Der Jodsättigungstest zeigt die Möglichkeiten moderner Labordiagnostik, wenn man diese kreativ nutzt. Vor etwas 20 Jahren haben die amerikanischen Wissenschafter und Ärzte Dr. David Brownstein und Dr. Guy Abraham den Jodsättigungstest entwickelt. Beide waren frustriert über die Unzulänglichkeiten der Standard-Labortests, die ich in der letzten News erläutert habe. Der Jodsättigungstest ist aktuell der genaueste Test, um die tatsächliche Sättigung der Körperzellen mit Jod zu ermitteln. Er ist allerdings aufwendig und gehört unbedingt in die Hände einer erfahrenen Ärztin bzw. Arztes.

Dem Test liegt die Annahme zugrunde, dass ein Erwachsener in etwas 50 mg Jod in seinem Körper speichert. Diese Menge hatten Brownstein und Abraham durch aufwendige Untersuchungen ermittelt. Wer mehr zur Entwicklung und den Hypothesen des Testes wissen möchte, für den habe ich die wissenschaftliche Literatur von Dr. Guy Abraham unten in den Quellen verlinkt.

Wenn der Körper mit Jod gesättigt ist, wird jede zusätzliche Jodzufuhr sofort wieder über die Nieren eliminiert (vorausgesetzt es gibt keine Einschränkung der Nierenfunktion).

Zur Testdurchführung werden 50 mg Jod in Form einer Mischung aus elementarem Jod (20 mg) und Kaliumjodid (30 mg) als Tablette oder Tropfen verabreicht. Nach der Einnahme dieser Jodmischung sammelt die Testperson für 24 Stunden ihre gesamte Urinausscheidung. Aus der Sammelmenge werden 10 Milliliter entnommen und im Labor auf ihren Jodgehalt hin untersucht.

Bei einem gesunden Menschen, dessen Zellen mit Jod gesättigt sind, werden in etwa 85 bis 90 % der zugeführten Jodmenge wieder über den Urin ausgeschieden. Ca. 10 bis 15 % werden erfahrungsgemäß nicht resorbiert und mit dem Stuhl ausgeschieden. Eine hohe Ausscheidungsmenge kann also als gutes Ergebnis interpretiert werden.

Jetzt wird es allerdings noch mal kompliziert:

Bei Menschen, die jahrelang im Jodmangel gelebt haben, sind die Jod-Transporter (Natrium-Jodid-Symporter) der Zellen oft verkümmert, so dass der erste Jodsättigungstest relativ gut ausfällt, und somit eine Sättigung vortäuscht. Dies liegt allerdings nur daran, dass Jod nicht in die Zellen gelangt ist.

Dasselbe Phänomen finden wir auch bei starken Rauchern und Menschen mit hoher Fluoridbelastung, deren Jod-Transporter durch Toxine belastet sind.

Wird eine Jodtherapie begonnen, werden die Natrium-Jodid-Symporter mit der Zeit wieder neu gebildet und Jod kann in die Zellen gelangen. Der zweite Jodtest fällt dann oft scheinbar schlechter aus, als der erste.

Von daher ist die Auswertung dieses Testergebnis immer nur durch einen erfahren Therapeuten vorzunehmen.

Bei Jodmangel liegen die Messwerte oft deutlich unter 80 % der aufgenommenen Jodmenge, denn der Körper wird innerhalb von 24 Stunden sofort das Jod in die Zellen aufnehmen, so dass die Ausscheidungsmenge über die Nieren geringer ausfällt.

Wichtig: Der Test ist aufgrund der hohen Jodgabe nicht geeignet für Menschen mit bekannter Jodüberempfindlichkeit, Schilddrüsenüberfunktion, “heißen” Knoten, Nierenerkrankungen, Myotonia Congenita, Ioderma tuberosum sowie Dermatitis herpetiformis Duhring. Und auch nicht für Schwangere und Stillende. Bei Hashimoto Thyreoiditis im akuten Schub sollte der Test ebenfalls nicht durchgeführt werden.

Egal für welchen Jodtest Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass Sie sich um Ihren Jodspiegel überhaupt erst einmal kümmern und verstehen, dass Sie Jod täglich zuführen müssen.


Quellen:
https://refp.cohlife.org/_iodine_p/abraham/IOD19-A-Simple-Procedure-Combining-the-Evaluation-of-Whole-Body-Sufficiency-for-Iodine-With-the-Efficiency-of-the-Body-to-Utilize-Peripheral-Iodide-The-Triple-Test-Abraham-Brownstein.pdf


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.