Immer auf die Dicken
beschwert sich ein deutscher Professor für innere Medizin an der Uni Lübeck. Das sei ungerecht, meint er, und hat sogar ein Buch geschrieben "Das egoistische Gehirn".
In dem er zeigt, dass Dicke gar nichts dafür können. Dass die ihrem Gehirn ausgeliefert sind. Einem Gehirn, dass durch Dauerstress geschädigt sei, nämlich durch Angst vor Arbeitslosigkeit, andauernde finanzielle Sorgen, ungelöste Konflikte im Job oder anhaltende familiäre Spannungen.
Ich liebe solche Bücher. Da fühle ich mich gleich ernst genommen. Da finde ich mich wieder. Übrigens jeder von Ihnen. Ist sicher kein Zufall ...
Jedenfalls verliert das gestresste Gehirn die Fähigkeit der Energiebestellung aus dem Körper. Also müsse, so meint Professor Peters, immer mehr gegessen werden, um die Gehirnversorgung zu sichern. Er nennt das "comfort eating". Klingt gut. Ist trotzdem Unsinn (Prof. Dr. S. Lenzen). Wir haben doch soeben gelernt, dass das Gehirn mit 20 g Zucker pro Tag auskommt. Pro Tag. Ein großer Esslöffel. Und das bisschen stellt der Körper aus Eiweiß her. Das wars. Aber weshalb soll man sich mit Fakten beschäftigen, wenn man plakativ und medienwirksam fragen kann:
"Seit Jahrzehnten fragen sich Ernährungsforscher, Physiologen, Diabetologen, warum die Menschheit immer dicker wird ... Es liegt auf der Hand, dass die Medizin am Problem der globalen Übergewichts-Epidemie bisher grandios gescheitert ist. Um das zu bemänteln braucht es schon ein Heer von Sündenböcken". Was wäre da geeigneter - frägt bohrend Professor Peters - als die Mär von den Millionen undisziplinierten Dicken ...?
Dabei sei doch schon 2001 an der Uni Yale die richtungsweisende Studie erschienen, dass das Ausmaß von Gewichtsdiskriminierung in den USA mittlerweile vergleichbar ist mit dem von Rassendiskriminierung. Das hätte doch für einen Sturm der Entrüstung sorgen sollen. Doch die blieb bis heute aus.
Warum wohl? Und was soll solch eine "Studie" eigentlich?
Dabei hat Prof. Peters in einem entscheidenden Punkt recht. Wenn auch ganz anders als er glaubt. Tatsächlich werden die Dicken dieser Welt von uns Ärzten im Stich gelassen. Kaum ein Arzt auf dieser Welt, nur ganz wenige haben bisher, im Jahr 2011 das physiologische Gesetz verinnerlicht:
Kohlenhydrate stoppen die Fettverbrennung
Der Feind also heißt Zucker und Mehl. Und plötzlich wird alles ganz, ganz einfach. Medizin ist einfach.
Weiß man als Student nicht. Da erscheint das medizinische Wissen unüberschaubar. Weiß man als frisch praktizierender Arzt nicht. Da wird man überwältigt von der Flut völlig unbekannter Befindlichkeiten und Krankheiten seiner Patienten. Weiß man erst nach 30, 40 Jahren täglicher Beschäftigung mit dem Fach: Medizin ist wirklich einfach. Es gibt nur einige wenige Prinzipien. Wenn man genau hinguckt, sogar nur ein einziges Prinzip.
Wenn man sich daran hält, bleibt man gesund. Wenn man es abtut, wird man eben krank.