Gedankliche Schleifen
Sie kennen den Vorgang. Ein Freund erzählt vom Urlaub. Oder besser gesagt: Er will erzählen. Schon im zweiten Satz fällt ein Stichwort, welches Sie ihn sofort unterbrechen lässt, und...Sie erzählen ihm das passende Ereignis aus Ihrem eigenen Leben. Nenne ich Gedankenschleifen. Macht mir in der Praxis immer sehr viel Spaß, wenn ich z.B. nur "Frau Doktor Merkel" sage. Wie dann Ihre Gedankenschleifen anspringen.
Eine besonders lustige Schleife lese ich gerade in der hochfeinen ärztlichen Zeitschrift "Der Privatarzt" Heft 2/April 13, S. 26. Da geht es um die chronische Säurebelastung des Menschen. Ein durchaus ernstes Thema.
Sie erinnern sich: Chronische Säurebelastung schadet. Ist die Hauptursache für die Voksseuche Osteoporose. Führt zu Gelenkschmerzen, Nierenschäden usw. usw. Sollten wir also meiden.
Nun weiß jeder: Alles vom Tier macht sauer, alles von der Pflanze macht basisch. Drum isst jeder Schimpanse 70 bis 80% basisch. Nämlich Blätter. Nennen Sie Gemüse. Was wir hier immer vergessen: Mehl, also Getreide, Brot usw. macht auch sauer. Tatsächlich unser Hauptfeind, weil dies ja mengenmäßig den größten Anteil unserer täglichen Nahrung ausmacht.
Nun gucken Sie mal, wie typische Gedankenschleifen in diesem Artikel einsetzen. Zunächst wird richtig formuliert, dass Fleisch, Milchprodukte, Getreide und Brot sauer macht. Und dann wird festgestellt:
"Der Hauptanteil unserer westlichen Ernährung besteht aus säurebildenden Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten. Besonders der hohe Anteil von tierischen Eiweißen verursacht einen starken Anstieg von organischen Säuren im Körper. Nur etwa 20% einer durchschnittlichen Mahlzeit besteht gegenwärtig aus Basenbildnern wie Obst und Gemüse".
Toll. Voll daneben. Typische Gedankenschleife. Fleisch ist schuld. Der Verfasser verdrängt einfach die Tatsache, dass unser Essen (nämlich über 50% ) aus Getreide besteht. Aus Kohlenhydraten. Die uns sauer machen. Fleisch (laut DGE) wird ja nur zu etwa 12% gegessen.
Die Gedankenschleife ist: Das böse Fleisch. Die Wahrheit wäre: Das böse Brot.
Das kleine Zuckerle am Schluss: In einem Extraabschnitt wird geraten zu basenbildenden Nahrungsmitteln (wörtlich), und das seien
Kartoffeln, Bananen und Dörrfrüchte
wie Pflaumen, Apfelscheiben, Birnenscheiben und Sultaninen
Hier werden also nicht, wie vorher festgestellt Gemüse und vielleicht Obst genannt, sondern ausgerechnet massive und schnell wirkende Kohlenhydrate. Es gibt keinen konzentrierteren Fruchtzucker als Trockenfrüchte. Wir kennen ja nun inzwischen den Zusammenhang zwischen Fructose und Alzheimer.
Wieder so eine, eine zweite Gedankenschleife. Konditionierte Reflexe. Gibt es also auch in wissenschaftlich-ärztlichen Artikeln.
Muss ich immer lächeln. Und denke an meine eigenen eingeschliffenen Gedanken. Die aber hoffentlich Sie anschubsen in ein etwas gesünderes, glücklicheres Leben...