Energie und Eiweiß
Die Behauptung war: Je mehr Eiweiß im Blut, desto mehr Energie haben Sie. Mein Glaubenssatz.
Der tagtäglich illustriert wird durch müde, abgeschlagene, lustlose, leicht depressive Menschen. Die nach getaner Arbeit abends die Kraft nicht mehr haben, aufzustehen und loszurennen. Kennen Sie alle.
All diese Patienten hatten ein tiefes oder abgrundtiefes Eiweiß. Patienten mit 7,5, 7,8, 8,0 mg%, also einem hohen Wert, waren immer energiegeladen und wollten „nur mal wissen, wie mein Blut aussieht“. Haben dabei gestrahlt.
Also: Eiweiß ist Lebensenergie. Erzählt mir die Praxis täglich.
Daher möchten Sie Ihren Eiweißspiegel anheben. Und schaffen es nicht, schaffen es nicht, schaffen es nicht. Haben schon die Darmflora reguliert, haben schon auf Milchprodukte verzichtet… Ohne Erfolg. Für all Sie hätte ich da
- Eine neue Erklärung
- für Ihren konstant tiefen Eiweißspiegel. Darauf gekommen bin ich durch die biochemische Bemerkung „Eiweißaufbau ist der energieintensivste Prozess in der Zelle“ (News vom 01.08.2017).
- Kommt ein Virus geflogen. Trifft Sie unerwartet, in einer Stresssituation, im Übertraining (sportlich) und hat freie Bahn. Weil Ihr Immunsystem soeben schwächelt. Sie werden krank. Sagen wir leichte Lungenentzündung. Was tun Sie?
- Sie legen sich ins Bett. Nicht weil es Ihnen da besonders gut gefällt, sondern weil Sie einfach nicht mehr können. Weil die Abwehrkraft Ihres Körpers, Ihr aktives Immunsystem beschäftigt ist mit der Abwehr dieses Virus. Und die hier verbrauchte Energie fehlt dann Ihnen.
- Deshalb liegen Sie im Bett.
- Und Ihr Körper, der raffinierte, tut alles, um Ihnen zu helfen. Jede Heilung ist schließlich Selbstheilung. Wird Ihnen jedes Reh bestätigen. Sie treffen selten Rehe in der Universitäts-Ambulanz.
- Also wird Ihr Körper, obwohl geschwächt, versuchen, mehr Immunsystem aufzubauen. Das besteht, wie Sie inzwischen wissen, aus reinem Eiweiß. Ausschließlich. Und da macht der Körper die peinliche Entdeckung, dass er, geschwächt durch den Abwehrkampf, kaum Energie hat für den
der Zelle.
Nämlich Eiweißaufbau.
- Resultiert für Sie dort im Bett: tiefe Eiweißspiegel. Noch tiefer als sowieso schon vorher. Ein Circulus vitiosus.
Ich weiß sehr wohl, wovon ich rede. Nach meinem Unfall, im Krankenhausbett, nur noch brüllender Schmerz, Tag und Nacht, sank mein Eiweißspiegel von sehr, sehr hoch auf 5,8mg%. Das fiel sogar dem Chirurgen auf (das „sogar“ ist berechtigt).
Mein Körper war dermaßen mit Operationsfolgen, Infekt (Osteomyelitis im Brustbein) beschäftigt, dass für den energieintensivsten Prozess, den Eiweißaufbau, einfach keine Energie mehr übrig blieb.
Einigermaßen verständlich?
Vielleicht also ist Ihr Stress schuld? Oder konstante Schmerzen? Oder ständiges Übertraining? Schuld am behinderten Eiweißaufbau und damit Schuld am tiefen Eiweißspiegel?
Und dann lassen Sie sich von mir mit erhobenem Zeigefinger rügen. Dabei können Sie doch nichts dafür.
Diese neue Erklärung für Ihren tiefen Eiweißspiegel wird von 90% von Ihnen begeistert, lächelnd, mit einem Kopfnicken akzeptiert. Wissen Sie weshalb? Weil hier steht „dabei können Sie doch gar nichts dafür“. Das mögen Sie. Bloß keine eigene Verantwortung zeigen oder tragen. Viel schöner ist es „nichts dafür zu können“.
So wie gestern die dicke Mama und die dicke Tochter. Das steckt in den Genen, Herr Doktor. Sehen Sie doch. Stimmt. Ich hab´s gesehen. Die können nichts dafür.
- Illustriert wieder den Punkt, um den es hier geht: Dicke Menschen müssen 30, 40, 50kg mit sich herumschleppen. Das belastet, macht müde. Die haben abends sicherlich keine Energie übrig für Diätexperimente oder 10km joggen. Die aufgrund des Übergewichtes – schon die Muskeln müssen sich mehr anstrengen – fehlende Energie fehlt diesen Herrschaften bei Eiweißaufbau.
Was finde ich prompt und immer: Tiefen Eiweißspiegel. Also schwaches Immunsystem. Also Infektanfälligkeit. Also verfrüht Krebs.
Tatsächlich ist Übergewicht offiziell Risikofaktor Nummer 1 für Krebs.
Im Hintergrund der Story lauert für mich das wahrscheinlich wichtigste Wort in der Arztpraxis: ENERGIE. Besser gesagt, die fehlende.