Forum: Gesundheit - Die Schwelle zum Glück
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Mensch in Urzeiten der große "Läufer" war. Er wird sich verhalten haben, wie jedes ander Lebewesen auch: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Gucke ich mir die vielzitierten Rehe an, die bewegen sich im Schonmodus, grasen friedlich und liegen rum zum wiederkäuen. Gerannt wird nur, wenn sie gejagt oder aufgeschreckt werden.
Selbst die Jäger, Wölfe, Löwen und Geparde...die meiste Zeit des Tages wird gedöst. Nur bei Hunger rafft man sich auf und rennt hinter der Beute her - und gerade das kann der Mensch nicht. Jedes Säugetier ist uns an diesem Punkt überlegen!
Der Mensch hat sich seine Beute sicher nicht erlaufen. Selbst die Indianer Hollywoods gab es erst, als die Spanier die Pferde nach Amerika brachten. Die Kultur der Prärieindianer dauerte gerade mal 100 Jahre. Vorher waren die Büffel unbehelligt in den Weiten der Prärien. Diese wurden erst besiedelt, als das Pferd kam. Zuvor lebte man in den Wäldern, oder am Rande der Prärien.
Der Mensch wird sicher deutlich mehr gegangen, denn gelaufen sein. Von Marathonläufen, oder Thriathlon mal ganz zu schweigen.
Ich habe immer die Gesichtsausdrücke vor Augen, wenn Joey Kelly und Co. Ihre Extremsportarten durch Gegenden machen, in denen diese Naturvölker leben und sich dieses Spektakel am Wegesrand anschauen: Die denken sich, diese Europäer haben sie nicht mehr alle!
Stimmt: Stärke heisst nicht unbedingt Geschwindigkeit. Bodybuilder und sonstige Kraftsportler sind nicht zwangsläufig sprintschnell. Der Umkehrschluss gilt auch: ohne Stärke keine Schnelligkeit. Wenn man sich die modernen muskelbepackten SprinterInnen ansieht, kommt man zwangsläufig zum Schluss, dass hohe Muskelmasse und muskuläre Stärke unbedingte Voraussetzung für sehr hohe Endschnelligkeit sein muss.
Auch Dafne Schippers als einzige Weisse und die meisten ihrer farbigen Rivalinnen auf Weltniveau haben eine mehr als beeindruckende Muskulatur (Doping hin oder her), im Vergleich zu den übrigen weissen Sprinterinnen, die aber auch nicht in der höchsten Kategorie vertreten sind. Bei den Männern keine Schmalhanse mehr wie Carl Lewis seinerzeit.
Ich bir mir nicht so sicher ob der Neanderthaler wirklich so schnell gewesen ist- Stärke heisst nicht unbedingt Schnelligkeit.
Zu diesem Thema finde ich das Buch Manthropology: The Science of the Inadequate Modern Male von Peter McAllister Klasse, hier eine Rezension:
http://phys.org/news/2009-10-modern-men-wimps.html
Daraus ein Asuzug:
Twenty thousand years ago six male Australian Aborigines chasing prey left footprints in a muddy lake shore that became fossilized. Analysis of the footprints shows one of them was running at 37 kph (23 mph), only 5 kph slower than Usain Bolt was traveling at when he ran the 100 meters in world record time of 9.69 seconds in Beijing last year. But Bolt had been the recipient of modern training, and had the benefits of spiked running shoes and a rubberized track, whereas the Aboriginal man was running barefoot in soft mud. Given the modern conditions, the man, dubbed T8, could have reached speeds of 45 kph, according to McAllister.
Wobei in den Studien eine Spanne von 40 bis max. 45 km/h genannt werden. Das sind aber Homo sapiens!
Read more at: http://phys.org/news/2009-10-modern-men-wimps.html#jCp
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Ich kann mich den Ausführungen von Günther nur anschliessen. Die aktuellen Leistungstabellen des dt. Sportabzeichens dokumentieren die zivilisatorisch und kulturell bedingte Minderleistungsfähigkeit des modernen Homo sapiens auch eindrücklich.
3000m in ca. 15 Min. für jüngere Männer oder 100m in ca. 14 Sek. Come on, diese Werte haben wir schon als Jugendliche in den 1970ern ohne spezifisches Training deutlich unterboten, sogar als Nichtsprinter.
