Das Belohnungssystem renovieren
Wenn Sie einen Neujahrsvorsatz haben, nicht hatten, möchte ich Sie gerne an etwas erinnern, dass Sie mit Sicherheit schon genauso gut wissen wie ich.
Bleiben Sie am Ball.
Aber wie? Die der Umsetzung zugrunde liegenden Maßnahmen, die Sie überall im Netz finden können, möchte ich hier nur mit einem Satz Aufmerksamkeit schenken: Formulieren Sie Ihre, in kleine Schritte aufgeteilten Ziele, positiv ausgedrückt auf Papier aus, teilen Sie diese mit Familie und Freunden und suchen Sie sich Werkzeuge, um aus neuen Gewohnheiten, Routine werden zu lassen.
Es ist leichter gesagt als getan. Dem Ziel sprinten die Meisten in der ersten Woche des neuen Jahres entgegen und merken dabei nicht, dass der Weg dadurch noch länger wird. Die Konsequenz? Man gibt auf. Ich kenne es selbst. Die Umsetzung scheitert nicht an dem Willen. Sie scheitert an der Kraft, die es bedarf, um etwas zu ändern. Eine Veränderung braucht positive Rückkopplungsmechanismen. Werden wir belohnt, dann schüttet unser Nervensystem Dopamin und andere Neurotransmitter aus. Welch herrliches Gefühl! Es ist das Prinzip der positiven Konditionierung.
Doch wenn das Nervensystem nicht richtig arbeiten kann, dann können Sie noch so viel ackern und Proteine schlucken. Ihr Stoffwechsel ist dauerhaft auf Abbau programmiert. Es herrscht kein Gleichgewicht zwischen sympathischen und parasympathischen Einflüssen in Ihrem Körper. Sie erinnern sich: Der Sympathikus wird in Stress- und Notfallsituation aktiv und löst eine Dopaminfreisetzung aus, während der Parasympathikus in Ruhe- und Entspannungsphasen diese herunterreguliert. Stress, insbesondere durch Training ausgelöst, ist also nicht als negativ zu beurteilen!
Der Mechanismus der Dopaminfreisetzung wird allerdings fehlreguliert, wenn wir chronisch von Stress betroffen sind. Das äußert sich in „Müdigkeit, Leistungsabfall, Schlaflosigkeit, verändertem Appetit, Gewichtsverlust und Stimmungsstörungen wie Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Motivationsverlust, Konzentrationsschwäche und Depression sowie Entzündungen und Immunsuppression“ (1). Die Essenz dieser Aussage: Ohne Gleichgewicht keine innere Belohnungsfunktion. Für das innere Gleichgewicht bedarf es neben Bewegung und Denken auch die Ernährung. Gegenstand der Forschung ist dabei vermehrt der Einfluss des Magen-Darm-Traktes als ein Schlüsselmechanismus in der Homöostase, um die Belohnungssysteme wieder in Gang zu bringen.
Welche Rolle spielt der Darm beim, ich nenne es, „Happy Triad“?
Ernährung: Dopamin kann bei Stress auch im Magen-Darm-Trakt synthetisiert werden. Beweisend für diese Annahme ist der Nachweis vom Dopamin bildenden Enzym Tyrosinhydroxylase in Darmzellen (1). Auch Serotonin, als Modulator der Schmerzwahrnehmung, des Schlafes und der Stimmung wird im Darm bei körperlicher Aktivität produziert (3). Die Bedingung: Ein gesundes Mikrobiom des Magen-Darm-Traktes, dessen gastrointestinale Sensoren unmittelbar mit Belohnungszentren unseres Gehirns verbunden sind.
Bewegung: Gewöhnliche körperliche Aktivität von 1-2 Stunden am Tag erhöht den Dopaminspiegel im Gehirn (2).
Denken: Die bewusste Wahrnehmung unserer Spannungszustände ist der Schlüssel zum Verständnis von Entspannungstechniken, die das autonome Gleichgewicht im Körper regulieren können. Der Darm kommuniziert über den Vagusnerv des parasympathischen Nervensystems mit unserem Verdauungstrakt (1). Ist diese „Darm-Gehirn-Achse“ durch eine Daueraktivität des Sympathikus gestört, hilft auch eine gute Ernährung allein nicht, diese Verbindung zu renovieren.
Schlussendlich sind wir einfach gestrickt. Haben wir etwas erreicht, verspüren wir Befriedigung, ausgelöst durch ein Konzert der Neurotransmitter. Wir wollen es wieder und wieder. Einige Schaltstellen müssen für diese Funktion neu geölt werden und ein wichtiger Baustein dafür ist die Pflege des intestinalen Mikrobioms. Dann rutscht es erst so richtig im neuen Jahr! Deshalb bleiben Sie am Ball, nutzen Sie den Aufschwung des neuen Jahres und gehen Sie die Dinge langsam und fokussiert an.
Wenn Sie einen kleinen Einblick in meinen Fokus des Jahres 2025 haben wollen, schauen Sie gerne in der ARD-Mediathek (Link: https://www.ardmediathek.de/video/mdr-thueringen-journal/justus-moerstedt-der-flossenschwimm-weltmeister-aus-weimar/mdr-thueringen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy9mNWIwMTNmYi1iZDg3LTQ0ZGYtYTczMy03YjBhYmM0YWFhZmU) vorbei.
(1) Clark A, Mach N. Exercise-induced stress behavior, gut-microbiota-brain axis and diet: a systematic review for athletes. J Int Soc Sports Nutr. 2016;13:43.
(2) Heijnen S, Hommel B, Kibele A, et al. Neuromodulation of aerobic exercise-a review. Front Psychol. 2015;6:1890.
(3) Eisenstein M. Microbiome: Bacterial broadband. Nature. 2016;533:104–6.
Über den Autor:
“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.
Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“
Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200m Streckentauchen hält er den Europarekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!
Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."