Wird aufgedeckt in einem wohl satirisch gemeinten, tatsächlich aber tiefernsten Kommentar im Focus, (?) S 57. So treffend formuliert, dass ich am besten wörtlich zitiere:

"Sportgeschäfte können einen verändern: man kommt als Gesunder und geht als Krüppel. Statt normaler Laufschuhe gibt es nur noch orthopädische Geräte zu kaufen. Der Kunde wird gefragt nach Pronation oder Supination. Der Fußabdruck im Stehen soll Fehlstellungen aufdecken, die Diagnose per Laufband letzte Zweifel beseitigen. Sport? Das war mal. Inzwischen hat man uns erfolgreich beigebracht: Laufen ist in erster Linie ein medizinisches Problem. Der Fuß ist eine Krankheit und der Laufschuh die passende Krücke dazu.

Alles Unsinn, haben nun US-Forscher einmal mehr festgestellt. Sie ließen 1 400 Marine-Soldaten zwölf Wochen lang entweder in Modellen laufen, die speziell auf ihre Fußhaltung zugeschnitten waren - oder in Schuhen, die lediglich allgemein stabilisierend wirkten. Keine der Gruppen hatte am Ende weniger Verletzungen.
Weil auch andere Studien in den vergangenen Jahren zum gleichen Ergebnis kamen, lautet die lapidare Bilanz der Forscher: "Wählen Sie den Schuh, der Ihnen am besten gefällt und sich am besten anfühlt." Fragt sich nur, warum wir den Herstellern jemals geglaubt haben, es sei anders."

Hintergrund ist ein Studie im AM J Sports Med 2010 Sept 38(9):1759. Ein Schlag ins Gesicht der gesamten Sportschuhindustrie. Da wurde eine übersichtliche Gruppe von immerhin 1411 Marinecorps-Rekruten 12 Wochen lang trainiert. Eine Kontrollgruppe in üblichen Schuhen (Größe 43? Passt!!!!), die anderen in speziell vorbereiteten, gepolsterten Spezialschuhen mit Einlage. Genau auf den Träger zugeschnitten. Besser ging's nicht.

Resultat: Kein Unterschied, was Verletzungen anging. Also Blasen, Schmerzen, Sehnenentzündung etc, etc. Noch einmal: Kein Unterschied.

Jetzt kommt's: Seit 23 Jahren werde ich ja täglich gefragt welche Schuhe ich empfehle. Ich als angeblicher Experte. Nun ja, wer hundert Kilometer ziemlich schnell rennt, sollte eine gewisse Erfahrung haben. Also gut: Meine Erfahrung, mein Rat:

Gehen Sie in das Sportschuhgeschäft, wählen Sie den schönsten (!) Schuh, also den Schuh, der Sie fröhlich ansieht, und wenn der dann auch noch passt (wissen Sie nach 10 Sekunden), nehmen Sie den.

Für diesen, Ihnen meist wunderlichen, flapsigen Rat habe ich stets Kritik geerntet. Das müsse man doch viel ernster nehmen. Da müsse man doch messen und nachgucken. Ach, Kinder: Die Evolution verrät uns, dass Schuhe die Krankheit sind. Nicht der Fuß.