Das Epstein-Barr-Virus und L-Arginin
Ihnen ist vielleicht die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ bekannt. Dort kam einige Episoden lang der Spruch „It is known, Khaleesi“. Der Amerikaner spricht auch gern von „common sense“. Wir würden dazu im Deutschen gesunder Menschenverstand sagen. Doch allzu häufig war dieser gesunde Menschenverstand vollkommen falsch, wie auch in der Serie „Game of Thrones“. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:
„Der gesunde Menschenverstand besagt, dass der Verzehr von tierischem Fett uns krank und fett werden lässt.“ Das Gegenteil ist der Fall, wie wir Low Carbler nun schon seit vielen Jahren wissen. Man muss hier jedoch feststellen, dass es bereits in den 1960-er Jahren einige Forscher gab, unter anderem John Judkin, die vehement gegen die Dämonisierung von Fett vorgegangen sind und von der Zuckerindustrie hart angegangen wurden. Denn Judkin fand bereits 1970 heraus, dass Zucker der Verursacher von koronaren Herzproblemen ist, nicht das Fett.
Doch nun zu L-Arginin, einer semi-essentiellen Aminosäure, und dem Epstein-Barr-Virus (EBV). In der recht übersichtlichen Literatur zum Thema EBV herrscht geschlossen die Meinung, dass man sich argininarm ernähren solle. Einige Empfehlungen gehen sogar so weit, dass sie vom Verzehr von Eiern und anderen tierischen Produkten abraten. Der Tenor ist: Die Viren aus der Herpesfamilie würden durch L-Arginin gefüttert. Ohne Arginin würden sie sich wesentlich schlechter vervielfältigen.
Und es gibt tatsächlich eine Studie aus dem Jahr 1967, die das am Herpes-Simplex-Virus gezeigt hat. Zudem hat man auch beobachtet, dass der EBV in der Lage ist, aus L-Arginin L-Citrullin herzustellen. Eine auch in unserem Körper vollkommen normale Reaktion. Man assoziiert L-Citrullin aber in Folge mit Autoimmunerkrankungen und schließt dann darauf, dass EBV eine solche auslösen könnte, schreibt aber eher in einer Art und Weise, als lägen Beweise vor, was komplett falsch ist. Durch solch eine Assoziation kann man einen Verdacht äußern, den man dann aber auch beweisen muss. Solche Studien gibt es nicht. Keine Einzige.
Ich liefere Ihnen aber einen anderen Beweis, der die gesamte Literatur zum Thema EBV und L-Arginin auf den Kopf stellt: In der Studie von Hideyuki Agawa wird konkret EBV und L-Arginin untersucht, und zwar wie gut er:
- Sich vermehren kann, wenn L-Arginin vorliegt
- Ob eine Reaktivierung des EBV passieren kann, wenn L-Arginin vorliegt
- Ob eine Reaktivierung des EBV passieren kann, wenn man die Verwendung von L-Arginin in unserer Immunabwehr unterdrückt
Glaubt man dem „common sense“, dann müsste sich in den ersten beiden Versuchsaufbauten das EBV stark vermehren und es müsste die Reaktivierung deutlich wahrscheinlich werden, da ja angeblich der EBV durch L-Arginin, Zitat: „gefüttert“, wird.
Und wie Sie sicherlich ahnen bzw. auch am Titel der Studie von Hideyuki Agawa erkennen können: Das Gegenteil ist der Fall. Wie so häufig ist exakt das Gegenteil der Fall!
In der Studie wird bewiesen, dass sich das Virus gerade dann reaktiviert, also vom „schlafenden Zustand“ zurückkehrt in den aktiven Zustand (lytische Phase), wenn man dem Immunsystem das L-Arginin wegnimmt. Und es wurde gezeigt, dass die Reaktivierung in Abhängigkeit der Höhe des Spiegels von L-Arginin unterdrückt wird. Das bedeutet: Je höher die Konzentration von L-Arginin in den Zellkulturen war, desto stärker war die Immunabwehr.
Warum ist das so?
L-Arginin ist essentiell für unser Immunsystem. Die Abwehrzellen stellen aus L-Arginin Stickstoffmonooxid her (NO), welches zur Abwehr pathogener Keime und Viren benutzt wird. Einfacher ausgedrückt: Dieses NO ist die Munition unserer Abwehrzellen und der Lieferant für NO ist L-Arginin. Daher hat es mich auch total gewundert, dass man angeblich bei diesem Virus L-Arginin meiden soll; doch auch ich glaube zunächst dem „gesunden Menschenverstand“. Wie sagt es Paul Chek so schön: Glauben Sie mir nix. Lesen Sie es selbst nach. Man sollte diesen Satz nie wieder vergessen.
Ich behandele das Thema EBV in meinem neuen Ratgeber „Der Energiefix“. Dort habe ich die Stelle zum Thema L-Arginin korrigiert, denn im ersten Druck habe ich noch fälschlicherweise vor einer Einnahme von Arginin gewarnt. Auf Basis der Studie Hideyuki Agawa empfehle ich nun, dass Sie täglich auf ca. 6-10 g Arginin durch die Nahrung und Nahrungsergänzung in Summe kommen. Nur so hat Ihr Immunsystem eine Chance, den EBV (wie im Übrigen auch Covid-19, siehe News vom 24.10.2020 „Corona? Arginin!“) zu besiegen und eine Reaktivierung zu unterdrücken.
Quellen:
The Role of Arginine in the Replication of Herpes Simplex Virus, Y. Becker et al, 1967, DOI: 10.1099/0022-1317-1-4-471
Down-Regulation of Spontaneous Epstein–Barr Virus Reactivation in the P3HR-1 Cell Line by L -Arginine, Hideyuki Agawa et al., 2002, DOI: 10.1006/viro.2002.1709
Effects of adding L-arginine orally to standard therapy in patients with COVID-19: A randomized, double-blind, placebo-controlled, parallel- group trial. Results of the first interim analysis, Giuseppe Fiorentino, 2021, DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101125
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
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