Insulin-Nasenspray?


Ich grüble immer noch über die Schlußfolgerungen / Quintessenz der heutigen News.
Ist Insulin jetzt doch nicht so schlecht?

Bisher hieß es doch immer Insulin schaltet(?) die Fettverbrennung ab ( = sehr böse) und muss durch KH-Verzicht möglichst dauerhaft möglichst niedrig gehalten werden; besonders bei Übergewichtigen.

Im Tierversuch erhöht Insulin im Gehirn die Gedächtnisleistung.
Bei welchen Tieren? Ratten? Die kann man relativ weit unterzuckern. Hat es womöglich doch "nur" etwas mit einer besseren Energieversorgung der Hirnzellen durch Glukose zu tun?

Und beim Menschen wurde Insulin per Nasenspray (direkt ins Gehirn) verabreicht.
Wie viel? Sollen sich jetzt vergessliche Menschen Insulin in die Nase sprühen?

Je dicker ein Mensch, desto schlechter sein Denkvermögen.
Hat das vielleicht was mit Insulinresistenz zu tun? Metabolischem Syndrom? Wenn ja, sollte man im Hinterkopf behalten, dass ca 20% der Dicken nur dick sind, ohne Metabolisches Syndrom (und auch ohne Insulinresistenz). Und dass ca. 40% der Normalgewichtigen trotzdem am Metabolischen Syndrom leiden (inkl. Insulinresistenz). Und sind "Denkvermögen" und Gedächtnis/Erinnerung nicht zwei Paar Schuhe?

Und was passiert mit all den LClern und Ketariern mit einer erworbenen, physiologischen Insulinresistenz? Bei denen geht die Anzahl der Insulinrezeptoren herunter. Auch im Gehirn (vor allem bei den Keto-Adaptierten)? Und was bedeutet das Langfristig?

Das man Leistungsfähigkeit (egal ob Kraft, Ausdauer, Gedächtnis) auch durch vermehrte Gabe körpereigener Substanzen boosten kann, ist keine ganz neue Erkenntniss (=> Doping; gibt es sogar beim Schach). Genauso aber auch die Erkenntnis, dass das i.d.R. längerfristig nicht ohne negative Auswirkungen bleibt.

Und dann wird bei den Experimenten am Menschen statt des üblichen Human-Insulines ein schnellwirksames Insulin-analogon (nachgebaut) benutzt. Also doch wieder "Pharma"?!?

Es gibt eine Reihe künstlicher und natürlicher Stoffe, die das Denken beinflussen. LSD, Ritalin, Kokain, Nikotin, Heroin, Dopamin, Serotonin und nun auch noch Insulin (schon erstaunlich, wieviele davon auf "-in" enden).

Kann man seine Neuronen auch "verheizen"?
Haben die Menschen mit niedrigem Insulin im Hirn nicht vielleicht ein anderes, zugrundeliegendes Problem und das niedgrige Insulin im Hirn ist nur ein Symptom?

Und haben T1 Diabetiker dann grundsätzlich ein Problem mit dem Gedächtnis? Oder ist das alles doch auch wieder multikausal?

Die News liest sich, zugegeben, sehr interessant und spannend und eröffnet durchaus Möglichkeiten. Nur: Wenn man sich an etwas erinnern will (Gedächtnis), muss man es vorher gelernt/gewußt haben (Schüler und Studenten aufgepasst!).

Als therapeutische Maßnahme kann das ja durchaus interessant und relevant sein. Für das Heer der Selbstoptimierer sehe ich durchaus ein erhebliches Misbrauchspotential mit einer Reihe möglicher Probleme und Gefahren.


LG,
Thorsten

 

PS: Meine Tante ist deutlich übergewichtig. Aber ihr Gedächtnis funktioniert noch 1A!