Im Alter schneller laufen?
Das Gegenteil ist richtig: Wer älter wird, läuft langsamer. Unausweichlich. Beweisen die Marathonbestzeiten, statistisch aufgetragen gegen das Alter. Unzweifelhaft strengt sich auch ein 70-jähriger an bis zur möglichen Grenze. Bleibt aber langsamer. Soweit stimmt das.
Nur: Wie so immer bei Statistiken: Gilt das auch für Sie? Als Einzelperson? Antwort: Nein, gilt nicht. Sie können im Alter schneller werden.
Schlichte Erklärung: Als Hobbyläufer haben Sie in der Jugend (mit 30 bis 40J.) ja gar nicht Ihr Optimum erreicht. Wollten Sie vielleicht auch gar nicht. Vernünftig. Wenn Sie das nun mit 60 -70 Jahren aber anstreben, können Sie schneller sein als in Ihren jungen Jahren.
Nur: Wie macht man das?
Problem: Im Alter wandeln sich die schnellen Muskelfasern immer mehr zu langsam kontrahierenden Muskelfasern um; auch die Muskelmasse nimmt ab; so ist es tatsächlich schwieriger, sich die Schnelligkeit zu bewahren.
Kommt hinzu: Schnelligkeitstraining ist sehr intensiv, kräftezehrend. Braucht also längere Erholung. Und Erholungsprozesse laufen im alternden Körper langsamer ab. Unbestreitbar. Sie brauchen also längere Pausen, können weniger trainieren. Uraltes Dilemma.
Ausweg? Gibt es. Die Forschung ist sich einig, dass Kraft beim alten Menschen genauso trainierbar ist wie beim jungen (siehe News 25.11.2017). Und glücklicherweise hängen ja Kraft und Schnelligkeit sehr eng zusammen.
Erkennen Sie sofort, wenn Sie die muskelbepackten 100-Meter-Läufer bestaunen. Also die schnellen Läufer. Und vergleichen mit Marathonsiegern. Sehnig-hagere Gestalten.
Kraft also ist der Ausweg. Heißt in der Realität: Fitnessstudio. Ginge selbstverständlich auch zu Hause, aber da lauert links hinter dem Geschirrschrank der innere Schweinehund. Wissen Sie. Also Studio. Da muss man dann wohl oder übel. Sie trainieren also:
- Kraft
- dazu Sprünge beim Lauftraining
- heißt in Summe zusammengefasst dann, wenn Sie älter werden, aber schneller werden möchten:
- ersetzen Sie die üblichen schnellen und belastenden Laufeinheiten
- zum guten Teil durch Kraft- und Sprungtraining
- ergänzt durch weniger belastende, lockere Dauerläufe.
Die Hauptsache aber – schon vergessen? – ist der gesunde Körper. Damit meine ich den mit allen essentiellen Substanzen wohlgefüllten Körper. Wenn Sie das Ganze wirklich ernst nehmen, kommen Sie um eine Blutanalyse nicht herum.
Quelle: Wesentliche Gedanken von Viktor Röthlin (schnellster europäischer Marathonläufer jemals) in FITforLIFE 6/18 Seite 34