Einfach Etikett ändern!
Die Uni Münster ist einer ziemlich sensationellen Substanz auf der Spur. Einem Stoff, der resistente Krankenhauskeime abtötet. Sie kennen das Problem: Zunehmend finden sich in unseren Krankenhäusern Keime, gegen welche keine Antibiotika mehr helfen. Patienten sterben daran. Wir hatten bisher kein Gegenmittel.
An der Uni Münster wurde jetzt Nikotinamid studiert. Ein Stoff, der sowohl bei lebenden Mäusen als auch im menschlichen Blut im Reagenzglas bestimmte weiße Blutkörperchen (Ihre Abwehrpolizei) gestärkt hat. Diese Blutkörperchen, genannt Neutrophile, "schütteten dadurch vermehrt antibakteriell wirkende Stoffe aus" erklärt Prof. Thoennissen. Gerichtet gerade gegen solche Bakterien, die zunehmend in antibiotikaresistenter Form auftreten.
Eine kleine Sensation. Wenn das wahr würde...
Nikotinamid ist nichts weiter als Vitamin B 3. Würde ich hier mit Vitamin B 3 anfangen, würden zwar nicht Sie, aber die meisten Menschen abwinken. Ach, der schon wieder mit seinen Vitaminen... Würden meine Kollegen sich abwenden. "Vitamine! Ich bitte Sie!" Kaum verwendet man das Etikett Nikotinamid, wird es seriös, hört man zu.
Übrigens entspricht die eingesetzte Dosis etwa dem dreihundertfachen der von der DGE empfohlenen Tageszufuhr. Jetzt auf einmal, unter dem Etikett Nikotinamid, wird so etwas als völlig selbstverständlich hingenommen. Ein Vitamin dagegen dreihundertfach überdosieren??? Da wäre der Teufel los.
Sie sehen: Wie so häufig kommt es auf das Etikett an. Erinnert so an "frisches Geld" oder "Rettungsschirm".
Quelle: www.aerzteblatt.de 24.09.2012