Gesund im Mund von Geburt an
Zu Beginn dieses Jahres habe ich hier bereits über den großen Nutzen von Jod zur Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Parodontitis berichtet (News vom 24.1.24). Parodontitis ist eine der häufigsten bakteriellen Entzündungserkrankungen weltweit, die den Zahnhalteapparat zerstört. Hierzulande ist jeder zweite Erwachsene betroffen. Oft wird die Erkrankung, die fast keine Symptome macht, zu spät erkannt.
Zu wenig wird bei der Betrachtung von Mundhöhlenerkrankungen auf den Speichel und seine Zusammensetzung geachtet. Eine gesunde Speichelzusammensetzung muss Jod in ausreichender Menge enthalten. Die Evolution hat nicht umsonst die Speicheldrüsenzellen mit speziellen Membran-Symportern für die gezielte Aufnahme von Jod ausgestattet. Die Speicheldrüsenzellen geben Jod in den Speichel ab, wo es und seine Metabolite, wie Hypojodit, Mikroorganismen wie Pilze, Viren und auch Bakterien bekämpfen. Eine Parodontitis bzw. ihre bakteriellen Erreger, wie Porphyromonas gingivalis, wird durch ausreichende Jodmengen effektiv im Keim erstickt. In einigen amerikanischen und englischen Laboren wird der Jodgehalt bereits anhand einer Speichelprobe überprüft. Sehr sinnvoll, wie ich finde, aber hierzulande ist dieser Test noch nicht verfügbar.
Während Parodontitis in erster Linie eine Erkrankung im Erwachsenenalter ist, betreffen Karies und die Schmelzhypoplasie vor allem Kinder und Jugendliche.
Eine ausreichende Jodversorgung im Kindesalter (das beinhaltet natürlich auch die Zeit vor der Geburt durch eine entsprechende Jodversorgung der werdenden Mutter) senkt das Risiko des Kindes, später an Karies bzw. an einer Zahnschmelzhypoplasie zu erkranken.
Der Jodgehalt im Speichel sorgt für eine ausreichende Befeuchtung der Mundhöhle und für eine gute antibakterielle Wirkung, z. B. gegen Streptococcus mutans und Streptococcus sobrinus, die beide als Auslöser von Karies gelten. Selbstverständlich sind eine möglichst zuckerarme Ernährung sowie Vitamin D und C auch wichtige Bestandteile einer Kariesprophylaxe.
Bei der Schmelzhypoplasie handelt sich es hingegen um einen Mangel an Zahnschmelz, der durch eine fehlerhafte Schmelzmatrixbildung während der Zahnentwicklung im Mutterleib entsteht. Die Störung tritt während der Bildung des Zahnschmelzes auf, meist in der frühen Kindheit oder sogar schon vor der Geburt. Der Zahnschmelz ist dünner als normal oder fehlt teilweise gänzlich. Dies kann zu Rillen, Grübchen oder anderen Oberflächenfehlern führen. Ein Jodmangel vor und nach der Geburt scheint eine wichtige Rolle bei der Entstehung zu spielen.
Übrigens:
Eine schwangere Frau muss täglich 230 mcg Jod zu sich nehmen, um sich und ihr ungeborenes Kind ausreichend mit Jod zu versorgen und damit auch einer späteren Schmelzhypoplasie entgegenzuwirken.
Ab dem 1. Lebensjahr liegt der Jodbedarf des Kindes bereits bei 100 mcg pro Tag. Ab der Pubertät haben Jugendliche denselben Jodbedarf wie ein Erwachsener (also mindestens 200 mcg gemäß WHO).
Diese Mengen an Jod sind durch eine normale westliche Ernährung nur schwer zu erreichen.
Daher sind Kinder und Jugendliche hierzulande leider fast immer von Jodmangel betroffen. Mit langfristigen Folgen nicht nur für die Zahn-Gesundheit. Mir fallen da noch einige weitere ein: Schilddrüsenerkrankungen im Kinder- und Jugendalter, Hormon- und Wachstumsstörungen, IQ-Defizite, Immundefekte ….
Quellen:
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/degs-jod-studie.html
Alsaeedi EE, Rose P, Welham SJM. Salivary iodide status as a measure of whole body iodine homoeostasis? Br J Nutr. 2024 May 28;131(10):1740-1753. doi: 10.1017/S000711452400031X. Epub 2024 Jan 30. PMID: 38287697; PMCID: PMC11063662.
Usmonova Shoira R: Iodine deficiency in dental patients and modern treatment approaches, Central Asian Research Journal for Interdisciplinary Studies, Volume 1, Issue 3, December 2024. www.afu.uz
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.