Jede Schwangerschaft ist ein Wunder. Es sind unzählige, im Detail aufeinander abgestimmte Prozesse notwendig, damit neues Leben entsteht. Hierbei spielen die Mastzellen und ihr wichtigster Botenstoff, das Histamin, eine ganz entscheidende Rolle. Seit den frühen 1940er Jahren erforschen Wissenschaftler die Mastzellen in den Eierstöcken, in der Gebärmutter und in den Hoden. Und somit wissen wir, dass die Gesundheit der Mastzellen und der (physiologische) Histaminspiegel essenziell für die Spermienreifung beim Mann und auch für das Einnisten der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut sind. Das Histamin-Gleichgewicht ist zudem für die regelreche Zellteilung und das Wachstum des Embryos unverzichtbar. Ohne Histamin kein Leben! Zu viel Histamin hingegen, z.B. durch ständige Mastzellaktivierung, verhindert neues Leben.

Schade ist, dass dieses Wissen keine Anwendung in den Praxen der Gynäkologen und Reproduktionsmedizinern findet, die sich täglich mit verzweifelten Kinderwunschpaaren beschäftigen. Würde neben ICSI und IVF auch einfach mal die Mastzellen untersucht und ggf. behandelt, wären die Erfolgschancen deutlich höher. Nicht selten ist der Grund für ungewollte Kinderlosigkeit ein zu hoher Histaminspiegel.

In meiner Praxis begleite ich oft Paare, die sich bereits vergeblich einer künstlichen Befruchtungstherapie unterzogen haben. Oft kommen sie nach vielen frustranen Versuchen zu mir. Neben vielen Routinelaborparametern (Blutanalyse nach Dr. Strunz u.a.) schaue ich bei beiden auch auf die Mastzellenfunktion, die Diaminoxidase und den Histaminspiegel.

Bei hohen Histaminwerten und/oder niedriger Diaminoxidase (DAO) rate ich vor weiteren Versuchen im Kinderwunschzentrum so lange ab, bis sich die Werte durch eine entsprechende Mikronährstofftherapie normalisiert haben.

Die Diaminoxidase ist ein wesentliches Enzym, das besonders in der Frühschwangerschaft den Histaminhaushalt reguliert. Wie ich in einer anderen News bereits geschrieben habe, ist das Spurenelement Kupfer notwendig, um überhaupt DAO zu synthetisieren. Kupfermangel führt unweigerlich zu DAO-Mangel.

Ab der 14. Schwangerschaftswoche steigt der DAO-Wert deutlich an. Nicht selten lassen sich in dieser Zeit DAO-Werte von über 150 IU/ml, also das 100fache vom Normalwert, messen. Dies ist auch der Grund warum Mastzellsymptome, wie Heuschnupfen, allergisches Asthma und Ekzeme so oft in der Schwangerschaft besser werden oder ganz verschwinden.

„Nie ging es mir so gut wie in der Schwangerschaft.“, sagen viele Allergikerinnen. Allerdings sinkt die DAO nach der Entbindung wieder auf ihren ursprünglichen (niedrigen) Wert.

In den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten kommt es häufig zu Fehlgeburten. Schon im Jahr 2008 wurde von deutschen Wissenschaftlern gezeigt, dass Schwangerschaftskomplikationen und ein niedriger DAO-Wert korrelieren.

Ein niedriger DAO-Wert bzw. ein erhöhter Histaminspiegel lassen sich gut behandeln. In erster Linie durch Kupfer. In zweiter Linie durch Vitamin C, Zink und Mangan und Quercetin.

Diese Mikronährstoffe gehören für mich – neben Folat, Vitamin, Jod und Selen - zu den essenziellen Mikronährstoffen, die jede Frau mit Kinderwunsch zu sich nehmen sollte (laborkontrolliert, das versteht sich von selbst!).

Umso verwunderlicher ist, warum Gynäkologen die DAO nicht mit untersuchen. Wie viel Leid könnte man vielen Frauen dadurch ersparen!


Quellen:
Maintz L, Schwarzer V, Bieber T, van der Ven K, Novak N. Effects of histamine and diamine oxidase activities on pregnancy: a critical review. Hum Reprod Update. 2008 Sep-Oct;14(5):485-95. doi: 10.1093/humupd/dmn014. Epub 2008 May 22. PMID: 18499706.

Elieh Ali Komi D, Shafaghat F, Haidl G. Significance of mast cells in spermatogenesis, implantation, pregnancy, and abortion: Cross talk and molecular mechanisms. Am J Reprod Immunol. 2020 May;83(5):e13228. doi: 10.1111/aji.13228. Epub 2020 Mar 3. PMID: 32053232.

Brew O, Sullivan MH. The links between maternal histamine levels and complications of human pregnancy. J Reprod Immunol. 2006 Dec;72(1-2):94-107. doi: 10.1016/j.jri.2006.04.002. Epub 2006 Jul 24. PMID: 16860879.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.