Der ideale Brief
Erreicht mich heute. Vorbildlich. Glücklich formuliert. Kann man beinahe als Therapie für eine täglich geplagte Doktor-Seele betrachten.
Solch einen Brief wünschte ich mir auch von Ihnen, lieber Patient. Aber, ich weiß, zur Medizin gehören immer zwei. Erst einmal muss der Doktor funktionieren (hat auch mal einen schlechten Tag), und dann sollte der Patient auch mitmachen. Ein kitzliges Thema.
Zurück zum idealen Brief. Ich darf zitieren:
„Vielen Dank für das Bluttuning und die hilfreichen Unterlagen.
Meine Beschwerden sind verschwunden, es geht mir wieder gut.“
Na? Die Schrift blitzt und strahlt, wie Sie bemerken. Ein durch und durch positives Schreiben. Da haben also offenbar beide Seiten funktioniert. Worum ging es?
- Schlimmer Infekt, appetitlos, drastische Gewichtsabnahme.
- Extreme Schlafstörung, kaum Schlaf, weil selbstständig.
- Zu hoher Puls, Herz schlägt bis in den Hals.
- Angst und Sorge. Wie soll bei weniger als zwei Stunden Nachtschlaf anstrengende tägliche Arbeit bewältigt werden?
- Heißt übersetzt: Angst vor der Zukunft. Völlig zu Recht.
Und was haben wir getan? Wie haben wir geholfen? Nicht durch gutes Zureden im Sinne von „wird schon wieder“ oder eben (besonders dämlich): „treten Sie doch mal kürzer“. Das sagen Sie mal einem Selbstständigen. Zum Beispiel Ihrem Hausarzt. Da kann der nur resignierend lächeln.
Nein, nein: Wir haben das Übel an der Wurzel gepackt. Wir haben vor langer, langer Zeit verstanden, dass das Leben, der Alltag, die täglichen Anforderungen sich niederschlagen in der Molekülzusammensetzung des Körpers.
Verstanden?
In schlichten Worten: Stress, Überforderung, Angst, Schmerz verbraucht massiv einen Großteil der 47 lebensnotwendigen Stoffe. Halbiert deren Konzentration im Blut, beispielsweise.
Dann sind Sie eben auch nur ein halber Mensch. Nichts besonderes. Nur: Wie wollen Sie als halber Mensch Ihre Arbeit schaffen? Als halber Mensch ruhig und erholsam schlafen? Als halber Mensch (Immunsystem!) Ihren anhaltenden Infekt bekämpfen? Und noch schlimmer: als halber Mensch Angst und Sorge um die Zukunft als das erkennen, was es wirklich ist: überflüssig.
Seneca hat selbstverständlich Recht. Ich habe ihn nie gemocht. Seine klugen Ratschläge nämlich (Stoizismus), gelten nur dann, wenn die Blutwerte in Ordnung sind. Mit einem leeren Eisenspeicher oder wenig Magnesium… haben Sie nie eine Chance. Nie.
Wann wird sich diese Betrachtungsweise, also Molekularmedizin, also exakte Naturwissenschaft in der Schulmedizin herumsprechen? Tja. Wenn die Lehrbuchschreiber, also die Lehrstuhlinhaber ausgestorben sind. Vorher? Keine Chance.
Da muss erst eine neue Generation von Ärzten heranwachsen. Und daran arbeiten wir. Tagtäglich.