Die Psychiatrie wacht auf?
Kleiner Fehler in der Überschrift: Da gehören fünf Fragezeichen hin. Sie ahnen, was ich damit sagen will. Schickt mir eine viel lesende Patientin einen siebenseitigen, kleingedruckten Artikel aus der konservativen Zeitschrift "Nervenheilkunde" (1-2/2012) Thema: Omega-3-Fettsäuren in der Psychiatrie". Eine glänzende Zusammenfassung. Ein Querschnitt der gesamten Literatur. Eine ausgezeichnete Arbeit.
Die zentrale Erkenntnis, die wohl zu dieser Zusammenfassung geführt hat, war:
"In der Bevölkerung besteht eine hohe Nachfrage nach "natürlichen" Behandlungsmethoden bei gleichzeitiger Skepsis hinsichtlich möglicher Wirkungen und Nebenwirkungen klassischer Psychopharmaka. Bezüglich deren Wirksamkeit, etwa bei den Antidepressiva, ist zudem in den letzten Jahren teilweise Ernüchterung eingetreten..."
Wie wahr. Heilpraktiker und Wunderheiler lächeln. Deren Geschäft boomt. Wieso gelingt es der Schulmedizin immer weniger, die Menschen für ihr Angebot zu begeistern? Das Angebot ist doch lieb gemeint: Kommt her, wir helfen euch. Na, was glauben Sie?
Die helfen eben nicht. Irgendwann merkt das selbst der...
Und da sammelt die Autorin nun in der gesamten Literatur all die Hinweise, dass Omega 3 doch eigentlich ein Wundermittel sei. Sehen Sie, das ärgert mich, das ärgert mich furchtbar. Da sind die Maßstäbe auf den Kopf gestellt. Da wird ausgegangen von einer angeblichen Wahrheit: Die Pharmaindustrie. Und dann wird etwas ganz Abseitiges, Unwahrscheinliches, ja Lächerliches zitiert: Die Natur. Durchsucht nach Gesundheits-Mitteln. War das nicht eigentlich andersherum gedacht?
Hat der liebe Gott am sechsten Tag überall auf der Welt dicke Hochhäuser von Pfizer, Höchst und Bayer hingestellt? Und erst am siebten Tag Vitamine über die Felder verstreut?
Ist die Wahrheit denn nicht folgende: Der Mensch existiert, lebt von, besteht aus drei Klassen von essentiellen Stoffen:
- Die Aminosäuren
- Vitamine und Co
- Omega3, Omega6 Fettsäuren
Und das war's. Alles Übrige kann er selbst herstellen. Aber diese drei Klassen muss er bekommen. Und wenn eine fehlt, ist er tot. Das ist die Definition. Und wenn von Omega 3 nur die Hälfte des Notwendigen vorhanden ist, ist er halt…krank. Das ist die Definition von krank.
Und jetzt wundert sich die Verfasserin dieses Artikels so wie Tausende andere, besonders die Ärzte – dass der Mensch ein bisschen normaler, ein bisschen gesünder wird, wenn er dieses primitivste aller Naturgesetze, siehe oben, beachtet.
Das übrigens ist der Hintergrund der Idee Molekulare Medizin. Also Physik. Ein nüchternes, knallhart naturwissenschaftliches Betrachten des menschlichen Lebens.
Und nicht diese mittelalterliche Schwärmerei, dieses Pillen-Ausprobieren, diese vage Vermutung (erst mal dieses Blutdruckmittel, dann mal jenes, schließlich ein drittes), die uns die Schulmedizin, die Universitätsmedizin bietet.
Anders herum, liebe Frau Kollegin – eine Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie - , die Sie diesen Artikel verfasst haben: Sie sollten sich nicht wundern über die erstaunliche Wirkung von Omega 3 Fettsäuren in der Psychiatrie, Sie sollten sich wundern über die verquere, ja kranke Idee der Industrie, überhaupt Psychopharmaka, also Tabletten herzustellen.
Brauchen Eskimos Psychopharmaka? Brauchen Rehe Psychopharmaka? Denkt hier eigentlich niemand mit? Antwort: Nöööö.