Die Beine der Dolores
haben die Menschen in meiner Jugend interessiert. Heute ist es das Syndesmoseband von Michael Ballack. Wie die Zeiten sich doch ändern.
Band kaputt. Im Sport häufig. Rein rechnerisch zerfetzt in Deutschland alle 6 ½ Minuten ein Kreuzband. Und was macht man dann?
Vor 20 Jahren wurde ein Bänderriss operiert und eingegipst. Die Muskulatur erschlaffte, das Gelenk versteifte. Heute ist man vorsichtiger: Ist nur eines der drei Außenbänder am Sprunggelenk kaputt, dann konservativ: Ruhig stellen, Muskeln trainieren. Gilt auch für zwei Außenbänder. Sind alle drei Bänder defekt, wird operiert.
Deswegen so kitzelig, weil Bänder viel wichtiger sind als wir bisher dachten: Bänder sind Sinnesorgane. Sie enthalten Rezeptoren, die Rückmeldungen geben in das Rückenmark und das Gehirn. Damit kann der Muskel schneller reagieren und Bewegungen exakter koordinieren. Deswegen versucht man Bänder heute unbedingt zu erhalten, also nicht mehr wegzuschneiden. Und Sportler werden nach der OP trainiert. Täglich!!! Beim Normalmenschen läuft das freilich ein bisschen anders ab: Der wird ruhig gestellt. Wochenlang. Allenfalls einmal pro Woche Physiotherapie. Ich habe solche Patienten.
Persönliche Story gefällig? Beim Joggen Fehltritt im hohen Schnee. Alle drei Bänder angerissen, Knochen quer durch gebrochen. Schulmedizin: Operieren, ruhig stellen. Frohmedizin geht anders: Elastische Bandage selbst gewickelt. Am nächsten Tag 3 Stunden auf den Heimtrainer. Und das wochenlang. Jeden Tag 2-3 Stunden Training.
Idee dahinter: Bewegung verzehnfacht die Durchblutung im Bein. Und damit die Heilung. Trick der Leistungssportler. Ein Hermann Maier hat genau das täglich getan nach seinem fürchterlichen Motorrad-Crash.
Klappt die Methode? Nach 3 Monaten wieder Marathon. Dafür brauche ich keine Studie, dafür brauche ich keinen Orthopädieprofessor: Hat ein Reh nämlich auch nicht.