Was unterscheidet einen Bodybuilder von einem Zehnkämpfer? Ein Zehnkämpfer, der König der Athleten, ist ein wahres Multitalent. Er kann stoßen, springen, sprinten, laufen, schleudern.

Was unterscheidet einen Bodybuilder von einem Läufer? Ein Läufer ist ein Freigeist. Jemand, der seinen Körper hören kann und mit ihm eins wird, wenn er elegant durch die Wälder spurtet. Jemand, der sein Meditationsprogramm während des Laufens abspult: monotone Schritte auf dem Schotter, zwitschernde Vögel, ein kühler Windhauch durch das Haar, kontrollierte Atmung.

Was unterscheidet einen Bodybuilder von einem Triathleten? Ein Triathlet kennt die verschiedenen Elemente und weiß damit umzugehen: wenn die Sonne beim Laufen wie Feuer brennt, der Wind auf dem Rad von der Seite drückt, der Sand an den Füßen im Laufschuh Blasen reibt und das Wasser ausbremsende Wellen formt.

Diese Sportler haben eines gemein. Sie haben Muskeln mit Charakter. Als Bodybuilder ohne Ausgleich in Form von aerober Fitness oder Mobilisation, geraten die physiologischen Belastungszonen des Körpers schnell aus dem Gleichgewicht und das bringt Probleme mit. Ich möchte dazu motivieren, den Muskeln neben viel Volumen auch einen eigenen Charakter zu verleihen. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich beim Espressogenuss in der Innenstadt Menschen sehe, die ihren Körper unter Kontrolle haben. Ein einziger Blick auf das Gangbild spricht Bände über die Körperwahrnehmung im Raum. Man sieht förmlich, dass der Körper aus verschiedensten Richtungen gefordert wird.

Beim Training macht es einen großen Unterschied, ob Sie funktionell arbeiten, oder immer wieder stumpf Ihr einachsiges Bizepstraining durchballern. Das macht selbstverständlich auch Spaß und darf gemacht werden! Beim reinen Hypertrophietraining wachsen irgendwann die Muskeln der Oberarme, der Brust und des Nackens, mit Glück vielleicht noch die Oberschenkel. Wenn Sie diesen Wachstumsprozess mit dem richtigen Treibstoff unterstützen, dann geht es sogar richtig schnell. Doch der Körper weiß plötzlich gar nichts mit der neuen Masse anzufangen. Da ist auf einmal Volumen an Stellen, wo vorher keines war. Es entwickeln sich neue Hauptbelastungszonen des Bindegewebes und plötzlich tauchen Dehnungsstreifen, schmerzende Muskelansätze oder verklebte Faszien auf. Die Bewegungsumfänge der Schultern sind eingeschränkt und die Gesäßmuskulatur zieht die Beine breit auseinander.

Dann sitze ich in der Stadt mit dem Espresso und gucke nicht schlecht, wenn so ein Muskelpaket an mir vorbeizieht. Mich überrascht das breite Gangbild, die hochgezogenen Schultern und die fehlende Rotation in der Hüfte. Alles in allem sieht das nicht flüssig aus. Mehr wie die Rettung eines verrosteten Dampfers. Doch das muss nicht so sein. Würden diese Muskeln nur einen Charakter bekommen!

Ich kann Sie nur dazu ermutigen, Ihren Körper möglichst vielfältig zu belasten. Springen Sie doch mal wieder Seil, machen Sie eine Vorwärtsrolle oder einen Hüftaufschwung. Greifen Sie beim Liegestütz ruhig breiter und mal enger. Nehmen Sie auch mal den Medizinball, die Kettlebell oder den Wackelstab. Schwimmen Sie eine ganze Einheit nur in Rückenlage oder laufen auch mal ein Stück rückwärts. Wer von Ihrem Team hat denn die schnellste Reaktionszeit? Wann haben Sie zuletzt mit einem Ball gespielt? Wer schafft es am längsten den Fußball zu jonglieren? Können Sie noch einen weiten Schlusssprung? Sie waren ewig nichtmehr schwimmen? Dann kann die Ausdauereinheit auch im Wasser stattfinden!

Nur die vielfältige Belastung zaubert einen schön geformten Muskel mit Charakter. Die Belastung gibt ihm eine Richtung vor und seine Bestandteile reagieren darauf. Dann kann ein Bodybuilder auch wieder den eigenen Körper beherrschen. Die Muskeln bekommen eine echte Aufgabe, nicht nur die, gut auszusehen. Es formen sich Muskeln, die beim Anblick Freude bereiten. Jetzt sind Sie an der Reihe. Was unterscheidet Sie von einem Bodybuilder?



Über den Autor:


“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.

Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“

Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200m Streckentauchen hält er den Europarekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!

Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."