Impressionen Evolutionäre Medizin und Gesundheit, Teil III
Gast News Nr. 60
Fortsetzung von Teil II
Auf den dritten Vortrag von Prof. Aaron Blaisdell war ich besonders gespannt. Er untersucht an der University of California das Verhalten von Tieren und Menschen. War für dieses Symposium auch zum ersten Mal in Deutschland.
Falls Sie sich dafür interessieren, wie Tauben die Realität mit ihren Augen wahrnehmen, wie sich Ratten unter Unsicherheit trotz Konditionierung verhalten oder weshalb der Mensch das einzige Lebewesen ist, welches „So-Tun-Kann-Als-Ob“, dann lohnt ein Blick auf seine Webseite und seinen Twitter Account. Experimentelle Psychologie und Neurowissenschaften sind sein Fachgebiet.
Schlank, grinsend und positiv eingestellt. Typisch California. Darum traut er sich auch:
Er ist Editor-in-Chief des jungen Journals „Journal of Evolution and Health“, das bis dato 57.000 Downloads vorweisen kann, und vertritt die „Ancestral Health Society“.
Thema seines Vortrages ist die Frage, weshalb der Mensch dem Tier in Sachen Abstraktion und kognitivem Vorstellungsvermögen so überlegen ist. Manch einer würde sagen, intelligenter ist.
„Only humans can imagine“ ist seine Kernaussage. Manch ein Hundeliebhaber schüttelt jetzt den Kopf. Verständlicherweise, denn Tiere zeigen Reaktionen, die wir Menschen emotional nachempfinden können. Hier empfiehlt sich das Buch „How Emotions are made.“, von Prof. Lisa Feldman Barrett.
Tatsächlich unterscheidet sich die innere Gefühlswelt, und damit die Welt an sich, von Tieren und Menschen. Und wie wir die Welt eben wahrnehmen, beginnt immer mit dem funktionierenden Organismus (siehe News 10.10.2018). Der Mensch hat ein unglaublich ressourcenverzehrendes Gehirn. Metabolisch sehr teuer. Und verzehrte eben mehrheitlich große Beute, also Protein, während beim Affen Blätter ganz oben auf dem Speiseplan stehen. Protein, das bedeutet Wachstumshormon.
Solche Hormone haben unser Gehirn geformt. Uns befähigt, Werkzeuge wie Pfeile zu bauen, die eine gewisse Reihenfolge an Arbeitsschritten benötigen. Man muss die Einzelteile, wie Pfeilspitze, Schaft und Feder in der richtigen Reihenfolge zusammenfügen. Dabei gibt es tausende falscher Möglichkeiten, einen Pfeil zusammenzubauen. Und eben nur wenige, richtige Möglichkeiten.
Wir Menschen zeichnen uns auch dadurch aus, Dinge weglassen zu können. Intelligenz beginnt beim Weglassen. Nicht beim Hinzufügen. Hat da nicht der Präsident eines größeren NATO Mitgliedstaates erst letztes Jahr verordnet:
Für jede neu eingeführte Regelung müssen zwei Regelungen außer Kraft gesetzt werden.
Intelligent. Weil es auf simplen, nicht einfachen, Grundprinzipien beruht. Weiß jeder, der sich mal ein Wochenende ernsthaft mit Komplexität und Intelligenz beschäftigt.
Oder man überlässt es eben der Natur. Dem Funktionierenden Organismus. Der dem gesunden Wesen, zufälligerweise dann eben der Mensch, die Möglichkeit des Spielens mitgibt.
Zweite Kernaussage von Prof. Blaisdell. Der Mensch ist dem Tier ab dem 18. Lebensalter deshalb derart überlegen, weil er spielt. Make-Belief anwendet. So-Tut-Als-Ob.
So simpel ist das. Beim Spiel werden Dinge weggelassen, die uns aufhalten würden. Um zu lernen.