Depressiv durch Zucker
Zucker soll depressiv machen? Ihre eigene Erfahrung sagt Ihnen wahrscheinlich das Gegenteil. Wenn Sie gestresst oder deprimiert sind, fühlen Sie sich nach etwas Süßem wieder besser. Kein Wunder, denn der Zucker “spült“ Tryptophan aus den Muskelzellen ins Gehirn. Dort wird die Aminosäure in Serotonin umgebaut, das hebt die Stimmung.
Das ist der Kurzzeiteffekt.
Der Langzeiteffekt von Zucker sieht ganz anders aus. Untersucht an Ratten.
Da wurden Versuchsratten entweder normal oder mit erhöhten Kohlenhydratmengen ernährt. Erhöht heißt, 65 Prozent des Futters bestand aus Kohlenhydraten. Also deutsche Normalkost. Normal???? Nach vier Monaten wurden die Tiere einem speziellen Test unterzogen, mit dem man die Ängstlichkeit von Ratten feststellen kann. Die Ergebnisse:
- Die Ratten, die mehr Kohlenhydrate erhielten, waren signifikant ängstlicher als die „normal“ ernährten.
- In den Gehirnen der Ratten mit der High Carb Diät maßen die Wissenschaftler weniger Tryptophan.
- Außerdem waren Gene aktiv, die auch bei Menschen mit Angststörungen oft aktiv sind.
Die Studie hat einen (typischen!) Nachteil: das Futter der „normal“ ernährten Ratten bestand immer noch zu 50 Prozent aus Kohlenhydraten. Interessant wäre natürlich, wie sich die Ratten verhalten würden, wenn man sie auf eine echt Low Carb Diät setzte und man sie zusätzlich zur Zuckerverbrennung täglich im Laufrad trainieren lassen würde.
Die Wissenschaftler erklären ihr Ergebnis wie folgt: Durch den erhöhten Konsum an Kohlenhydraten entstehen vermehrt freie Radikale, diese verändern wichtige Abläufe im Gehirn, wodurch auch der Tryptophan-Spiegel sinkt.
Von anderen Mausexperimenten ist bekannt, dass bei erhöhtem oxidativem Stress bestimmte Enzyme aktiv werden, die an der Bekämpfung der freien Radikale beteiligt sind. Dazu gehört zum Beispiel ein Enzym, welches bei der Herstellung des Super-Antioxidans Glutathion mitwirkt.
Damit die Enzyme aktiver sind müssen auch die Gene aktiver werden, die die Bauanleitungen für die Enzyme liefern. Die erhöhte Genaktivität wirkt sich auf weitere Gene aus. Interessanterweise sind daraufhin genau die Gene besonders aktiv, die häufig bei Menschen mit Angststörungen beobachtet werden. Viele Wissenschaftler hielten die veränderte Genaktivität für erblich. Stimmt nicht, wie nun diese Studie zeigt, denn Kohlenhydrate (nix erblich) führen zu der veränderten Genaktivität.
Dazu passt eine andere Studie. In ihr wurde der durchschnittliche Zuckerkonsum verschiedener Länder mit der Häufigkeit von Depressionen verglichen. Zur Erinnerung: Depressionen treten fast immer zusammen mit Angst auf. Siehe da: Es bestand eine hoch signifikante Korrelation. Das heißt, je mehr Zucker in einem Land gegessen wurde, umso mehr Menschen waren an Depressionen erkrankt.
Wollen Sie Ihre Ängste und Depressionen verlieren?
Dann streichen Sie leere Kohlenhydrate!
Quellen: Souza CG, Moreira JD, Siqueira IR, et al. Highly palatable diet consumption increases protein oxidation in rat frontal cortex and anxiety-like behavior. Life Sci. 2007;81(3):198-203.
Westover AN, Marangell LB. A cross-national relationship between sugar consumption and major depression?. Depress Anxiety. 2002;16(3):118-120.