Hoffnungslos
Manche von Ihnen glauben ja wirklich, ich würde übertreiben. Ich hätte mich da in eine Idee verrannt. Wenn ich davon spreche, dass die Schulmedizin sich an die Pharmaindustrie verkauft hätte. Dass die Resignationsmedizin auf Ihr Leiden, lieber Mitmensch, nur noch mit Medikamenten reagieren ... kann. Es gar nicht mehr anders weiß.
Das, glauben Sie, sei übertrieben.
Nun ja. Soeben ging durch die gesamte Presse eine sehr hübsche "ätsch!" Studie. In der man zeigte, dass Menschen, die ungesund leben, also mit bis zu fünf Risikofaktoren, einen möglichen Herzinfarkt sehr viel besser überleben als Menschen, die sehr gesund gelebt hatten. Die keinen Risikofaktor hatten. Wenn die einen Herzinfarkt bekommen, sind sie sehr viel häufiger gleich tot. Überraschung. Nun ja. In keiner Besprechung lese ich die Tatsache, dass die gesund Lebenden seltener Herzinfarkt bekommen. Und die ungesund Lebenden viel häufiger. Also Absolutzahlen. Wie gesagt: Nun ja.
Aber ein Körnchen Wahrheit bleibt. Und diese Körnchen Wahrheit erklärt Professor Dr. Wolfgang Schaper aus Bad Nauheim in einem Leserbrief an die FAZ sehr richtig mit der Tatsache, dass die ungesund Lebenden unter Ihnen ihr Herz Jahre, Jahrzehnte unter Druck gesetzt haben. Dass das Herz reagiert. Dass es Kollateralen, also Umgehungskreisläufe, also neue Blutgefäße bildet. Die dann, im Notfall, helfen. Soweit, so gut. Und dann kommt's. Das so typische Denken der Mediziner:
Prof. Schaper, ganz offenbar ein Spezialist, wirft jetzt der Pharmaindustrie vor, eben nicht hier wirksame wichtige und lebensrettende Substanzen zu suchen. Denn wie es zur Bildung der Kollateralen, der neuen Blutgefäße käme, sei ja bereits mit molekularer Genetik erforscht.
Es geht Herrn Prof. Schaper wieder mal nur um ... Tabletten. Sein einzig denkbarer Ausweg.
In jedem meiner Vorträge hören Sie vom "Mr. Marathon", Herrn de Mar. Ein berühmter Marathonläufer (Gewinner Boston Marathon!), dessen Herz nach dem Tode untersucht wurde. Welches drei mal mehr Blutgefäße, 2,5 mal weiter aufwies als beim Normalmenschen. Wir wissen also längst - ohne molekulare Genetik, Herr Prof. Scharper - wie man diese Kollateralen, diese zusätzlichen Herzkranzgefäße sich selbst züchtet. Ohne Pharmaindustrie. Da müssen wir denen gar keine Vorwürfe machen.
Sie, liebe Leser - haben den Punkt verstanden: Das Denken der Ärzte ist so fürchterlich eingeengt. Kennt nur noch die Pharmaindustrie. Hat die Natur vergessen. Die sehr viel wirksamere Natur. In wissenschaftlicher Sprache: die Epigenetik.