Ein spezialisierter Ausnahmekönner wie Bolt hätte in einem virtuellen Sprint gegen den Durchschnitts-Neandertalermann nicht den Hauch einer Chance. Dessen enorme (Bein)Muskulatur mit den im Vergleich zu Primaten langen Beinen liessen ihn wahrscheinlich Endgeschwindigkeiten von ca. 50km/h erreichen. Das wären dann 100m unter 9 Sek. Das ist keine steile These.
Und auch heutige Gewichtheber und Kraftsportler könnten nur noch staunen über die enormen Kraftwerte unserer Urahnen.
Ja, uns Nachfahren des Neandertalers gibt es noch. Aber sind wir deshalb jetzt „besser“?
Seit wir vor etwa 10.000. bis 5.000 Jahren begannen, uns an den Acker zu setzen, Getreide anzubauen und sesshaft zu werden (viele bezeichnen das heute als den größten Fehler der Menschheit), begann auch der Selektionsdruck allmählich und immer stärker abzunehmen. Mit dem Ergebnis, dass sich heute auch fortpflanzen und seine Gene und epigenetischen Programmierungen weitergeben kann, wer es unter steinzeitlichen Bedingungen nie bis ins reproduktionsfähige Alter geschafft hätte – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf den menschlichen Genpool insgesamt. Von der Bevölkerungsexplosion erst gar nicht zu reden.
Man möge mich aber bitte nicht falsch verstehen! Selbstverständlich ist jedes einzelne Leben vorbehaltlos wert, gelebt zu werden. Jeder hat zweifelsfrei das Recht, sich fortzupflanzen und eine Familie zu haben. Keine Frage! Und natürlich will sich heute keiner mehr freiwillig dem einstigen Selektionsdruck unterwerfen (vulgo: in unbeheizten, ungeschützten Räumen leben und ständig gegen das Verhungern ankämpfen müssen). Aber für den menschlichen Genpool ist das insgesamt keine Verbesserung gewesen (obwohl es natürlich hypothetisch mal sein könnte, dass sich die Umweltbedingungen sprungartig so ändern, dass dann gerade die Übergewichtigen mit degenerierten Bewegungsapparaten, Raucherlungen und ausgeprägtem Smartphone-Daumen die größten Überlebens- und Fortpflanzungschancen hätten – allerdings übersteigt das mein Vorstellungsvermögen, sodass das für mich mal keine Option darstellt).
Wir halten uns – den heutigen Menschen – aufgrund einzelner Spitzenleistungen fälschlicherweise für die Krönung der Schöpfung. Ja, wir haben uns die Erde untertan gemacht. Ja, wir können zum Mond fliegen. Ja, wir können die 100m deutlich unter zehn Sekunden sprinten. Und ja, wir haben uns so Dinge wie die Relativitätstheorie ausgedacht. Aber sind das wirklich „wir“ gewesen? Mitnichten! Das waren und sind ganz wenige herausragende Einzelleistungen von ganz weit entfernten Verwandten. Der heutige Durchschnittsmensch ist hingegen sowohl kognitiv als auch körperlich dem durchschnittlichen Mitglied einer Jäger&Sammler-Gesellschaft deutlich unterlegen. Denn wer von uns war schon auf dem Mond, wer von uns rennt die 100m unter zehn Sekunden und wer kann die Relativitätstheorie so erklären, dass man erkennt, er hätte sie durch und durch verstanden? Nahezu niemand!
Klar, damals gab es wohl niemanden, der auf einer befestigten, schnurgeraden, ebenen, genau vermessenen Bahn gegen einen Usain Bolt eine Chance gehabt hätte (zumindest hätte damals niemand einen Sinn darin gesehen, das mal zu probieren). Aber auf 150m kreuz und quer durch die Steppe hätten mindestens neun von zehn steinzeitlichen Jägern & Sammlern den Usain Bolt geschlagen (vor allem auch deshalb, weil sich Usain bereits nach 5 Metern im unebenen, ungewohnten Terrain dermaßen verknöchelt hätte, dass er dem „Säbelzahntiger“ als erster zum Opfer gefallen wäre :-) ). Und die Relativitätstheorie war damals relativ irrelevant (was sie auch heute noch ist).
