gewichtsverlust sowieso identisch reagieren und somit als "gleich" anzusehen sind, dann - und wohl nur dann! - ist eine Fettreduzierte Diät wie in der Studie beschrieben BESSER als eine KH-reduzierte Diät gemäß Studien.

Das ist für mich alles andere als überzeugend. Ich bleib daher - jetzt erst recht - mit Überzeugung bei meiner low carb Ernährung und hab große Lust, jetzt gleich mal wieder eine very low carb Phase einzuschieben :-).

Nicht falsch verstehen! Die Studie ist wohl sehr gründlich gemacht. Und aufwendig. Nur hilft sie niemandem. Aber dieses "low fat ist besser als low carb" werden wir jetzt dennoch noch viele, viele Jahre lang hören. Pfff!

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GüntherS 145 Kommentare

Danke, Irene! Und gern geschehen ;-)! Ich glaub nicht immer alles, was man sich heutzutage so erzählt, insbesondere dann nicht, wenn es allem, was bisher als „gesichert“ galt, widerspricht und in populäre Allgemeinmedien Einzug findet. Drum verlasse ich mich bei solchen Themen nicht gerne aus Informationen aus dritter, vierter, fünfter Hand, sondern lese zuweilen selbst.

Dich als Frau könnte noch ein Punkt interessieren, der mir in der Studie aufstößt:

In die Studie (oder zumindest in die veröffentlichte Auswertung) wurden bekanntlich 10 Männer und 9 Frauen aufgenommen. Jetzt wissen wir natürlich alle, dass Männer und Frauen gleich (gleichwertig) sind, aber in Bezug auf diese Studie sind Mann und Frau eben NICHT gleich. Denn Frauen haben so etwas wie einen Zyklus. Zumindest bei den Studienteilnehmerinnen kann man bei einem Durchschnittsalter von 32,7 Jahren ( +/- 2,78 Jahre ) annehmen, dass sie einen Zyklus hatten.

Jetzt weiß aber wohl jeder, dass die Fähigkeit, Fett (Wasser, Glykogen,…) zu speichern bzw. umgekehrt loszuwerden, bei Frauen auch stark zyklusphasenabhängig ist bzw. durch den Einfluss von hormonellen Verhütungsmitteln ebenfalls beeinflusst wird. Das mag jetzt über einen längeren Betrachtungszeitraum (zumindest über ein, zwei volle Zyklen) bei jenen Damen, die nicht mittels Hormonbeeinflussung verhüten, nicht so relevant sein. Sehr wohl aber, wenn man lediglich so einen kurzen Beobachtungszeitraum von gerade mal SECHS Tagen hat!

Die 17 StudienautorInnen (davon übrigens rund die Hälfte weiblich) äußern sich hierzu nicht. Sie sagen lediglich mal, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau berücksichtigt worden seien. Aber nicht wirklich, wie. Mich interessiert aber sehr wohl, ob die weiblichen Probanden in Bezug auf ihre jeweilige Zyklusphase während der Versuchsdurchführung über den weiblichen Zyklus gleichmäßig verteilt waren, oder ob sich diese – gewollt oder ungewollt – alle in einer ganz bestimmten Phase „häuften“. Jetzt weiß ich zwar, dass die Zyklusphasen Einfluss haben und man in manchen Phasen sensibler auf Carbs und/oder Fett reagiert als in anderen (in welche Richtung auch immer), aber ich weiß nicht, welche das sind. Wenn jemand das aber weiß, dann könnte er doch ganz bewusst Frauen in das Experiment aufgenommen haben, die sich während der sechs Tage in einer ganz bestimmten Phase ihres Zyklus befanden. Ich will da absolut nichts unterstellen, aber ich denke, es wäre eine Erwähnung wert gewesen, wie man mit diesem Thema umgegangen ist.

