Das MAOA-Enzym und die Selbstkontrolle beim Essen
Als ich im Buch von Ben Lynch das Selbstgeständnis las, dass Ben problemlos eine Familienpackung Eis allein auf einmal essen konnte, habe ich in mich reingelächelt und dachte: Das kann mir nicht passieren. Und sofort, mit dem nächsten Gedanken, ist mir eingefallen: Robert, es gab eine Zeit vor deiner Ernährungsumstellung auf Low Carb, wo du problemlos eine halbe Packung Kekse auf einmal gegessen hast. Also lach nicht! Denn das ist ein typisches Muster von Menschen mit schnellem MAOA. Wenn man zu wenig Eiweiß zu sich nimmt, führt das beim schnellen MAOA dazu, dass man die Kontrolle über die Zufuhr von Kohlenhydraten verliert.
Doch warum passiert das?
MAOA baut Serotonin (ein Botenstoff, der u. a. Glück und Zufriedenheit signalisiert) ab. Menschen mit schnellem MAOA haben einen chronisch niedrigen Serotoninspiegel im Blut. Daher neigen Menschen mit schnellem MAOA eher zu Depressionen. Man ist generell unzufriedener und das wird verstärkt, wenn man nicht genug vollwertiges Eiweiß zu sich nimmt. Sie erinnern sich, wir hatten ein ähnliches Problem mit dem schnellen COMT-Enzym, wodurch man chronisch einen zu niedrigen Dopaminspiegel hat.
Dieser vermeintliche Verlust an Selbstdisziplin kann so weit gehen, dass Menschen in der Nacht aufstehen und etwas essen müssen, damit sie wieder einschlafen können. Ich schreibe vermeintlich, weil das leider einfach durch das schnelle MAOA-Enzym ausgelöst wird und somit eher weniger mit Disziplin zu tun hat.
Wie kann man besser mit dem schnellen MAOA leben?
Die gute Nachricht ist wie immer: Epigenetik. Man kann mittels Ernährung das Verhalten von MAOA verbessern. Insbesondere zum Frühstück sollte man auf eine gute Portion an bioverfügbarem Eiweiß achten. So bekommt der Körper biochemisch signalisiert, dass genügend Baustoffe vorliegen. Insulin spielt hier auch mit hinein, aber eben auch der Bedarf z. B. an Tryptophan zum Herstellen von Serotonin. Und Tryptophan erhält man nur mit einer guten, vollwertigen Eiweißquelle, wie z. B. durch das Frühstücksei. Ich frühstücke seit 2017 jeden Morgen 4 oder 5 Eier. Dadurch nehme ich vollkommen natürlich ca. 450 mg Tryptophan auf und mein schnelles MAOA führt nicht mehr zu diesen Heißhungerattacken auf Süßes am Vormittag. Ich kann mir heutzutage überhaupt nicht mehr erklären, wie ich überhaupt Lust auf Kekse hatte. Durch mein eiweißreiches Frühstück habe ich bis zum Mittag und darüber hinaus überhaupt kein Hungergefühl. Meine Ernährungsumstellung Anfang 2017 mit diesem eiweißreichen Frühstück war für mich eine echte Zeitenwende. Seitdem kommt es vollkommen natürlich dazu, dass ich nur zwei Mahlzeiten am Tag zu mir nehme. Wenn man den Körper gut mit Eiweiß, Vitaminen und Spurenelementen versorgt, bleibt der Hunger fern: Der Körper hat keine Lust mehr auf Süßes zwischendurch, womit der Körper auch nur versucht, seinen Mangel an Tryptophan und Vitalstoffen auszugleichen. Und ein schnelles MAOA-Enzym verstärkt diese negativen biochemischen Abläufe.
Wie drückt es Ben Lynch so schön aus: Sie sind nicht willensschwach, es sind Grundlagen der Biochemie, die hier zum Ausdruck kommen. Und eine ganz grundlegende Regel ist, dass wir ca. 15-20 Prozent unseres täglichen Energiebedarfs in Form von Eiweiß benötigen. Wir Menschen essen auf exakt dieses Eiweißziel hin. Geben wir dem Körper vollwertiges Eiweiß, bleibt der Hunger fern. Frühstücken wir hingegen leere Kohlenhydrate, hat man zwei Stunden später schon wieder Hunger: Einmal weil der Blutzuckerspiegel stark ansteigt und sofort stark fällt, aber eben auch, weil der Körper gern sein Baumaterial hätte...und das schnelle MAOA kann hier sehr negativ wirken. Doch wenn man seine Ausprägung kennt (oder inzwischen erahnt, weil man sich genau so verhält), so ist es zunächst einmal sehr wichtig, das zu wissen, warum man „so tickt“. Und die Lösung ist zudem einfach umzusetzen. Probieren Sie mal eine Woche lang „mein“ Frühstück aus, auch gern „English Breakfast“ genannt, und erfahren Sie den Unterschied! Es gibt nichts Angenehmeres, als den Körper mit allen Vitalstoffen zu versorgen. Es ist dann gar keine Willensstärke mehr nötig, weil Sie keine Nasch-Gelüste mehr verspüren.
Wenn Sie Ihr Wissen um dieses und weitere Gene vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen mein Buch „Hör auf Deine Gene“, welches in der überarbeiteten zweiten Auflage gerade neu erschienen und welches hier im Shop erhältlich ist.
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
”