Beispiel einer Schrottstudie
Am meisten lernen wir aus Fehlern. Aus Missverständnissen. Aus Dummheiten. Aus Schrottstudien. Solch eine findet sich soeben im bekannten N Engl J Med 2012,
June 11.
Die mit einem Satz zeigt, dass täglich 1 g Omega 3 nichts nützt bei Patienten mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nichts bedeutet, dass nach 6,2 Jahren genau so viele Herzinfarktpatienten gestorben waren, ob sie nun Omega 3 genommen hatten oder nicht.
Eine typische Schrottstudie. Die glaubt, der Mensch sei eindimensional. Dass ein Faktor schuld sei am Elend, an der Krankheit, am Tod. Dass ein Faktor schuld sei, wenn Völker sich bekriegen. Dass es nur eine Ursache gäbe für die Schuldenkrise. Jedes 8-jährige Schulkind weiß das inzwischen besser: Es gibt immer mehrere, es gibt viele Ursachen. Man muss sich schon ein bisschen umsehen und wirklich kümmern, wenn man etwas ändern möchte.
Hier handelt es sich um schwerkranke Menschen. Um Menschen, die soeben einen Herzinfarkt hinter sich hatten. Um Menschen, die außerdem schwer zuckerkrank waren. Und unter den 12.536 Patienten fanden sich sicher auch welche, die geraucht haben. Die zu viel Stress hatten (zu viel freie Radikale). Die falsch gegessen haben. Die sich nicht bewegt haben. Will sagen: Die Herzinfarkte hatten vielfältige Ursachen.
Dennoch hat man nur Omega 3 studiert. Und das auch noch unterdosiert: Nur 1 g. Wir wissen längst, dass der Omega 3-Index, im Blut gemessen, so etwa 3-4 g erforderlich machen, um wirklichen Schutz zu signalisieren.
Kommt hinzu, dass bei den Patienten Omega 3 gar nicht gemessen wurde. Vorher - nachher. Man kennt den Ausgangswert von Omega 3 vorher gar nicht. Wenn der abgrundtief war? Was soll dann 1 g? Und wenn der sehr hoch war? Dann bringt 1 g zusätzlich auch keinen zusätzlichen Gewinn, oder?
Jedem Schulkind einleuchtend. Nicht den Medizinprofessoren vom Hamilton General Hospital in Kanada. Was bleibt hängen? Omega 3 nützt nichts. Wieder so eine Schrottstudie. Traumhaft geeignet für...den Spiegel, Focus, deutsche Medien.