Dämliche Fragen
Hab ich mir in der Zeit meiner über 100 TV-Auftritte stellen lassen… dürfen. Hat mich damals entsetzt. Ich glaubte, eine mir neue – oberflächliche, dümmliche – Welt entdeckt zu haben. Mein Fehler. Irgendwann einmal habe ich verstanden, dass auch die Journalisten, die Redakteure, die Moderatoren sehr genau wussten, wie dämlich ihre Fragen waren …
Dass es in Wahrheit auf die Antwort ankam. Nicht einmal auf den Inhalt der Aussage, sondern auf die Art, zu antworten. Die sehr viel aussagt über den Menschen dahinter.
Solch dämliche Fragen habe ich soeben für das „Börsenblatt“ beantworten dürfen. Wie z. B.
Ihre Held/innen im Alltag?
Was würden Sie antworten? Krankenschwester? Die Klo-Frau? Ihre Mama? Sie merken schon, was auch immer man antwortet, man liegt daneben.
Kommt hinzu Held/innen erinnert mich an Winnetou:in oder an Indianer:in. Soeben (23.08.2022) hochaktuell.
Die Fragen drucke ich Ihnen einmal im Original ab. Wissen Sie weshalb? Wegen der letzten. Die letzte Frage lässt innehalten. Und bestätigt die (korrekte) Annahme der Redakteure. Die Antwort, die Art der Antwort verrät viel über die Person.
Hier also die Erkenntnis: „ALLES IST SO, WIE ES SEIN SOLLTE.“
Ist für mich zum Fixpunkt meines Lebens geworden. So etwas wie der Haltegriff im gefährlich schaukelnden Bus, in der Tram. Vielleicht schaukelt ja auch Ihr Leben? Verstehen daher, was ich meine?
Dass man aber, wie so oft, wie auch ich, erst dank einer kräftigen Ohrfeige auf eine solche existenzielle Erkenntnis kommt … zeigt, wie oberflächlich man, jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt, durch das Leben gegangen ist. Wie wenig man nachgedacht hat.
Ganz praktisch: Sie ärgern sich? Sie schimpfen? Über Politik? Den Nachbarn? Tja. Sie sind noch lange nicht so weit.