Im Zuge der Studie mussten ja alle Probanden (männlich und weiblich) zwei Durchläufe absolvieren. Die eine, zufällig ausgewählte, Hälfte begann mit 5 Tagen „baseline diet“ gefolgt von 6 Tagen KH-Reduktionsdiät, woran sich 2 bis 4 Wochen sog. „washout-Phase“ anschlossen, bevor zum nächsten Zyklus übergegangen wurde, nämlich 5 Tage „baseline diet“ gefolgt von diesmal 6 Tagen Fettreduktionsdiät. Die andere Hälfte machte es genau umgekehrt herum. Also erst Fettreduktion nach „baseline diet“ und nach 2 bis 4 Wochen „washout“ dann „baseline diet“ mit anschließender KH-Reduktionsdiät. Und da machen mich diese „2 bis 4“ Wochen „washout-Phase“ schon wieder stutzig. Hat man darauf geachtet, dass die einzelne Frau in beiden Diätphasen jeweils in der gleichen Phase ihres jeweiligen Zyklus gewesen ist (was bei einer „washout-Phase“ von rund 17 bis 18 Tagen bei den Frauen annähernd gewährleistet gewesen wäre) und die Frauen obendrein gleichmäßig über die Zyklusphasen verteilt waren? Dann wären aggregierte Ergebnisse weitgehend zulässig gewesen (die Frage der „Pille“ bliebe aber noch immer). Vielleicht haben die Studienautoren das ja genau so gemacht und die Männer – zwecks gleichmäßiger Auslastung der Laborausstattung – dazwischen geschummelt, dann würden sich diese „2 BIS 4 Wochen“ erklären lassen. Nur leider sagen die Studienautoren dazu überhaupt nichts. Bei einem Fettverlustvorteil von lediglich 60 Gramm nach sechs Tagen finde ich das aber sehr relevant. Insbesondere dann, wenn in den finalen Auswertungstabellen Männer und Frauen vermantschgert (zusammengefasst) werden. Und ja, ich weiß schon, dass die Zykluslänge sehr variieren kann. Bei stark Übergewichtigen vielleicht sogar ganz besonders stark. Nur … wurde das eben berücksichtigt? Darauf hätte man leicht und platzschonend hinweisen können.

Ein weiterer Punkt: 19 Personen (zehn Männer und neun Frauen) begannen die Studie (n=19). Aber in die Endauswertung fanden nur noch 17 Personen Einzug (n=17). Soll vorkommen. Jedoch geben die Autoren lediglich zu einem „Ausfall“ Auskunft. Eine Frau zeigte demnach beim DXA-Scan (Körperfettmessung) derart ungewöhnliche Werte, dass sie für die Auswertung nicht herangezogen wurde. Leider sagen die Autoren nicht, in welche Richtung ihr Körperfettanteil „aus dem Rahmen gefallen war“. Vielleicht war sie ja aufgrund ihres Zyklus die Einzige, die die „richtigen“ Ergebnisse zeigte (wieder keine Unterstellung!). Ebenso verschweigen die Autoren, was mit der 19. Person, dem zweiten „Ausfall“ geschah. War das ebenfalls eine Frau? Die sich vielleicht in einer ganz speziellen Zyklusphase befand und daher extrem viel abspeckte oder zulegte? Oder wurde ihr/ihm bloß das sicher anstrengende Laborexperiment zu anstrengend? Oder wie oder was? Leider findet sich hierzu keine Aussage. Das wäre alles kein Thema, wenn man nicht Frauen und Männer in der veröffentlichten Endauswertung zusammengemischt hätte. Hätte man es getrennt, so wie auch in der einleitenden Tabelle, wo Männer und Frauen mit ihren Werten während der „baseline diet“ ja brav separat aufgeführt wurden, dann hätte man vielleicht gesehen, dass man mit dieser Versuchsanordnung zumindest für Frauen nichts aussagen kann (etwas, was ich für meinen Teil auch erwarten würde). Oder man hätte – unbeabsichtigt, per Versehen quasi - neuerlich beweisen können, dass es für Frauen in Bezug auf Fettreduktion eine zumindest kurzfristige Abhängigkeit von Zyklusphasen gibt (so man über die jeweiligen Phasen, in denen sich die Teilnehmerinnen befanden, überhaupt Buch geführt hat). Das wäre jedenfalls ein brauchbareres Ergebnis gewesen, als dieses „Calorie for Calorie, Dietary Fat Restriction Results in More Body Fat Loss than Carbohydrate Restriction in People with Obesity“. Wenn man aber Männer und Frauen verquirlt,… ?

