Harnsäure galt bislang als langweiliger Standardwert, der beobachtet wird, wenn ein Patient zu Gicht neigt oder gar einen Gichtanfall hatte. Dabei beschreibt dieses Messwert, wie man inzwischen weiß, wesentlich mehr als nur die Neigung zur Gicht. Und das praktische ist, dass man diesen Wert zu Hause per Messgerät selbst messen und optimieren kann. Aber der Reihe nach.

Einigen Forschern ist aufgefallen, dass in Personen mit Diabetes Typ-2 der Harnsäurewert deutlich erhöht ist. Daraufhin hat man bestehendes Datenmaterial ausgewertet und geprüft, ob sich anhand des Harnsäurewerts eine erhöhte Wahrscheinlichkeit finden lässt, später im Leben Diabetes Typ-2 zu entwickeln. Und siehe da, man wurde fündig. Auf Basis der Daten der Framingham-Studie fanden die Forscher um Vidula Bhole folgende Daten. Betrug der Harnsäurewert:


  • weniger als 5.0 mg/dL, so bekamen 3.3 von 1000 Teilnehmern Diabetes Typ-2
  • 5.0-5.9 mg/dL, so bekamen 6.1 von 1000 Teilnehmern Diabetes Typ-2
  • 6.0-6.9 mg/dL, so bekamen 8.7 von 1000 Teilnehmern Diabetes Typ-2
  • 7.0-7.9 mg/dL, so bekamen 11.5 von 1000 Teilnehmern Diabetes Typ-2
  • mehr als 8.0 mg/dL, so bekamen 15.9 von 1000 Teilnehmern Diabetes Typ-2

Somit kommen die Forscher zu dem Schluss, dass Personen mit zu hohen Harnsäurewerten ein höheres Risiko haben, später im Leben Diabetes Typ-2 zu entwickeln. Anhand einer zweiten Gruppe wurden ähnliche Werte ermittelt und somit überprüft.

Ich hatte es bereits in der News vom 27.7.2022 ausgeführt, welche biochemischen Abläufe durch den Verzehr von Fruktose angestoßen werden. Denn es ist primär Zucker, den wir deutlich mehr konsumieren und 50% vom Zucker ist Fruktose. Diese Fruktose führt im Menschen direkt zu einem höheren Harnsäurewert. Im Gegensatz zu vielen Tierarten ist uns nämlich ein Enzym abhanden gekommen, welches Harnsäure effizienter abbaut, was – so vermuten die Forscher – wahrscheinlich ein Überlebensvorteil über die Jahrtausende war.

Motiviert durch diese Ergebnisse brachte es die Forscher auf die Idee, zu prüfen, ob Harnsäure auch mit Insulinresistenz einhergeht. Und siehe da, hohe Harnsäure korreliert sehr gut mit hohem Insulin. Das ist insofern interessant, als man aktuell immer noch kein Messgerät für Insulin kaufen kann. Die Messung von Harnsäure erfolgt hingegen genauso einfach wie die Messung von Blutzucker und kann bequem von zu Hause aus erfolgen.

Doch es gibt noch weitere interessante Beobachtungen zu Harnsäure:


  • Harnsäure ist ein guter Risikowert für koronare Herzerkrankungen
  • Harnsäure ist ein guter Risikowert für eine systemische Entzündung im Körper
  • Hohe Harnsäurewerte verschlechtern die Aktivität von Stickstoffmonoxid (NO) im Körper, was zu einem schlechteren Immunsystem (Enzym iNOS) und einer schlechteren Gefäßgesundheit führt (Enzym eNOS).

Merke: Harnsäure ist ein guter Vorhersagewert, ob der eigene Stoffwechsel funktioniert oder ob der Stoffwechsel durch Fruktose absichtlich heruntergeregelt ist. Daher - und weil man das auch zu Hause bestimmen kann - eignet sich Harnsäure sehr gut dazu, den eigenen Stoffwechsel zu prüfen. Ein guter Wert liegt beim Mann unter 5,5 mg/dL und bei der Frau unter 4,5 mg/dL.

Quellen:

Correlation of the Serum Insulin and the Serum Uric Acid Levels with the Glycated Haemoglobin Levels in the Patients of Type 2 Diabetes Mellitus, Anju Gill et al., 2013, DOI: 10.7860/JCDR/2013/6017.3121

Serum Uric Acid Levels and the Risk of Type 2 Diabetes: A Prospective Study, Vidula Bhole et al., 2010, DOI: 10.1016/j.amjmed.2010.03.027

Relationship between Inflammatory Cytokines and Uric Acid Levels with Adverse Cardiovascular Outcomes in Patients with Stable Coronary Heart Disease, Dietrich Rothenbacher et al., 2012, DOI: 10.1371/journal.pone.0045907


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”