Brainrunning
wird praktiziert von Jürgen Petersen. Einer von weltweit 38 Gedächtnisgroßmeistern. Der täglich trainiert: Nicht nur die Beine (er ist Marathonläufer), sondern auch das Hirn. Der sich täglich Dinge einprägt wie z.B. 200 Hauptstädte der Welt. Und wie er die behält?
Durch Wiederholungsdurchgänge. Die braucht er, um diese Daten im Langzeitgedächtnis zu speichern. Und das macht er beim Laufen. Von ihm genannt "Brainrunning". Wie der da drauf kam?
Hören wir ihm zu:
"Früher bin ich nur sportlich gelaufen. Dann habe ich mal einen Vortrag von Ulrich Strunz gehört, der sagte: Lauft langsamer, dann startet der 12-Zylinder in eurem Kopf! Das habe ich ausprobiert - und festgestellt, dass ich beim Laufen auf einmal Zeit hatte zu denken. Das hatte ich früher nie. Jetzt nutze ich die Laufzeit immer, um irgendetwas auswendig zu lernen oder es zu festigen. Und das ist auch die Botschaft des Brainrunning: Laufen ist nicht nur körperliche, sondern auch mentale Fitness".
Ist das nicht herrlich? Lieber laufender Leser, lieber Marathonkollege: Laufen ist mentale Fitness. Drum gucken sich Marathonläufer vor dem Start immer so ... intelligent in die Augen. Schon aufgefallen?
Interessant die Rolle des Pulses, also der Belastung. Petersen hat die Zahl pi bis auf 1000 Stellen hinter dem Komma im Kopf. Und die 1000 Stellen muss er natürlich repetieren. Dafür braucht er 12 Minuten - aber nur bei einem Puls von 145. Wenn er schneller läuft, Puls um die 155, dann braucht er dafür schon 15 Minuten. Und bei einem Puls von 165 schafft er das gar nicht mehr. Kennen Sie vielleicht auch. Beim Wettkampf. Wenn man versucht, sich an seinen eigenen Namen zu erinnern. Oder beim Blick auf die Uhr (10:00) auszurechnen, wieviel Stunden seit 7:00 schon vergangen sind. Einfach nicht möglich. Auch ich war immer verzweifelt. Finde jetzt wundersame Bestätigung durch einen Gedächtnis-Meister.
Dem geht's also genauso.
Übrigens: Petersen ist mit 45 Jahren den Hamburg Marathon in immerhin 3:08 gelaufen. Macht vor dem Lauf regelmäßig 50-55 Liegestütz. So vertreibt er sich die Zeit, in der seine GPS-Uhr die Satelliten sucht. Und nach dem Lauf macht er 12 Klimmzüge.
Ich ziehe meinen Hut. Tief.
Quelle: runnersworld.de, 16.1.2013