Columbus und Diabetes Typ I
Amerika wurde entdeckt, weil man Traditionen über Bord geworfen hat. Weil man Neues gewagt hat. Weil man ins Ungewisse aufgebrochen ist und sich vom Ergebnis hat überraschen lassen. Menschliche Neugier also hat uns vorangebracht auf dieser Welt.
Tja. Was tut man als Arzt, wenn man nicht mehr weiter weiß? Wenn man alle therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft hat? Streng nach den Leitlinien gehandelt hat? Vorschlag: Man zuckt mit der Schulter. Man resigniert. Nenne ich Resignationsmedizin.
Haben manche von Ihnen bereits erlebt. Mit Rheuma, mit Schmerzen am ganzen Körper, mit einer Wunde, die einfach nicht heilen will. Und der Doktor hat sich wirklich Mühe gegeben und alle seine Möglichkeiten ausgenützt. Hat nur nicht geholfen.
Und wenn wir Ärzte uns Christoph Kolumbus zum Vorbild nähmen?
Das hat man in Schweden getan. Dort standen die Ärzte vor 22 Patienten mit Diabetes-Typ I, deren Zucker ständig entgleiste. Die jede Woche drei Mal in den Unterzucker rauschten. Das kann ja tödlich sein. Ungut. Und man kam einfach nicht weiter. Was haben diese wagemutigen Schweden getan?
Sie haben die Leitlinien über Bord geworfen. Sie haben die Tradition verraten. Sie haben einfach einmal das Gegenteil von dem getan, was in den Lehrbüchern steht. Sie haben die Diabetes-Typ I Patienten eben nicht mit 50% Kohlenhydraten ernährt, wie das die DGE, wie das Ihr Diabetologe für richtig hält, sondern sie haben die Kohlenhydratzufuhr bei diesen kranken Menschen reduziert auf
70 bis 90 Gramm täglich.
Das Resultat war unerwartet und recht verblüffend. Die Ärzte haben so etwas wie einen neuen Kontinent entdeckt. Innerhalb von drei Monaten:
- Sank die Unterzucker-Häufigkeit von drei pro Woche auf 0,2 pro Woche. Also nur noch einmal pro fünf Wochen.
- Sank der HbA1c-Wert (Langzeit-Blutzuckerwert) von kranken 7,5% auf gerade noch erlaubte 6,4%.
- Sank der Insulinverbrauch von 21,1 I.U. auf 12,7 I.U. pro Tag.
Der Zucker, der Diabetes Typ I, der ja angeblich nicht heilbar ist (News vom 14.09.2015) hat sich jedenfalls dramatisch verbessert. Und ganz besonders die so gefährlichen Attacken von Unterzucker waren praktisch verschwunden.
Frage: Was würde passieren, wenn man die Kohlehydratzufuhr auf 20 Gramm absenkt? So wie das Dr. Wortmann bei sich getan hat? (News vom 05.11.2012)
Beschämend: Dass man so eine Studie überhaupt machen muss. Dass ich darüber berichten muss. Dass das schwere, behäbige Schlachtschiff Schulmedizin so etwas Banales nicht versteht, nämlich, dass Zucker etwas mit der Zuckerzufuhr zu tun hat. Jedes sechsjährige Mädchen würde das spontan vermuten.