Altern – ein Aberglaube?
Hübsche Idee, ausgesprochen von einem Experten. Von dem Neurobiologen Martin Korte. Der in seinem Buche „Jung im Kopf“ anregt, dass (ich zitiere):
„… sich viele ältere Mitbürger als hilfsbedürftig, unselbstständig und defizitär wahrnehmen, weil sie die meist unbewussten Vorurteile ihres Umfeldes verinnerlichen.“
Er wagt doch tatsächlich die These, dass „ein Teil des Leistungsverlustes im Alter“ aus einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung resultiert (self fulfilling prophecy).
Ei gucke da. Das glaub ich nämlich auch. Bloß weil da im Bus ein höflicher Jungmann aufsteht, muss ich mich jetzt hinsetzen, oder? Bloß weil es elegant geschnitzte Krückstöcke gibt, muss ich die jetzt … spazieren tragen, oder? Bloß weil´s im Kreuz zwickt, muss ich mich auf einmal ausruhen, statt – wie das jedes Kind tun würde – erst recht herum zu hüpfen.
Dahinter steckt wieder einmal Epigenetik, der Lebensstil. Selbstverständlich auch hinter dem Altern.
Professor Korte zeigt, dass Geschwindigkeit und Form der Alterung zwar auch vom Erbgut, aber eben auch vom Lebensstil abhängt. Um jung zu bleiben empfiehlt der Fachmann dringend:
- Bewegung. Jede Form der körperlichen Anstrengung.
- Geistige Ertüchtigung, die Anstrengung und Freude bereitet.
- Positive Grundhaltung.
Besonders der letzte Punkt helfe, den Alterungsprozess zu verlangsamen: Menschen, die das Älter- werden in einem „guten Licht“ sahen, hätten – laut Langzeitstudie – 7 ½ Jahre länger gelebt.
Und dann fängt der Neurobiologe Professor Korte an zu träumen. Er träumt
„Von einer Gesellschaft, die jeden Menschen zu lebenslanger Entfaltung der eigenen Potenziale ermuntere“.
Ermuntere? Ich hab´s lieber handfest. Gerade heraus. Deutlich. Etwa so:
- Lauf. Lauf täglich. Lauf um dein Leben.
- Krafttraining. Streng deine Muskeln an. Täglich.
- Und nutz deine Birne. Täglich. Lern Fremdsprachen, lern ein Musikinstrument, bleib im Beruf up to date.
Ein besonders hübsches Bild von Korte ist mir hängengeblieben: Das Altern sei nicht etwa eine Lebenstreppe, die ab Lebensmitte unerbittlich abwärtsführe, sondern sei doch viel eher
„eine komplexe Gebirgslandschaft mit Tälern und neuen Höhen“.
NEUE Höhen! Na, da bin ich aber mal gespannt …