Ein weiterer Punkt: die Frauen (32,7 Jahre +/- 2,78 Jahre) waren im Schnitt um fünf Jahre jünger als die Männer (37,7 Jahre +/- 2 Jahre). Die Abweichung zeigt, dass wohl (fast) alle Frauen jünger waren, als selbst der jüngste Mann. Warum? Wenn man nun aus zahlreichen anderen Studien weiß, dass insbesondere Frauen mit zunehmendem Alter sich schwer tun, Fett zu verlieren, und eine low carb Ernährung umso eher bei Frauen Ergebnisse zeigt, je älter sie werden (im Vergleich zu jeweils gleichaltrigen Männern), dann scheint mir dieser Altersunterschied von im Mittel fünf Jahren in diese Richtung sehr wohl signifikant. Wären die Frauen im Mittel um fünf Jahre älter gewesen, hätte mich das aufgrund der genannten Punkte beeindruckt. Aber so … Ein Versehen? Waren keine anderen Frauen oder Männer zu finden? Falls ja, warum sagt man nichts dazu? Oder war es Absicht? Ein Schelm, der hier Böses denkt ;-). Nochmals, ich will hier absolut nichts unterstellen. Ist mir nur aufgefallen. Und ich will auch nicht alles schwarzsehen. Ich finde es nur regelmäßig bedenklich, wenn Dinge unkritisch übernommen und – noch dazu stark simplifiziert - wiedergekäut werden.

Und noch ein Punkt (dann höre ich schon auf, versprochen!): Während der vorbereitenden Phasen der „baseline diet“ wurden die Frauen mit 2.740 kcal pro Tag gefüttert, die Männer sogar mit 2.990 kcal. Jetzt muss man bedenken, dass es sich dabei um mehr oder weniger stark Übergewichtige handelte (die Frauen waren während der „baseline diet“ im Schnitt 103kg schwer, Männer 110kg), die im Laufe ihres Lebens wohl schon so manche Kalorienreduktionsdiät hinter sich hatten. Ja, sich vielleicht sogar unmittelbar vor dem Laborexperiment deutlich weniger Kalorien gönnten. Denn wenn sich jemand für so ein schwieriges Experiment zur Verfügung stellt, dann muss der „Leidensdruck“ schon einigermaßen groß gewesen sein, finde ich. Man darf daher davon ausgehen, dass 2.740 kcal/Tag bei der Frau und 2.990 kcal/Tag beim Mann für den einen oder die andere fast schon paradiesische Zustände gewesen sein mussten. Ich sprach ja bereits bewusst von einer „Mast“. Sicher nicht bei allen, denn sonst wären sie kaum so schwer geworden. Aber bei so manchem/mancher könnte ich mir das gut vorstellen. Nur, wenn das zumindest im Einzelfall dann wirklich so war, dass Personen über ihre übliche Gewohnheit hinaus erst einmal angefüttert worden waren, was will man dann mit den Werten aus den anschließenden sechs Tagen Reduktionsphase anfangen?

Ohne irgendetwas unterstellen zu wollen, aber all diese Punkte (und sicher noch einige mehr, die mir noch gar nicht aufgefallen sind) müssen doch den Studienautoren bewusst gewesen sein! Warum fand sich in der Prosa keinerlei Hinweis dazu? Der Umstand, dass man (frau) sich darüber ausschweigt – auf so breiter Front –, lässt mich vermuten, dass die Wahrheit vielleicht das genaue Gegenteil dessen sein könnte, was diese Studie zu Tage gebracht hat. Und ich sag nicht, dass das mit Absicht geschah. Aber der Mensch neigt wohl dazu, das zu sehen und für bare Münze zu nehmen, was seinen Meinungen und Vermutungen entspricht, während er Widersprechendes gerne „ausblendet“. Nur von guter Wissenschaft würde ich mir erwarten, dass man sich dieses menschlichen Fehlers bewusst ist und ganz zielgerichtet seine eigenen Annahmen laufend hinterfrägt. Ist hier vielleicht eh passiert. Nur schweigt sich die Veröffentlichung darüber aus.

