In der Not…
… frisst der Teufel Fliegen. Den Spruch kennen Sie. Findet derzeit eine gar hübsche Anwendung: In der Not, also jetzt in der Corona-Krise, fangen Regierungen (!) an, sich mit
Vitamin D gegen Corona
zu beschäftigen. Nämlich FRANKREICH und ENGLAND. Der erheiternde Gegensatz: Aber nicht Deutschland! Lassen Sie mich einfach zitieren:
- „Die französische Académie nationale de Médecine empfiehlt (22.05.2020), alle Senioren über 60 zu testen und, falls zu wenig Vitamin D, mit Bolusdosen von 50.000 – 100.000 Einheiten Vitamin D zu behandeln.“
Begründet wurde das mit ganz außerordentlichen und folgenschweren Sätzen wie:
- „Es wurde eine signifikante Korrelation zwischen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und der Sterblichkeit durch Covid-19 gezeigt.“
Ei der Daus. Gestorben wurde an dem Virus also bei Vitamin-D-Mangel. Heißt anders herum… denken Sie selbst. Und es waren genau solche Regierungen, die in der wirklichen Notzeit Feb. – April Vitamine geradezu verdammt haben. Ein weiteres Zitat:
- „Vitamin D spielt eine Rolle bei der Regulierung und Unterdrückung der Zytokin-Entzündungsreaktion, die das akute Atemnotsyndrom verursacht, das die schweren und oft tödlichen Formen von Covid-19 charakterisiert.“
Hier wird sogar präzise die Rolle von Vitamin D erklärt. Da gibt es kein Zweifel, kein Vertun. Wie viel Hunderttausend Covid-Opfer sind also umsonst gestorben? Wird da irgendjemand am Schlafittchen gepackt? Ach wo… sind ja bloß ältere Herrschaften (so wie ich einer bin).
Und in GROßBRITANNIEN? Aufgrund ganz fuchtbarer Todeszahlen fordern nun UK-Behörden, dass Vitamin D und sein Zusammenhang mit Corona untersucht werden solle.
- „British ministers order urgend review of Vitamin D Corona-Virus.“ Titelt FR24news.
Nochmal erklärt im Guardian:
- „Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens prüfen dringend die potenzielle Fähigkeit von Vitamin D, das Coronavirus-Risiko zu verringern.“
Soweit Frankreich und Großbritannien. Kommen wir doch mal zu DEUTSCHLAND. Ein Brief an Frau Dr. Merkel und die 16 Ministerpräsidenten unserer Republik ergab folgende Referenten-Antwort:
- „Im Internet wird suggeriert, dass die Einnahme von … Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln vor einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 bzw. der Auslösung der Erkrankung COVID-19 schützen kann.
SARS-CoV-2 ist erst seit kurzer Zeit bekannt. Daher gibt es keine Studien, die untersucht haben, ob die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor einer Infektion mit diesem Virus bzw. der Auslösung der Erkrankung schützt.
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel, sondern Lebensmittel, die die normale Ernährung ergänzen können.“
Glatt gelogen. Dafür sind Referenten da. Frau Dr. Merkel kann die Hände in Unschuld waschen.
- Vitamin D kann selbstverständlich niemals vor einer Infektion schützen. Und das wird hier gleich zwei Mal suggeriert. Wenn jemand Sie anhustet, dann sind Sie eben angesteckt. Das hat doch mit Vitamin D überhaupt nichts zu tun.
Sondern Vitamin D soll dann, wenn Sie infiziert sind, Schaden von Ihnen wenden.
Und Studien gibt es in zwischenzeitlich Tausende. In den letzten 5 Monaten wurden über 40.000 Studien zu Covid-19 veröffentlicht. Kein Mensch kann die mehr überblicken. Und wenn vernünftige Studien über Vitamin D und das Corona-Virus fehlen, dann sollte man meinen Berufsstand am Kragen packen. Die machen nämlich solche Studien… nicht.
Hätte ja vielleicht auch der deutsche Gesundheitsminister initiieren können. Oder? Hat er aber nicht.
Die zweite Lüge? Vitamin D wird gleich als Pippi-fax verleumdet. Sei ja bloß ein Lebensmittel… Tja… Wenn Sie eine vernünftige, wirksame Vitamin-D-Dosis wollen, müssen Sie in die Apotheke gehen. Ist verschreibungspflichtig. Meines Wissens sind Lebensmittel nicht verschreibungspflichtig, Herr Referent, oder?
Sind wir wieder beim Knackpunkt: Eine wirksame, sichere Dosis von Vitamin D wären 10.000 Einheiten täglich. Und natürlich nicht als „NEM, also Lebensmittel“ von 1.000 I.E. täglich. Das freilich dürfen Sie frei kaufen.
Hallo, aufgewacht, Herr Referent: Hier geht´s ums Leben von Hunderttausenden von Menschen. Auf dieser Welt. Da sollte man nicht so flapsig antworten. Und versuchen, den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Vielleicht doch mal ein bisschen über die Landesgrenzen hinausgucken? Sich an Frankreich oder England orientieren?
Quelle: Heise online. Telepolis vom 18.06.2020