Chronische Schmerzen durch Schmerzmittel
Bislang wurde die kurzzeitige Anwendung von Schmerzmitteln zur Vorbeugung von chronischen Schmerzen immer wieder empfohlen. Grund sei das Schmerzgedächtnis. Neu auftretende Schmerzreize können demnach ihre Aktivität verändern und überempfindlich werden. Dann schmerzt es immer noch, selbst wenn der ursprüngliche Grund längst ausgeheilt ist.
In einer neuen Studie wird nun von einem gegenteiligen Mechanismus ausgegangen:
Schmerzmittel, die bei akuten Schmerzen eingenommen werden, fördern die Entstehung chronischer Schmerzen.
Auslöser für chronische Schmerzen sind meist Verletzungen. Es muss sich nicht einmal um eine Operation handeln, oft reichen kleine innere Verletzungen. Nach Verletzungen kommt es natürlicherweise zu Entzündungen. Das ist der Aufräumprozess des Körpers. Entzündungen, die nur über einen gewissen Zeitraum anhalten, sind nichts Besorgniserregendes im Gegensatz zu chronischen Entzündungen.
Akute Entzündungen tun weh. Viele nehmen daher ASS, Ibuprofen oder Diclofenac. Sie unterdrücken die Entzündungsreaktionen, die Schmerzen gehen weg. Mit weg geht aber auch der Aufräumprozess, der die Verletzung heilt.
Wissenschaftler aus Kanada fanden heraus, dass Schmerzmittel bei einigen Patienten die Aktivität bestimmter Immunzellen (Neutrophile) hemmt. Ihre Schmerzen sind dann zwar erst einmal weg, aber die Immunzellen können ihre heilenden Kräfte nicht mehr wirken lassen. Das kann dazu führen, dass Schmerzen bis zu zehnmal länger anhalten.
Oder andersherum: Patienten, die keine Schmerzmittel nahmen und eine hohe Aktivität an Neutrophilen zeigten, hatten zwar für eine überschaubare Zeit Schmerzen, danach aber nicht mehr.
Statt bei den ersten Kopf-, Rücken- oder Knieschmerzen zu Schmerzmitteln zu greifen, sollten Sie daher zunächst andere Wege gehen.
Bei Kopfschmerzen hilft meist Wassertrinken und Dehnung des Nackens sowie des Schulterbereichs.
Massagen, heiße Bäder, Stretching und auch Kräftigungsübungen helfen meist bei Rücken- und Knieschmerzen.
Schmerzen in Form von Krämpfen hängen meist mit einem Magnesiummangel zusammen.
Quelle: Bahl R. Anti-inflammatory Drugs May Lead to Chronic Pain. Healthline. 20.05.2022. Unter: https://www.healthline.com/health-news/anti-inflammatory-drugs-may-lead-to-chronic-pain