Erst gestern wurde ich wieder von einem Bekannten, der weiß, dass ich ein Fan von very low carb bin, mit den Worten begrüßt: „hast schon von der neuen Studie gehört, die beweist, dass low fat doch besser ist als low carb?“ Ein Jammer :-(! Für all diese Leute hab ich mich nach vielen Jahren des stillen Mitlesens bei den News und gelegentlich hier im Forum nun doch angemeldet. Um meinen Senf beizusteuern. Möge er gut bekommen ;-)!

Liebe Grüße,

Günther

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Irene S. 76 Kommentare Angemeldet am: 21.08.2015

Hallo Günther,

ich freue mich, dass du dir die Mühe gemacht hast, diese Studie zu lesen. Leider glaubt man allzu oft den Auslegungen in (Fach)Zeitungen oder im Fernsehen/Internet und schaut nicht nach wirklich relevanten Fakten. Danke!

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GüntherS 145 Kommentare

Diese Studie ist ja derzeit in aller Munde. Leider wird das Ergebnis (wiedermal) in unzulässiger und irreführender Weise mit "low fat ist besser als low carb" vereinfacht. Und das wird brav wiedergekäut - unreflektiert.

Ich hab mir daher die Freude gemacht und die Studie gelesen (die Schlagzeile erinnerte mich nämlich sofort an eine andere, unzulässig vereinfachende Schlagzeile, nämlich: "Dicke leben länger"). Also die Veröffentlichung des Studienergebnisses in "Cell Metabolism". Und für mich ist das Ergebnis keinesfalls so überzeugend - ganz im Gegenteil. Zugegeben, die Studie wurde sehr genau und gründlich gemacht. Aber sie war meiner Meinung nach im Ansatz schon falsch konzipiert.

Der Beobachtungszeitraum betrug gerade mal 6 Tage (!). Davor wurden die Probanden 5 Tage lang einer "baseline diet" unterzogen, die einer Kohlenhydratmast entsprach (50 Prozent der Nahrungskalorien kamen aus Carbs). Im Falle der anschließenden sechs Tage "Low Carb" wurde auf 140 Gramm KH reduziert, was immer noch 29 Prozent der Gesamtkalorien entsprach und meiner Meinung nach somit nicht gerade als eine "Low Carb" Ernährung durchgeht (aber weiter reduzieren konnten sie nicht, weil sie sonst nicht isolkalorisch bleiben konnten - sie wollten ja während der sechs Tage Diätphase um ein bestimmtes Gesamtkalorienmaß reduzieren; einmal ausschließlich bei den KH, einmal nur beim Fett). Und im Falle der "Low Fat" Variante wurde der Fettanteil auf extrem niedrige 8 Prozent reduziert. (btw: der Eiweißanteil war sowieso beschämend niedrig)

Wenn man fünf Tage lang mit KH gemästet wird, dann verbraucht man in den nächsten Tagen vor allem KH, also gespeichertes Glykogen. Logo. Und der Körper ist ja genau das gewöhnt (zumal es sich um stark Übergewichtige handelte) und verbraucht dann in den ersten Tagen logischerweise weniger Fett. Noch dazu, wo man ja auch noch mit 140 Gramm KH super über die Runden kommt. Das ist alles andere als eine KH-Mangel-Situation. Bei einer Reduktion auf lediglich 8 Prozent Fett im anderen Fall ist es wohl so, dass der Körper zur Aufrechterhaltung wichtiger Körperfunktionen (Hormone, Hirn, ...) Fett benötigt. Und vielleicht hat er sich das dann rasch aus den Fettdepots geholt.

