Der Traum vom Leben
wird hochmodern im Cyberspace realisiert. Könnte man als Erfüllung und Schlusspunkt einer Jahrtausende alten Philosophie verstehen. Rätselhafte Sätze? Na, warten Sie doch einmal:
Prägend und unvergesslich aus meiner Schulzeit der spanische Professor für Altgriechisch und Philosoph Miguel de Unamuno. Mit seinem faszinierenden Vorschlag:
„Vielleicht ist die Welt, und wir mit ihr, nur ein Traum Gottes, und unsere Gebete und Riten nur ein Versuch, IHN tiefer einzuschläfern, damit ER nicht erwache und aufhöre, uns zu träumen“.
Beschäftigt und tröstet mich seither, wenn ich´s Leben mal wieder zu ernst genommen habe. Oder die Schmerzen zu groß wurden.
Heißt übrigens auch: Sie sollten all den Menschen, die sich mit „Gebeten und Riten“ beschäftigen, dankbar sein. Laut Unamuno verdanken Sie denen Ihre Existenz.
Beherrschende Idee ist TRAUM. Etwas Nebulöses und nicht Fassbares. Auch dessen hat der forschende Mensch sich heute bemächtigt. Darf ich Ihnen das Ganze nochmal in modern übersetzen? Na, dann mal los.
Kennen Sie Cyberspace?
Da stecken Sie in einem Anzug mit Helm und sind komplett verkabelt. Und vor Ihren Augen läuft ein digitaler Film ab, den sie dreidimensional erleben. In dem Sie richtig gehend mitspielen. Sie können die fiktiven Mitspieler berühren und den Kontakt spüren. Sie glauben wirklich, der Film, die Geschichte, spielt im wirklichen Leben.
Noch ist es nicht so weit, aber stellen Sie sich vor, Sie könnten auch die Gefühle der Darsteller in diesem Cyberfilm spüren. Sie können sich einbilden, Sie sind der Hauptdarsteller. Das wäre die Krönung.
Das lustige an dieser Vorstellung ist, dass in meiner Vorstellung (siehe Unamuno) diese ganze hochentwickelte Technik nur etwas kopiert, was bereits geschieht. Sie, ich, der Mensch, wir sind so eine plastisch erlebte Figur.
Heißt also, dass unser jetziges Leben ein Cyberspace-Film ist. Und wer "spielt" uns?
Im Cyberspace ist der Film irgendwann zu Ende, du montierst die Kabel ab und steigst aus dem Anzug. Fertig. Der Darsteller, in dessen Gefühlswelt du eingestiegen warst, wird zurückgepackt ins Archiv. Das nennen wir sterben.
Und eines anderen Tages gibt es eben einen neuen Film mit neuen Darstellern und du darfst wieder in den Anzug steigen und miterleben, mitfühlen ... leben! Das nennen wir geboren werden.
Mitgedacht? Genau das ist unser Leben. Wir sind längst unsterblich. Wir ... das heißt unsere Seele. Der Spieler im Hintergrund. Den Körper im Vordergrund können wir wechseln.
PS: Wieder so ein mächtiger Gedanke, der sich mit dem Licht beschäftigt. Hören Sie auf (wie oft denn noch?) sich immer nur mit der Dunkelheit, mit der Trostlosigkeit zu beschäftigen.