Funktionäre und Politiker
Zeichnen sich aus. Durch eine ganz besondere Art der Sprache. Besser gesagt: Formulierungskunst. Sie wissen natürlich genau, was ich meine: Ich persönlich spreche direkt zur Sache. Sportler tun das einfach. Ein Politiker… darf das gar nicht. Der muss mit möglichst leeren Worthülsen möglichst lange drumrum - sprechen können.
Das unerreichte Vorbild: Unsere hochverehrte Bundeskanzlerin Dr. Merkel. Wird ja sogar von den Medien langsam bemerkt und sehr aufmerksam nachvollzogen. Die leere Wortdrechslerei.
Polit-Sprech gibt es auch in der Medizin. Da haben soeben Forscher des International Center for Tropical Agriculture ermittelt, dass die Vielfalt unserer Nahrungsmittel immer mehr abnimmt (veröffentlicht in PNAS 2014).
Immer häufiger werden ausschließlich Weizen, Mais und Soja angebaut. Die Menschheit setzt auf immer weniger Pflanzen, um immer mehr Menschen zu ernähren. Mehr? Als ich Abitur machte, gab es 3 Milliarden, heute gibt es 7 Milliarden Menschen. Unfassbar.
Dieser Hang zur Monokultur wird jetzt kommentiert: "Diese Pflanzen sind zwar entscheidend, um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen… Aber sie führen auch zu eintöniger Ernährung und möglicherweise zu mehr Fettleibigkeit, Herzerkrankungen und Diabetes."
Außerordentlich bemerkenswert. Hier werden leere Kohlenhydrate, biochemisch völlig überflüssiges Zeug, verknüpft mit den drei häufigsten Erkrankungen der Menschheit. Diese Verknüpfung existiert in Deutschland zum Glück nicht. Wir haben unsere gesetzlich bindenden Leitlinien der DGE. Da ist dieser Zusammenhang mit Sicherheit (!) ausgeschlossen.
Weshalb ich über dieses lästige Thema berichte? Wegen des letzten Satzes. Der da lautet:
"Die Autoren der Studie fordern, dass sich die Menschen weltweit ausgewogener ernähren sollten."
Sehen Sie, das ist Polit-Sprech. Das ist leeres Gewäsch. Das ist vorsichtiges herumgeeiere. Da versuchen also Milliarden Menschen auf dieser Welt, sich vor dem Hungerstod zu retten durch ein bisschen Weizen oder Mais und... werden doch tatsächlich von den Funktionären gerügt: Ihr müsst ausgewogener essen.
Ja wie denn? Woher denn nehmen? Hintergrund dieser Aufforderung klar: Klingt so ausgewogen. Klingt so vernünftig. Klingt so abgehoben. Klingt so überlegen. So wird man Vorsitzender.
Sie merken, ich hab's nicht so mit …Professoren im Lehnstuhl, weitab vom Alltag.
Quelle: Die Zeit 06.03.2014