Aber so genau weiß man das nicht. Auch die Studienautoren nicht, die ja selbst einräumen, dass ihre Erkenntnisse dem Abnehmwilligen nicht wirklich weiterhelfen werden und dass noch mehr geforscht werden müsse. Denn sieht man sich das Ergebnis an, dann fällt auf, dass der durchschnittliche Gewichtsverlust (also Gesamtgewicht auf der Waage) im Falle von Low Carb nach sechs Tagen 1,85 Kilogramm betrug, bei der Low Fat Variante jedoch nur 1,3 Kilogramm. Umgekehrt sieht es hingegen beim Verlust an reinem Körperfett aus. Nach sechs Tagen "gewinnt" hier die Low Fat Strategie mit minus 0,588kg Körperfett gegenüber minus 0,529kg Körperfett bei der Low Carb Variante. Das ist kein großer Unterschied (gerade mal 10 Gramm pro Tag), führte aber zur Schlagzeile "Low Fat ist besser als Low Carb". Hochgerechnet auf ein Jahr wäre das dann zwar ein Fettverlustvorteil der Low-Fat-Variante von 3,6 Kilo, allerdings hätte man mit Low Carb nach einem Jahr hochgerechnet 33,5 Kilogramm Körpergewicht verloren. Alleine an dieser Diskrepanz müsste man doch sehen, dass die Ergebnisse dieser Kurzfrist-Beobachtung keinesfalls aussagekräftig sein können.

Die Studie ist deswegen gut gemacht, weil sie - anders als viele Ernährungsstudien - nicht auf Befragungen basiert, sondern auf genauen Messungen unter Laborbedingungen (die Probanden mussten ganz genau nach Vorgabe essen - auch gegen den Hunger - und sich nach Vorgabe bewegen). Was mich aber ganz besponders stutzig macht: der Fettverlust wurde nicht gemessen (also mittels Körperfettanalysemethoden "gewogen"), sondern berechnet! Nämlich, indem man über die Atemluft errechnete (über ein mathematisches Modell!), wieviel Fett (Fettsäuren) insgesamt oxidiert wurden und von diesen zog man dann das über die Nahrung zugeführte Fett ab. Das Ergebnis war dann der errechnete Fettverlust. Dabei negiert man meiner Meinung nach aber vollkommen, dass überschüssige Nahrungsenergie aus Kohlenhydraten als Fett gespeichert wird (was unter anderem erklären würde, warum man bei Low Fat insgesamt weniger an Körpergewicht verlor, obwohl doch laut Atemluftanalyse mehr Fett verbrannt worden war), was ein ziemliches Hoppala ist, denn schließlich wollten die Autoren ja ausdrücklich die Erkenntnisse von Gary Taubes (Buch: "Good Calories, Bad Calories") in Frage stellen, wonach nicht jede Kalorie gleich wäre, sondern es auf die metabolische Wirkung der unterschiedlichen Makronährstoffe ankäme, da der Körper eben kein Ofen ist.

Jedenfalls erklärt es - neben den Kostengründen -, warum man nur 19 Probanden (zehn Männer, neun Frauen) fand. Denn alle waren zwar übergewichtig ("obese"), mussten aber in Bezug auf den Zuckerstoffwechsel noch ganz gesund sein. Also nix Diabetes, Prediabetes oder andere Formen von bereits reduzierter Insulinsensitivität. Anderenfalls hätten sie die fünf Tage KH-Mast auch kaum "überlebt". Und davon - von den pumperlgsunden Dicken - gibt es in den USA möglicherweise nur mehr ganze 19. Nein, Scherz! Aber das zeigt, wie wenig relevant die Studienergebnisse für den normalen Abnehmwilligen sind, der ja in aller Regel bereits Probleme mit dem Glukosehaushalt hat.

