Der Gegenbeweis
Der Mehltau der Resignation liegt über diesem Land. Bedeckt und lähmt auch die Medizin. Die Medizin, wie die Bevölkerung sie versteht. Das hatten Sie gestern ausdrücklich vorgeführt bekommen. Als die junge Dame von der AOK einen 46 Jahre alten, offenbar recht fitten Menschen rügte: Er hätte zu wenig Fett. Und außerdem dürfe ein 46 Jähriger nicht aussehen wie ein 20 Jähriger. Das wäre unnatürlich.
Die junge Dame, die AOK, die meisten deutschen Ärzte wissen nicht was "natürlich" ist. "Natürlich" kann man in der Tierwelt beobachten: Da gibt es kein "Altern" so wie wir es verstehen. Tiere leben biologisch ihr ganzes Leben auf einem gleich hohen Energielevel, um dann - nach Ablauf der Teilungsfrist ihrer Zellen – recht plötzlich zu sterben. Übrigens: An Altersschwäche. Kommt unter Menschen (praktisch) nicht mehr vor. Das wäre natürlich.
Weil mich diese Resignation zunehmend beschäftigt und ärgert, möchte ich Ihnen den Gegenbeweis liefern. Zu der allgemein akzeptierten Verfallstheorie. Der Gegenbeweis ist tunlichst ein Foto. Fotografiert wurde genau so ein 46 jähriger, deutsch, männlich. Gucken Sie mal selbst:
Fettgehalt 4 Prozent. Laut AOK sollte dieser 46 jährige mindestens 18,6 Prozent mit sich herumschleppen. Denn, wiederum laut AOK, der Gesundheitskasse, "der Körper würde in zunehmendem Alter mehr Fett ansetzen". Das sei ganz normal.
Und man könne ja mit 46 nicht noch den gleichen Körper wie ein 20 jähriger haben. Das wäre ja unnatürlich.
Resignation. Hinnehmen des Verfalles als etwas Normales. Nun... gilt nicht mehr. Gilt nicht mehr seit 23 Jahren. Die forever young Idee hat ja nun schon hunderttausende erfasst. Wird von Ihnen, liebe Leser, gelebt und weiter getragen.
46 Jahre: Das Bild akzeptieren Sie noch. Wäre es nicht spannend, das Bild im 70ten Lebensjahr zu wiederholen? Muss man dann aussehen wie Depardieu, der französische Filmschauspieler? Ich darf Ihnen sagen: Man muss nicht.