Wir schauen uns die anti-histamine Wirkung von Methionin nun etwas genauer an. Wie beschrieben, ist die Aminosäure Methionin essenziell für den menschlichen Organismus, wir müssen sie zu uns nehmen. Die Nahrungsquellen, die uns ausreichend Methionin schenken, sind überschaubar: Fleisch, Fisch, Eier und Nüsse.

In Pflanzen sind keine für den Menschen ausreichenden Methioninmengen vorhanden. Ein Erwachsener mit einem Körpergewicht von 70 kg benötigt 1 - 2 g Methionin pro Tag. Allergiker, die einen erhöhten Verbrauch haben, benötigen entsprechend mehr.

Methionin muss allerdings noch aktiviert werden, um als Antihistaminikum wirken zu können. Dazu wird es in einem enzymatischen Schritt unter Verbrauch von Mangan, Magnesium und Vitamin B12 (in Form von Methylcobalamin) in das so genannte s-Adenosylmethionin (SAME) umgewandelt. Diese chemische Verbindung ist der wichtigste Methylgruppenüberträger, den wir Menschen haben. Methylgruppen sind Moleküle, die aus einem Kohlenstoff- und drei Wasserstoffatomen bestehen und wichtige chemische Funktionen übernehmen. SAME mit seiner Methylgruppe ist die zwingende Voraussetzung für den regelrechten Abbau von körpereigenem Histamin. Aber nicht nur das: Auch die Bildung von Neurotransmittern und Hormonen, wie Adrenalin und Melatonin, sind von SAME abhängig sowie auch der Großteil epigenetischer Abläufe (DNA-Methylierung). Von daher wundert es nicht, dass es bei SAME-Mangel nicht nur zu Histaminproblemen, sondern auch zu Antriebs- und Schlafstörungen sowie Depressionen kommen kann. SAME hat sich inzwischen auch in Studien als wirksames Antidepressivum bewiesen. Aber zurück zum Histamin.

Sobald SAME seine Methylgruppe z. B. an Histamin abgegeben hat, wird daraus über einen weiteren Zwischenschritt Homocystein. Ein komplett natürlicher Vorgang. Dieser so genannte Methylierungszyklus läuft fast in jeder Körperzelle ab und regelt die optimale Bereitstellung von Methylgruppen.

Sofern ausreichend Vitamin B6 und Vitamin B12 vorhanden sind, wird aus dem potentiell schädlichen Homocystein auch wieder Methionin und die Methylierung kann wieder von vorne beginnen.

Wo viel Histamin anfällt, sind viele Methylgruppen, also viel aktiviertes Methionin (SAME) notwendig, um dieses wieder abzubauen und den körpereigenen Spiegel in der Norm zu halten. Der Kreislauf muss sich also schneller drehen und der Bedarf an Methionin, Vitamin B12, Mangan und Magnesium steigt entsprechend. Alleine die Bereitstellung von ausreichenden Mengen dieser Mikronährstoffen, allen voran Methionin, kann daher helfen, Allergiesymptome zu lindern. Und nebenbei verbessern sich oft auch noch Stimmung, Schlaf und Antrieb.

Quellen:
Sarris J, Papakostas GI, Vitolo O, Fava M, Mischoulon D. S-adenosyl methionine (SAMe) versus escitalopram and placebo in major depression RCT: efficacy and effects of histamine and carnitine as moderators of response. J Affect Disord. 2014 Aug;164:76-81. doi: 10.1016/j.jad.2014.03.041. Epub 2014 Apr 1. PMID: 24856557.

Li J, Sun C, Cai W, Li J, Rosen BP, Chen J. Insights into S-adenosyl-l-methionine (SAM)-dependent methyltransferase related diseases and genetic polymorphisms. Mutat Res Rev Mutat Res. 2021 Jul-Dec;788:108396. doi: 10.1016/j.mrrev.2021.108396. Epub 2021 Oct 7. PMID: 34893161; PMCID: PMC8847900.

Reilly MA, Schayer RW. Effects of various S-adenosylmethionine preparations on histamine methylation in vitro and in vivo. Agents Actions. 1978 Jun;8(4):332-6. doi: 10.1007/BF01968612. PMID: 685755.

Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.