Der Triathlon-Olympiasieger
Jan Frodeno löckt wider den Stachel. Steht so ein bisschen außerhalb der gesellschaftlichen Strömung. Ist nämlich erfolgreich und ... spricht darüber.
Das tut man nicht, wie soeben der Chef der Deutschen Bank erfahren hat.
Jedenfalls hält Jan Frodeno Vorträge vor Managern mit der Überschrift „Mein Weg an die Spitze“. Wie ich persönlich weiß, kommt das gar nicht gut. Schreibt mir doch soeben ein Bankdirektor zu meinem Vortragsthema „Kreativität und Höchstleistung“, dass ich doch bitte die Menschen nicht überfordern solle. Die könnten mit Höchstleistung nichts anfangen. Ich sollte mich doch bitte anpassen. Ah-ja. Ein Bankdirektor.
Jan Frodeno jedenfalls glaubt an Eigenverantwortung. Bringt „Thesen zur Selbsthilfe“. Glaubhaft. Denn wer sich größtenteils ohne Alimente der Deutschen Sportförderung durchschlug und bis zu 30 Kilometer pro Woche schwimmt, 300 Kilometer pro Woche radfährt und 120 Kilometer pro Woche läuft, dem nimmt man wohl den Willen zur Leistung ab. Dem nimmt man ab, dass er weiß, wie man das macht.
Sein Rezept? „Die Leidenschaft macht den Unterschied“. In meiner Sprache innere Begeisterung. Das war's.
Und wie er sich immer wieder motiviert? Tief im Unterbewusstsein hat er den Gold-Einlauf, das Glücksgefühl gespeichert. Und sagt „ich brauche nur einen kleinen Auslöser, dann ist es wieder da, dieses Glücksgefühl“. Seine Motivation.
Und dann kommt's: Auf die Frage, ob sein Sieg ihn überrascht habe, sagt er nein. Wörtlich:
„Der Zieleinlauf hatte beinahe schon etwas Vertrautes an sich, da ich ihn 1000 mal im Kopf durchgegangen bin“.
Wann, bitte wann nehmen Sie eigentlich Sieger ernst? Sie brauchen doch nur ein einziges mal im Leben ein besonders großes, wichtiges Ziel erreichen. Aber dann muss man sich mit diesem Ziel eben auch 1000 mal beschäftigt haben. Es 1000 mal geträumt haben. Es 1000 mal im Unterbewusstsein gespeichert haben. Es ... wollen!
Die meisten Menschen wollen ihre Ziele, ihre Träume immer nur so ganz nebenbei. Klappt nie.