Insulinresistenz vernichtet Muskeln
Muskeln sind nicht nur wichtig, damit wir gerade und selbstbewusst durchs Leben spazieren. Sie schützen unsere Gelenke, produzieren wichtige Stoffe für das Immunsystem und halten uns insgesamt jung. Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse bei vielen ab. All die schönen Nebeneffekte der Muskulatur schwinden ebenfalls dahin. Doch ist es wirklich das Alter, was die Muskeln schwindet lässt? Oder sind es die leeren Kohlenhydrate, die die meisten ein Leben lang konsumieren?
Insulinresistenz zeichnet sich dadurch aus, dass die Zellen auf das wichtige Hormon nicht mehr richtig reagieren. So auch die Skelettmuskulatur. Schuld ist ein ständig erhöhter Insulinspiegel, der wiederum durch den Konsum zu vieler einfach aufgebauter Kohlenhydrate entsteht. Es verhält sich etwa so wie mit Menschen, die an stark befahrenen Straßen leben. Sie nehmen den Lärm irgendwann nicht mehr wahr. Genauso reagieren Zellen auf das Signal, welches Insulin vermittelt, nicht mehr.
Insulin fördert die Proteinsynthese in der Muskulatur.
Insulin reguliert aber nicht nur den Transport von Glucose und Fettsäuren in die Zellen, die dann zur Energieherstellung genutzt werden. Insulin wirkt auch direkt als epigenetischer Schalter. Es gibt das Signal zur Bildung neuer Proteinverbindungen zum Aufbau der Muskulatur. Der Insulinspiegel muss dafür nicht hoch sein, aber die Zellen müssen auf Insulin reagieren können, was bei einer Insulinresistenz nicht mehr der Fall ist.
FOXO-Proteine reduzieren Muskelmasse.
Aber auch die Abwesenheit von Insulin, wie es in insulinresistenten Zellen der Fall ist, wirkt als Genschalter. Vor allem werden Gene der FOXO-Familie aktiv. Das führt zu einem Abbau der Muskelmasse.
Insulin lässt in den Mitochondrien Proteine für die Energieherstellung entstehen.
Insulin wirkt zudem auf die Gene der Mitochondrien. In einem gesunden Organismus fördert Insulin die Bildung neuer Proteine für die Energieherstellung. Reagieren die Zellen aber nicht mehr auf Insulin, werden immer weniger dieser Proteine gebildet. Fehlt den Muskelzellen Energie, können sie ihre Leistung nicht mehr erbringen. Werden sie nicht mehr benutzt, werden sie abgebaut.
Das Aminogramm von Personen mit Insulinresistenz zeigt typische Veränderungen. Die zu den verzweigtkettigen (BCAAs) gehöhrenden Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin sind meist erhöht. Diese Aminosäuren kommen besonders häufig in der Muskulatur vor. Wird die Muskulatur abgebaut, reichern sie sich im Blut an. Aufgrund chronischer Entzündungsreaktionen, die oft mit einer Insulinresistenz einhergehen, sind zudem der Arginin-, Threonin- und der Tryptophan-Spiegel erniedrigt.
Quelle: Liu ZJ, Zhu CF. Causal relationship between insulin resistance and sarcopenia. Diabetol Metab Syndr. 2023;15(1):46.
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"