Der Einfluss von Täuschung
Gast News Nr. 78
Lassen Sie doch bitte noch einmal die News vom 14.05.2019 einsickern („Pharma macht keine Fehler“). Die in seltener Klarheit auch zeigt, wie Pharmaunternehmen uns an der Nase herumführen. Nämlich niedrige Wirksamkeit gekoppelt an hohe Preise vollmundig gelobter Medikamente gezielt intransparent macht. Vernebelt. Nicht deutlich kommuniziert. Nennt man das Täuschung?
Freilich können Sie auch positiv auf diese Welt blicken:
Die hohe Wirksamkeit und die niedrigen Preise (vergleichsweise!) der Nahrungsergänzungsmittel werden dagegen für den Einzelnen ja immer attraktiver. Weltweit. Das haben Großkonzerne wie Nestlé verstanden und schon vor Jahren zugegriffen (siehe hier).
Wird wirklich überall getäuscht? Werden wir ständig an der Nase herumgeführt? Der Einfluss von Täuschung ist reger Diskussionspunkt in Psychologie und Ökonomie (Wirtschaft, also Geld). Wirtschaftswissenschaftler (meist an Zahlen gebunden) lehnen Täuschung strikt ab. Verständlich. Während Psychologen Täuschung in Studien ab und an sogar geschickt anwenden. Das liegt an der Denkweise hinter diesen zwei Fächern.
Aber was ist Täuschung?
Ein sehr gelungenes Manuskript von Michał Krawczyk („What should be regarded as deception in experimental economics? Evidence from a survey of researchers and subjects“, in: Journal of Behavioral and Experimental Economics 79 (2019) 110–118) stellt fest, dass es weder klare Definitionen von Täuschung gibt, noch dass sich Wissenschaftler einig sind, wann diese vorliegt.
Täuschung ist eine Grauzone. Weil ein klarer Rahmen um sie nicht gelegt werden kann.
Insofern liegt es wieder beim Einzelnen, wie also jeder von uns Informationen interpretiert und sie für sein Handeln einzusetzen vermag. Jetzt sind wir wieder im Bereich der Selbstverantwortung und der Neurowissenschaften.
Denn wie Informationen von außen vom Einzelnen interpretiert werden, ist Sache des Gehirns, unseres Denkens. Und hier stellt die Wissenschaft fest, dass es gesunde Gehirne sind, die das am besten können. Sich auf Neues einzulassen, alte Gewohnheiten in neuen Situationen durchbrechen zu können, sich schwierigen Aufgaben souverän anzupassen,…ist nämlich keine Frage der Neugierde. Sondern der Fähigkeit, aus Neuem lernen zu können. Also eine Frage der „Intelligenz“.
Dazu gehört die Bereitschaft, den falschen Glauben abzulegen, sich nicht täuschen zu können. Oder ein Patentrezept gefunden zu haben. Stimmt selten. Stimmt nie. Wir täuschen uns oft genug, können täglich dazulernen.
Ein vermeintlich negativer Einfluss der Täuschung kann bei einem trainierten Gehirn also gar nicht erst vorkommen. Denn ein gesundes Gehirn weiß, dass es unentwegt getäuscht wird und sich täglich um neue Weltbilder bemühen muss. Schön. Gut. Einverstanden. Und wie gelingt das?
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Gegen eine immer weiter anwachsende Masse an selbstverantwortlichen, gesunden und wachen Gehirnen ist kein Kraut gewachsen (siehe News).