Beim heutigen Menschen ist der Abstand zwischen Spitzenleistung durch einzelne Exemplare einerseits und breite Durchschnittsleistung bzw. Minderleistung auf der anderen Seite enorm groß, während man von fast jedem x-beliebigen Mitglied eines Jäger&Sammler-Stammes erwarten konnte, dass er die allgemeine (Durchschnitts)Leistung locker erbringen würde. Ja, die Durchschnittsleistung lag unter unseren heutigen Spitzenleistungen. Zweifelsfrei. Allerdings hat diese Durchschnittlsiestung damals auch (fast) jeder erbracht. Weil er sie erbringen musste, um bis ins fortpflanzungsfähige Alter zu überleben, sich fortzupflanzen und die Brut noch lange genug aufziehen zu können! Und diese Durchschnittleistung (mit sehr geringer Standardabweichung) lag deutlich über der heutigen Durchschnittsleistung (mit viel größerer Streuung). Bei uns heute reicht eine deutlich geringere als die damalige Durchschnittsleistung locker aus, um zu überleben und sich fortzupflanzen. Und die diesbezüglich erforderliche Leistung wird weiterhin kontinuierlich geringer. Mit den bereits erwähnten negativen Konsequenzen für den menschlichen Genpool insgesamt.
Ja, wir leben noch. Aber um welchen Preis?!
Dass ein Strunz auch nur eine müde Mark mit so etwas Banalem wie „Beweg dich, iss richtig und stress dich nicht!“ verdienen konnte, zeigt ja deutlich, in welch zweifelhafte Richtung sich die Menschheit bereits entwickelt hat. Ja, gut, „wir“ können zum Mond fliegen. Nur was hab ICH jetzt konkret davon, wenn mich grad die Bandscheibe zwickt, weil ich schon wieder gegen meine Natur verstoßen habe, indem ich nur blöd vorm Computer sitze anstatt zu tun, was jeder Neandertaler ohne nachzudenken (und zwangsläufig) getan hat? Nix hab ich davon!
Ah, okay, die Gefahr, dass heute noch ein Säbelzahntiger bei meiner Türe hereinstürmt und mich fressen will, ist vergleichsweise gering. Ich möchte daher doch lieber nicht mit dem Neandertaler tauschen. Bin aber gleichzeitig froh, dass ich mich mit keinem von ihnen messen muss. Denn dieses Match würde ich auf der ganzen Linie verlieren. Und Du übrigens auch! Ja, auch Du da drüben! Na und Du sowieso! Doch, doch, Du da hinten auch, glaub mir! ;-)
Ich glaube schon, dass die Urmenschen als Jäger und Sammler sehr oft, jeden Tag viele Stunden, wenn auch nicht 16 Stunden, in Bewegung waren. Jedenfalls bis zu den Anfängen des Ackerbaus vor ca. 12 - 10 TJahren waren sie praktisch immer auf Nahrungssuche für sich, die Sippe und Familie. Ohne Bewegung kein (Über)leben. Ist in unseren Genen so verankert. Deshalb glaube ich an das Glück der täglichen intensiven Bewegung (=Sport).
Muskulatur, Kraft und Leistungsfähigkeit beispielsweise der Neandertaler waren der unseren dermassen himmelhoch überlegen, dass sie uns Nachfahren wie Schwächlinge aussehen lassen.
Thorsten, dafür machst du an anderen Tagen, ich vermute: an zwei, Krafttraining, du bist also nicht gemeint.
Unser Kaninchen hat ein relativ großes Gehege und es läuft tatsächlich jeden Morgen ein paar Runden und springt dabei in die Luft. Auf die Regelmäßigkeit kommt es an ...
Endlich mal wieder vernünftige News - die von heute!
Wenn man jeden Tag Sport treibt, dann wird man süchtig - man braucht immer mehr.
Das ist geil.
Und ein Couchpotatoe, der 3 x die Woche läuft, versteht das nicht - immer mit der Ruhe ...
Gut, dass Strunz das mal geschrieben hat.
Auch heute wieder so ein Augenöffner, diese News mit einem ganz neuen Wort für mich "schwabbel-schlank", vielen Dank Dr. Strunz.
@Bärbel
Ich habe u.a. eine Frage zum deinem zeitlichen Backround.
Wie organisierst du deinen Tag?
Hast du Familie, die dir Hausarbeit (u.a. Kochen) abnimmt?
Vielleicht sogar einen Ehemann, der mit dier gemeinsam Sport macht?
Macht du am Wochenende (Sonntags?) Sport?
Gruß
Ramona