Extremwandern
Ich bin am liebsten laufend unterwegs.
Meinen ersten Marathon bin ich mit 52 Jahren gelaufen. 42,2 Kilometer. Am Stück. Bei Schneeregen und 3 Grad. Meine Laufzeit betrug 8,5 Stunden.
Es war ein Ultrawandern-Marathon.
Fazit: Drei beachtliche Blasen, 2 verlorene Zehennägel und jede Menge Muskelkater, der sich über mehrere Tage hinzog. Ich habe mir geschworen: Nie wieder! Und am nächsten Morgen sofort nach der nächsten Herausforderung gesucht: 55 km Ultrawandern.
Die Laufzeit wird die richtigen Marathon-Läufer in der Leserschaft hier jetzt nicht wirklich beeindrucken. Für mich war es aber eine Leistung, die mich persönlich stolz gemacht hat. Denn mit 2 Kindern, Medizinstudium mit wechselnden Schichten im Krankenhaus und einer Praxis habe ich unter der Woche wirklich wenig Freiräume, um viel Sport zu treiben. Mein Training beschränkt sich vor allem auf Krafttraining und Spinning auf dem Home-Bike. Daher freue ich mich, dass es die Möglichkeiten zum Extremwandern, oder auch Speed-Hiking genannt, an den Wochenenden gibt.
Ich bin schon gerne lange Strecken gelaufen. Als Kind oft mit meinen Großeltern, die kein Auto besaßen und alles zu Fuß erledigten. Für meinen Opa waren Tagesmärsche von 30 Kilometer und mehr kein Problem. „Wanderwetter ist immer.“ Das war eines seiner Lieblingssätze.
Das piefige Bild vom Wandern, was der ein oder andere vielleicht im Kopf hat, wird dem Speed-Hiking von heute nicht gerecht. Ultrawandern ist sportlich herausfordernd, denn das Tempo liegt höher als beim normalen Wandern, und die meisten Teilnehmer möchten eine persönliche Bestzeit erzielen.
Ultrawandern erfordert Vorbereitung und Training, vor allem Durchhaltevermögen und mentale Stärke. Vor allem für Situationen, in denen mich die Motivation fast verlässt: Bei 4 Stunden Dauerregen und Temperaturen unter 5 Grad. Für mich sind solche Märsche die Gelegenheit, meine eigene mentale Stärke und Motivation zu trainieren. Wann kommt man sonst im Alltag in wirkliche Grenzsituationen?
Ich nutze diese Stunden aber auch, um das Chaos im Kopf zu sortieren, um abzuschalten, Abstand vom Alltag zu gewinnen. Die besten Ideen bekomme ich tatsächlich beim Laufen.
Einkehren in ein gemütliches Café am Wegesrand ist nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es an den Verpflegungsstationen Proteinriegel, Obst und Hot Dogs. Lange Pausen macht niemand.
Wichtig ist, sich auf so einen Marsch gezielt vorzubereiten und vor allem sich in den Tagen vorher noch eine extra Portion dieser Nährstoffe zu gönnen:
- Magnesium (für mich 2 x 200 mg pro Tag)
- L-Carnitin (für mich 1000 mg pro Tag)
- Aminosäuren, insbesondere Tryptophan (1 g pro Tag)
Mein Tipp gegen schlimmen Muskelkater: Eine extra Portion Fischöl (ich nehme dann 4 g pro Tag) in den letzten 3 Wochen vor dem Lauf kann die schlimmsten Schmerzen oft verhindern.
Mein Tipp für Motivations-Tiefs auf der Strecke, wenn fast nichts mehr geht: Der forever-young Guarana-Shot.
Ich empfehle jedem so ein Event zu probieren, das mittlerweile in jeder deutschen Großstadt, in vielen Mittelgebirgen und an den deutschen Küstenregionen angeboten wird. Die Touren werden von diversen Veranstaltern in ganz Europa angeboten und sind in der Regel sehr gut organisiert. Meistens sind sie auch interessant und landschaftlich reizvoll. Die Teilnehmer sind im Schnitt zwischen 30 und 80 Jahren. Bunt gemischt.
Das Risiko ist gering. Aussteigen ist immer an irgendeiner Stelle möglich, wenn nichts mehr gehen sollte. Die Abbrecherquoten sind allerdings erstaunlich gering, in der Regel unter 15 %. Die meisten Teilnehmer sind Wiederholungstäter.
Dieses Jahr habe ich 4 Stück absolviert. Geplant sind weitere 3. Laufen macht süchtig.
Quelle:
Kyriakidou Y, Wood C, Ferrier C, Dolci A, Elliott B. The effect of Omega-3 polyunsaturated fatty acid supplementation on exercise-induced muscle damage. J Int Soc Sports Nutr. 2021 Jan 13;18(1):9. doi: 10.1186/s12970-020-00405-1. PMID: 33441158; PMCID: PMC7807509.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.