…Mark Allen sprach kürzlich über seine Ernährung. Mark Allen ist einer meiner Heroen. Er hat 1989 in einem Titanen-Kampf (angeblich der dramatischste sportliche Wettkampf aller Zeiten) den damaligen sechsfachen Weltmeister Dave Scott, den Sagenumwitterten, entthront. Diesen Wettkampf durfte ich damals live miterleben. Genau 3 km vor dem Ziel, als der eine den anderen schlussendlich abhängte.

Mark Allen hat für sein nachweislich Höchstleistungsessen den Begriff

GELÜSTEBASIERT

geschaffen. Sagt eigentlich alles. Wörtlich:

    „Ich habe gelüstebasiert gegessen und zwar Lebensmittel, die das lieferten, was ich gerade zu brauchen schien, anstatt zu versuchen, einem Plan zu folgen.“ Und weiter geht’s:

    „Wie hat sich diese Ernährungsweise entwickelt? Ich habe 1982 mit Triathlon angefangen, einer Zeit, als eine der am weitesten verbreiteten Ernährungslehren auf eine Kohlenhydratzufuhr, wenig Eiweiß und noch weniger Fett pochte. Ich habe das genau einen Tag lang ausprobiert und wusste, dass mein Körper etwas ganz anderes brauchte. Er verlangte nach Protein. Er verlangte nach guten Fetten, Lachs und Nahrungsmitteln mit hoher Energiedichte und vielen Ballaststoffen. Mein Frühstück bestand nicht aus einem Pfannkuchen. Er konnte ein Teil davon sein, aber als Basis mussten Eier, Tortillas, Avocado und Bohnen her.

    Dieser Ansatz hat für mich gut funktioniert. Ich schien weniger als meine Profi-Kollegen zu essen, die sich bei den Haupt-Nahrungsquellen, von denen sich die Menschheit seit Jahrhunderten ernährte, stark einschränkten. Ich vermied es aber auch, Produkte zu essen, die ich als „Geschmacksbetrüger“ bezeichne, da sie schlicht leere Kalorien waren. Sie schmeckten toll, aber lieferten keine Energie, sondern nahmen nur wertvollen Platz in meinem Magen ein. Ein „Geschmacksbetrüger“ ist zum Beispiel eine Tüte Chips mit Barbecue-Geschmack. Echter Geschmack entsteht durch natürliche Gewürze, zum Beispiel bei einer hausgemachten Soße oder bei roten Linsen mit Currypulver, geschnittenem Sellerie und Tomaten.

Ganz offensichtlich hat Mark Allen viel über das Essen nachgedacht. Weil ein sechsfacher Weltmeister, noch dazu auf der Langdistanz (über 8 Stunden) oft genug in Not gerät und so im Laufe der Jahre ein außerordentlich exaktes Körpergefühl entwickelt. Wir Normalmenschen können da gar nicht mitreden. Besonders eingängig auch die folgenden Gedanken:

    „Hunger entsteht, wenn wir Makronährstoffe, also Proteine, Fette und Kohlenhydrate brauchen. Und auch, wenn wir Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente brauchen, diese komplexen Bestandteile natürlicher Nahrung, die nur sehr schwer künstlich herzustellen sind. Wenn beide in jeder Mahlzeit steckten, brauchte ich nicht viel zu essen, um satt zu sein. Wenn etwas, nach dem mein Körper verlangte, nicht in einer Mahlzeit steckte, konnte ich essen so viel ich wollte, ich würde mich nicht satt fühlen und einfach immer weiter essen.“

Erklärt zwanglos, weshalb nicht nur die USA, sondern auch Deutschland immer dicker wird. Da nützt gutes Zureden gar nicht. Der Körper hat eingebaute, hochempfindliche Messgeräte, die uns befehlen, so lange zu essen, bis z.B. genügend Phosphor oder genügend Magnesium oder genügend Tryptophan angekommen ist. Und wenn Sie „leere“ Nahrung zu sich nehmen, wie Sie sie in jedem Kaufhaus bekommen, dann essen Sie und essen Sie und essen Sie… Resultat? Gucken Sie sich Ihren Nachbarn an. Oder fliegen Sie mal Air Berlin. Ich kann es nicht mehr.