Corona-Ärzte, die sich kümmern
Gibt es. Gibt es wirklich. Denn jeder, glauben Sie mir, jeder Arzt ist bemüht, Ihnen zu helfen. Nun gut… Einschränkung: Jedenfalls am Anfang seiner beruflichen Laufbahn.
Dass mancher nach 40, 50 Jahren offenkundig vergeblichen Handels ein bisschen resigniert… verstehen wir alle.
Denn die Anzahl der Kranken, der Leidenden nimmt in Deutschland leider, leider zu. Trotz aller unserer Bemühungen.
Ein bemerkenswerter Kümmerer ist Professor H. A. Ghofrani, Direktor Abteilung Pneumologie der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim. Der kümmert sich um akut Corona-Kranke. Aber genauso um Menschen, die nach durchgemachter Infektion auch weiter leiden, manchmal sogar noch sehr viel stärker.
Es gibt bereits Professoren, die hier eine neue Krankheit entdeckt haben wollen. Schlicht lächerlich. Können wir mal im Zusammenhang mit EBV besprechen. Später.
Professor Ghofrani hat nun zum Ende eines Interviews ein paar, wie ich finde, sehr, sehr wichtige Sätze formuliert. Mir deshalb so bedeutsam, weil hier ein „praktischer Arzt“ spricht. Also nicht ein Wissenschaftler, ein Virologe, oder gar das RKI. Darf ich zitieren?
„Das Risiko wird enorm durch das Alter und durch Vorerkrankungen gesteigert. Es gilt der Leitsatz, dass Jüngere und Kinder in aller Regel keinem hohen Risiko ausgesetzt sind, selbst wenn sie sich infizierten. Auch das gilt regelhaft.
Aber es gibt Ausnahmen. Man muss sich davor hüten, dass diese Ausnahmen, die dann öffentlich kommuniziert werden, auf einmal im Kopf des Hörers, Lesers oder Zuschauers zur Regel mutieren.
SARS-CoV-2 wird nicht das letzte beunruhigende Virus sein. Wir haben auch eine besorgniserregende Menge bakterieller Erkrankungen, bei denen unsere Waffen immer stumpfer werden. Die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen und die daraus entstehenden Folgeerkrankungen stellen uns vor schwerwiegende Probleme.
Wir haben parasitäre Erkrankungen wie Malaria oder Bandwürmer, die JEDEN TAG Tausende von Menschen töten.
Es ist also nicht so, dass nur Covid-19 uns großes Kopfzerbrechen bereitet. Aber es ist eine folgenschwere Erkrankung, an der wir beispielhaft lernen und Prozesse optimieren können.“
Was haben wir gelernt? Hütet euch vor der Presse. Vor den Medien. Die immer dann filmen, wenn ein Gewalttäter nach Faustschlag und Biss von Polizisten zu Boden gedrückt wird. Die zwei Minuten vorher interessieren nicht. Genauso hier:
Hüten Sie sich davor, Ausnahmen zu generalisieren. Und es wird immer Ausnahmen geben. Aber eben, wohl gemerkt: „Ausnahmen!“
Beispiel: Ein Kind stirbt an Corona. Oder ein 30-jähriger. Dass der dann Leukämie hatte und so weiter interessiert die Medien eben nicht.
Gelernt haben wir außerdem, dass SARS für den Praktiker nur eine von vielen, vielen unangenehmen übertragbaren Erkrankungen ist. Wenn Malaria oder Bandwürmer „jeden Tag Tausende von Menschen tötet“, was bleibt dann von den 9.400 toten Deutschen (Durchschnittsalter 82 Jahre), derentwegen wir die Wirtschaft für viele, viele Jahre (glauben Sie mir!) einbrechen lassen?
Kurz und gut: Ich orientiere mich an Praktikern oder Nobelpreisträgern.
Quelle: Ungenau. Zeitung Bad Nauheim Nr. 195, 22.08.2020, S. 25