Forum: Gesundheit - Leptin (5) - Ebbe und Flut
Zuerst mal die schlechte Nachricht für alle Kohlenhydratvermeider, die dachten, sie seien keine Insulinjunkies: Ihr seid es doch! Die gute Nachricht: Bei euch funktioniert das Insulin effektiv, darum seid ihr gesund und schlank! Immer wenn wir etwas essen, gibt die Bauchspeicheldrüse in einem ersten Schritt ihren kompletten Insulinvorrat frei. Wir bekommen den vollen Insulinstoß auch dann, wenn wir „nur“ einen Apfel essen. Die Verdauung einer ganzen Mahlzeit benötigt ihre Zeit, darum wird der Blutzucker in den folgenden Stunden permanent nachgeprüft und Insulin wird in den Betazellen der Pankreas nachproduziert, und zwar punktgenau so viel, wie benötigt wird, um den Blutzuckerspiegel auf ca. 80mg/dl abzusenken. Insulin ist nicht der Böse, sondern unser „good guy“, der das Blut von der gefährlichen überschüssigen Glucose freiräumt. Es erfüllt folgende wichtige Aufgaben: 1. Es schleust die Glucose aus dem Blut in die Zellen, dorthin wo er gebraucht wird. (z.B. Muskelzellen, Glykogenspeicher der Leber) 2. Es stoppt die Synthese von Fett aus dem Fettgewebe, da der Körper nun bereit gemacht wird, die Nahrungsenergie aufzunehmen und zu verwerten. 3. Es stoppt die Gluconeogenese (Synthese von Zucker aus Eiweiß) in der Leber. 4. Es gibt ein Signal an die Körperzellen, Proteine aufzunehmen, und bereitet somit als Schlüsselsignal die späteren Reparaturarbeiten der Zellen und die Zellteilung vor. Ist der Hauptteil der Verdauung nach zwei bis drei Stunden erfolgreich erledigt, verschwindet das Insulin aus dem Blut, und die Bauchspeicheldrüse gibt einen weiteren Freund und Helfer frei: das Glucagon. Es beginnt das, was wir uns alle wünschen: die Fettverbrennungsphase. Die Fettsäuren im Blut (und später auch aus den Körperfettreserven) werden nun zur Energiegewinnung genutzt. Das Glucagon bewirkt eine konstante Glucoseversorgung, indem es der Leber erlaubt, Zucker aus seinem Glycogenspeicher ins Blut abzugeben. Selbst wenn unser Gehirn viel Zucker verbraucht, oder wir einen Sprint hinlegen: der Blutzucker wird konstant gehalten, ohne dass wir etwas essen müssen. Unsere Stoffwechselfabrik, die Leber, stellt aus dem gespeicherten Eiweiß ebenfalls Zuckermoleküle her, so dass sichergestellt ist, dass wir niemals in den lebensbedrohlichen Unterzucker kommen können. Während der Fettverbrennungsphase finden dann auch die wichtigen Reparaturarbeiten im Körper statt. Das gespeicherte Eiweiß kann jetzt als „Baumaterial“ z.B. für neue Körperzellen verwendet werden. Idealerweise wird nach einiger Zeit das Hormon Ghrelin freigegeben. Ghrelin ist eine Wortschöpfung aus dem englischen, und kommt von „Growth Hormone Release“. Es stößt die Ausschüttung von Wachstumshormon an. Ghrelin bewirkt gleichzeitig Hungergefühle, so dass wir bald anfangen, an unsere nächste Mahlzeit zu denken. So schließt sich der Kreis. Das beste, was wir für unseren Körper tun können, ist, ihm Zeit für diese Abläufe zu geben. Ihr solltet im Gedächtnis behalten, dass Insulin und Glucagon niemals gleichzeitig auftreten können. Spätestens hier sollte der Vorteil einer kohlenhydratarmen Ernährung ersichtlich werden. Je weniger Kohlenhydrate wir zu uns nehmen, desto schneller und effektiver hat das Insulin seinen Job erledigt. Ich kann es nur immer wiederholen: Gebt euch Zeit für die Fettverbrennung! Sie ist nicht nur wichtig zum Abnehmen, sondern für Eure Gesundheit! Wenn ihr Euren Körper während der Fettverbrennungsphase nicht in Ruhe lasst, könnt ihr keine Muskeln aufbauen, euer Bindegewebe wird schwach und euer Immunsystem leidet. Keine Angst vor Hungergefühlen. Das Ghrelin wirkt nur für etwa eine Stunde im Blut, danach wird es wieder abgebaut. Wenn man also gerade keine Zeit zum Essen hat, kann man das Hungergefühl auch übergehen, und es verschwindet wieder. Wer normale Nahrung zu sich nimmt, der kann statt von drei auch von zwei Mahlzeiten am Tag leben. Eine Ausnahme stellen diejenigen dar, die Hochleistungssport betreiben, oder sich in Phase eins und zwei der Strunz-Diät befinden. Ihr Stoffwechsel funktioniert schneller, darum kann ihr Körper auch schon nach vier Stunden neue Nahrung vertragen. Alle anderen: versucht es einfach mal. Gebt euch mehr Zeit! Kein Milchkaffee und keine Apfelschorle und kein kleiner Snack für zwischendurch. Lasst mal sechs oder sieben Stunden zwischen zwei Mahlzeiten vergehen. Ihr werdet sehen, dass ihr sehr davon profitiert! Viel Erfolg beim Ausprobieren! LG, Michaela