Sitzt mir gegenüber. Strahlt. Bedankt sich. Im letzten Jahr hätte er für den Ironman-Triathlon noch 10:05 Std. gebraucht, in diesem Jahr bloß noch 9:30 Std. Sei also viel schneller.

Weshalb?

Weil sein Eisenspeicher, sein Ferritin diesmal gefüllt war. Sagt er. Hätte er von mir gelernt. Ich höre da gut zu: Nur der Patient, der Sportler weiß wirklich, was abgelaufen ist. Und der wusste genau: Gleiches Training wie im Vorjahr. Gleiches Gewicht wie im Vorjahr. Gleicher Stress wie im Vorjahr. Einziger Unterschied: Diesmal Ferritin normal.

Mit Ferritin können wenig deutsche Ärzte umgehen. Und noch weniger deutsche Sportler. Engländer wissen da mehr. Sir Sebastian Coe, immerhin Weltmeister, sagte einmal: "Bei Ferritin unter 140 trete ich gar nicht erst an". Sagen Sie das mal einem deutschen Marathonläufer. Der guckt Sie an und sagt: "Hä!?" In Bayern: "Wos is?"

Also los: Ferritin ist zunächst nur der Eisenspeicher. Langweilig. Was interessiert mich das. Ist aber gleichzeitig ein (sehr raffiniertes) Maß für Myoglobin, den roten Muskelfarbstoff. Also den Stoff, der den Sauerstoff in der Muskulatur wirklich annimmt.

Ferritin haben Sie grundsätzlich zu wenig. Nämlich unter 140. Dann können Sie schnaufen so viel Sie wollen ... Der Muskel wird immer zu wenig Sauerstoff kriegen. Und sauer werden. Und hart werden. Und schmerzen. Und müde werden.

Ferritin bedeutet also Ihre körperliche Ausdauer. Mit tiefem Ferritin 10 Kilometer zu rennen ist keine Kunst. Aber der Marathon ... und erst der Triathlon!

Mein Ferritin ist grundsätzlich 300. Ich bin nicht so begnadet und begabt wie Sebastian Coe. Andererseits hatte ich natürlich auch schon einmal Ferritin unter 17. Auf Mallorca. Beim Training. Und weiß genau, wie ich die letzten 8 Kilometer nach Hause auf allen Vieren krabbelte. Und aus Pfützen trank. Unvergesslich.

PS: Möchte Sie nicht langweilen. Aber Ferritin besteht aus Eisen plus Eiweiß. Eisen allein hilft hier gar nix.