Ich liebe mein Cholesterin!
Wir haben in den letzten News gelernt, dass eine Ernährung gemäß der Jäger und Sammler offensichtlich gesünder für uns Menschen ist als eine Ernährung primär auf Basis von angebauten Kohlenhydraten. Doch trotz dieser Erkenntnis, die auch durch die Arbeit von Anthropologen wie Loren Cordain massiv untermauert wird, warnen viele Wissenschaftler vor einem hohen Gesamtcholesterin. Es würde unsere Arterien verstopfen. Der Mensch liebt ja einfache Modelle und daher liegt es nah, anzunehmen, dass unsere Arterien wie eine Abflussröhre funktionieren. Wenn ich eines gelernt habe in den nun sieben Jahren Studium der Biochemie des Menschen, dann dass der Mensch sich nicht auf einfache Modelle reduzieren läßt. Doch gehen wir Schritt für Schritt vor.
Die These, dass Cholesterin unsere Gefäße verstopft, kommt aus den 1960iger Jahren, primär artikuliert durch den Biologen Ancel Keys bzw. seine Arbeitsgemeinschaft. Wenn diese Theorie stimmen würde, dann müsste die Sterblichkeit mit steigendem Cholesterinspiegel ebenfalls steigen, richtig? Schön linear nach oben, wie wir es eigentlich nie in der Biologie sehen.
Da man fest an diese These glaubte, führte man mehrere große Studien durch, die wir uns der Reihe nach anschauen. Mir ist das Thema genauso wichtig wie Ihnen, denn Sie sollen die Angst vor gesättigtem Fett und angeblich hohen Cholesterinwerten verlieren.
Nehmen wir also eine Studie aus dem Jahr 2018 mit einer Größe von über 12 Millionen Patienten, die zudem in Nature veröffentlicht wurde. Wie Sie in der Grafik sehen können, liegt das niedrigste Sterberisiko bei einem Gesamtcholesterinwert von 230 bis 240 mg/dl. Bei sinkendem Gesamtcholesterin steigt Ihr Sterberisiko und ist bei einem Gesamtcholesterin von 120 schon doppelt so hoch wie bei 240 mg/dl. Wenn Ihnen Ihr Hausarzt jemals wieder sagen möchte, dass Ihr Cholesterin von 240 gefährlich sei, dann nehmen Sie ihm diese Studie ausgedruckt mit.
Auch in der Studie aus dem Jahr 2020 von Camilla Johannesen auf Basis von über 100.000 Teilnehmern (2. Grafik) ergibt sich ein identisches Bild. Über alle Personen betrachtet ist es eben genau nicht so, dass die Teilnehmer mit niedrigem LDL ein niedriges Sterberisiko haben. Im Gegenteil, sie haben ein 50% höheres Risiko zu sterben als Personen mit einem gesunden LDL-Spiegel von 140 mg/dl.
Es kommt jedoch, und das betone ich immer wieder, auf die gesunde Zusammensetzung des Cholesterins an. Sie möchten einen möglichst hohen HDL-Wert mit einem möglichst niedrigen Wert für Triglyceride haben, so dass Tri/HDL möglichst 0.5 ergibt.
Zum Schluss noch ein Ausblick zu dem biochemischen Hintergrund dieses Ergebnisses: Cholesterin ist die Basis für Pregnenolon und somit die Basis aller Sexualhormone im Menschen. Zudem auch Basis für die Bildung von Cortisol, dem Masterhormon. In weiteren News werden wir dieses Thema vertiefen.
Quellen:
Total cholesterol and all-cause mortality by sex and age: a prospective cohort study among 12.8 million adults, Sang-Wook Yi et al, 2018, DOI: 10.1038/s41598-018-38461-y
Association between low density lipoprotein cholesterol and all cause mortality: results from the NHANES 1999–2014, Ya Liu et al., 2011, DOI: 10.1038/s41598-021-01738-w
Association between low density lipoprotein and all cause and cause specific mortality in Denmark: prospective cohort study, Camilla Johannesen et al., 2020, DOI: 10.1136/bmj.m4266
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
”