Diese Studie ist somit aus experimenteller und wissenschaftlicher Sicht "a recht a liabe G´schicht", wird aber leider dazu führen, dass jetzt wieder permanent genau dieses "Ergebnis" bis zum Erbrechen wiedergekäut wird. Und die verunsicherten Abnehmwilligen noch mehr verunsichert sein werden. Aber alleine der kurze Beobachtungszeitraum von lediglich sechs Tagen, von dem in den Medien nirgends zu hören ist, ist für mich Grund genug, die Sache nicht so ernst zu nehmen.

Hoffe, ich konnte ein bisschen zum Nachdenken anregen :-).

Liebe Grüße,

Günther

P.S.: wer unsicher ist: macht einfach den Selbstversuch! Ich weiß aus meinen zahlreichen n=1 Experimenten, dass Low Carb (Low Carb im Sinne von 50 bis 100 Gramm gesunder KH täglich) eindeutig besser ist, wenn man abnehmen will und nicht umgekehrt ein schlauchendes Sportprogramm absolviert. Und hunderte andere Studien, die es nicht in die Medien schaffen, bestätigen das wohl auch.

 

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GregP 517 Kommentare Angemeldet am: 29.11.2018

Hallo Luis,

du hast genau das gemacht, was richtig ist. Ich entnehme deiner Information, dass du keine/wenig Kartoffeln, Brot, Reis und Nudeln - also leere KH, etc. ißt. Dafür aber sehr viel naturbelassene/natürliche Nahrung. Somit ist es absolut vorprogrammiert, dass du auch abnimmst. Ich gehe auch mal davon aus, dass du auch eine entsprechende Kalorienlücke hast um dementesprechend abzunehmen.

Finde ich toll. Macht anderen Mut....

 

Gruss

Greg

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Rolf W. 163 Kommentare Angemeldet am: 23.10.2013

Gratulation. Dein Erfolg trotz/mit KH macht auch mir wieder (mehr) Mut.

Wobei C. Michalk in seinem Post wiederholt darauf hinweist, dass diese Studie nicht gemacht wurde, um Ernährungsformen gegeneinander auszuspielen, sondern um Effekte von LCHF bzw. HCLF präzise zu messen. Fast alle (Um)Wege führen - über kurz oder lang - zum Ziel. Die direkteste und einfachste Methode scheint aber immer noch über eine konstant negative Energiebilanz zu gehen, ohne dabei in eine Hungerdiät zu verfallen.

Leider variierte der Proteinanteil (100g) nicht. Noch interessanter wäre gewesen, wie sich ein hoher und tiefer Proteingehalt bei beiden Kostformen ausgewirkt hätte. Dazu hätte es aber 6 Probandengruppen bedurft mit höherer Teilnehmerzahl oder das zeitlich verlängerte Setting mit umgekehrtem Protokoll auch bei Protein (und entsprechend viel höheren Kosten).

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Luis J. 5 Kommentare Angemeldet am: 09.06.2009

Ich ernähre mich HIGH Carb/Low Fat, also ca. 75-80% Kohlenhydrate, 10-15% Protein und 10% Fett.

Ich hatte gerade leicht Übergewicht von 10kg, wobei es fast nur Körperfett war. meine Haupternährung ist Obst(morgens und mittags), Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Ic habe in 3 Monaten 10kg verloren und habe jetzt einen Körperfettantei von ca. 15%.

So viel zu KH machen fett....

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Rolf W. 163 Kommentare Angemeldet am: 23.10.2013

C. Michalk bespricht in diesem Post eine qualitativ hochstehende randomisierte Studie mit (wohl aus Kostengründen) leider kleiner Probandenzahl (n=19). Die 19 Teilnehmer waren stark übergewichtig.

Ich möchte das Resümee von C. Michalk hier nicht nochmals resümieren, sondern empfehle die Lektüre allen Interessierten. Nur eins vorweg (Zitat):

"Was wir nicht mehr pauschal behaupten dürfen:

  • „Kohlenhydrate machen per se fett.“
  • „Du kannst nicht abnehmen mit Kohlenhydraten.“
  • „Du musst deinen Insulinspiegel deutlich nach unten drücken.“
  • „Dein RQ muss anzeigen, dass du nur Fettsäuren oxidierst.“

 

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