Epstein-Barr und Multiple Sklerose
Ein bisschen hochmoderne Drohmedizin gefällig? Hatten wir ja schon lange nicht mehr. Eine ziemlich grausliche Entdeckung, veröffentlicht am 13. Januar 2022. Frisch aus der Presse.
Die EBV-Virus-Infektion (genannt Mononukleose) ist (eine?) Ursache von Multipler Sklerose.
Diese Entdeckung, diese Behauptung (nicht zufällige Korrelation, sondern verstörende Kausalität) ist deswegen so typisch Drohmedizin, weil der verantwortliche Forscher, Prof. Ascherio auch sofort betont, dass
„es derzeit keine Möglichkeit gäbe, eine EBV-Infektion effektiv zu verhindern oder gar zu behandeln“.
Und gleich, typisch Schulmediziner, typisch Drohmediziner hofft, besser gesagt faselt von einer in den Sternen stehenden „Drug“, also Tablette gegen EBV.
Weshalb ich diese Arbeit so ernst nehme? Weil ich möglicherweise der erste Arzt in Deutschland bin, der seit 25 Jahren routinemäßig bei jedem einzelnen meiner Patienten die EBV-Titer mitbestimmt. Sie haben inzwischen verstanden, weshalb: Ist für mich ein Parameter, ein Anzeige-Instrument, das mir den Zustand Ihres Immunsystems sehr präzise beschreibt.
Und nachdem wir hier in Roth – ich werde immer deutlicher – wohl erst – und einmalig das Immunsystem nicht nur vage umschreiben, sondern präzise ausmessen und damit optimieren können …
... weiß ich sehr wohl, dass der globale Wissenspool außerhalb der Universitätsmedizin auch EBV-Infektionen sowohl verhindern wie auch heilen kann.
Doch zurück zu dem Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Beruht auf einer glücklichen Idee:
Von 10 Millionen jungen Menschen wurde zweimal jährlich Blut abgenommen. Man stelle sich das vor! Tja: Das waren Männer und Frauen im aktiven Dienst der US-Armee.
Im Laufe ihrer Dienstzeit sind 955 davon an Multipler Sklerose erkrankt.
Jetzt wird´s leicht: Man konnte – nachträglich – in den Blutproben nachgucken, wer vom EB-Virus befallen wurde, und wer an Multipler Sklerose erkrankte. Der Zusammenhang, so Prof. Ascherio, war eindeutig:
„Das Risiko für multiple Sklerose stieg um den Faktor 32 (in Worten zweiunddreißig) nach EBV-Infektion.“
Aber nicht nach ebenfalls überprüften anderen Viren einschließlich Cytomegalovirus. Auch ein Marker für MS, für den bekannten Untergang der Nerv-Umhüllung, ein Marker genannt „neurofilament light chain“ stieg an ausschließlich nach EBV-Infekt.
Klingt überzeugend. 10 Millionen Menschen? Noch mehr Blutproben? Also mal nicht die üblichen Fragebogen-Aktion, sondern wirklich gemessen? Klingt wirklich überzeugend.
Wenn da nicht die lästige Tatsache wäre, dass 95% der Erwachsenen in Kontakt mit dem EB-Virus treten. In Kontakt treten. Damit ist diese ganze nagelneue Studie schlichtweg sinnlos, oder?
Das wussten die Forscher. Dass die trotzdem einen Zusammenhang behaupten, kann eigentlich nur daran liegen, dass die 10 Millionen Probanden JUNG waren. Also ein Großteil von ihnen den ersten Kontakt mit EBV noch vor sich hatten.
Dass hier also dieses „95% der Erwachsenen“ noch nicht gilt.
Damit steht und fällt die Studie. Kann ich leider nicht überprüfen, da ich die Original-Zahlen noch nicht zur Verfügung habe.
Quelle: Science. 2022 Jan 21. doi: 10.1126/science.abj8222. Online ahead of print
PS: Das war Drohmedizin. Frohmedizin weiß: Mit einem kompetenten Immunsystem, nicht nur geglaubt, sondern gemessen, stehen Sie über all diesen hässlichen Dingen. Stehen Sie über dieser Sumpf-Medizin (gefällt mir, dieser neue Ausdruck). Kann man ausdehnen: Tief im Sumpf. Waten im Sumpf. Im Sumpf versunken. Im Corona-Sumpf …
Ich hab´s lieber hell und fröhlich. Schlank, fit, gesund. Nennt sich Epigenetik (Nobelpreis 2006).